Neue Preise für Pendler:Widerstand gegen Tarifreform

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Nach den neuesten Plänen des Münchner Verkehrsverbunds soll Moosburg in die letzte von sieben Zonen rutschen. Bürgermeisterin Anita Meinelt sieht darin eine "extreme Benachteiligung" der Stadt.

Von Petra Schnirch, Freising/Moosburg

Noch ist nicht viel darüber bekannt, wie sich die MVV-Tarifreform auf den Landkreis auswirken wird. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund hält sich vorerst bedeckt, was die mögliche Preisgestaltung angeht. Dennoch wird schon jetzt Protest laut, denn Moosburg soll künftig im äußersten der sieben Tarifkreise liegen. Die Moosburger Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) sieht hier eine Ungleichbehandlung und spricht von einer "extremen Benachteiligung". Sie fordert, die Stadt in den vorletzten Ring zu verschieben. Landrat Josef Hauner (CSU) sichert seine Unterstützung zu.

Auch um eine andere Eingliederung des Flughafens bemüht sich Hauner. Der Airport befindet sich laut aktueller Planung künftig im vorletzten Kreis. Somit bliebe eine Fahrt von dort nach München teurer als von Freising aus. Die Tarifreform soll im Juni 2019 kommen, bei einer Gesellschafterversammlung am 7. Juli, also in sieben Wochen, sollen weitere Details besprochen werden. Bisher stand in den Diskussionen vor allem der Münchner Innenraum im Fokus. Für diese "M-Zone" soll es ein Innenstadt-Ticket geben. Das restliche Tarifgebiet umfasst sechs Kreise, Moosburg liegt nach derzeitigem Stand der Planung in Zone sechs - gemeinsam mit Wasserburg.

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Schüler dürfen quer durch die Stadt fahren, Senioren schon vor neun Uhr, und Pendler sparen sich Kosten: Von Juni 2019 an kommen Neuerungen im Nahverkehr. In diesem Jahr soll es keine Preiserhöhungen geben.

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Dies stößt auch Markus Grill, dem Vorsitzenden des SPD-Stadtverbands Freising, auf. Denn der Landkreis Ebersberg ist nicht schlechter eingeordnet als in Kreis fünf. Grill befürchtet, dass etliche Bürger im Außenbereich draufzahlen könnten, während viele Münchner vom neuen Innenstadttarif profitieren würden. Auch er macht sich deshalb dafür stark, Moosburg in die vorletzte Zone zu verschieben. Es sei wichtig, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) "attraktiv zu bekommen".

Auch für Münchner ist interessant, dass die Ticket-Preise im Außenraum stabil bleiben - damit möglichst viele mit der Bahn und nicht mit dem Auto in die Stadt fahren

Ähnlich argumentiert Moosburger Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne), der selbst seit 1983 pendelt. Auch die Münchner müssten ein Interesse daran haben, dass die Ticket-Preise im Außenraum stabil blieben oder vielleicht sogar günstiger würden, damit möglichst viele mit der Bahn und nicht mit dem Auto in die Stadt fahren. Er sieht hier zudem Bund und Freistaat in der Pflicht, den ÖPNV noch stärker zu fördern. Weiterer wichtiger Punkt ist für ihn die Taktdichte. Künftig müssten wieder mehr Züge in Moosburg halten, fordert er. Und auch die Qualität sei entscheidend. "Ein Sitzplatz ist mir schon wichtig", sagt Stanglmaier. Er arbeite oft im Zug, "da mag ich nicht stehen".

Meinelt sieht bei der aktuell geplanten Zonen-Einteilung darüber hinaus auch Ungerechtigkeiten im Landkreis Freising. Andere Gemeinden seien in der aktuellen Planung günstiger platziert als Moosburg, obwohl sie genauso weit von München entfernt seien. Sie hat bereits an Landrat Hauner und den MVV geschrieben und hofft, dass die Pläne noch korrigiert werden. Sie warnt zudem vor einer Verschiebung des Pendlerverkehrs. Den Bahnhof in Moosburg nutzten viele Berufstätige aus dem Raum Landshut und Erding. Sollten die Fahrkarten von Moosburg nach München deutlich teurer werden als von Langenbach, könnten viele dorthin ausweichen. Darauf sei der kleine Bahnhof dort nicht ausgerichtet.

Landrat Hauner hebt aber auch die Vorteile der geplanten Reform hervor, bei der die bisher 16 Ringe für Zeitkartenbesitzer auf sieben Tarifkreise reduziert werden sollen. Im Landkreis Freising gebe es dadurch mehrere Korrekturen bei den Tarifzonengrenzen, so rücke Hallbergmoos näher an den Flughafen heran. Von Langenbach aus sei sowohl Moosburg als auch Freising mit einem Ein-Zonen-Ticket erreichbar. Insgesamt lasse sich sagen, dass mit den Fahrkarten künftig ein größerer Geltungsbereich zurückgelegt werden könne, die Preissprünge im Bartarif würden abgeschafft. Treue MVV-Kunden sollen künftig zudem stärker von Rabatten profitieren. Bisher seien aber lediglich die Tarifpläne und somit die Zonengrenzen festgelegt worden, erklärt der Landrat, alles andere sei noch in Arbeit, "sodass derzeit noch kein endgültiges Urteil über konkrete Betroffenheiten in unserem Landkreis gefällt werden kann". Die Forderung aus Moosburg habe das Landratsamt den Gutachtern zur Beurteilung weitergeleitet.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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