Neue Linie:"Eine echte Alternative zum Auto"

Neue Linie: Die Blasmusik spielte am vergangenen Samstag zur Jungfernfahrt der Buslinie 692 auf, und der Freisinger Landrat Josef Hauner hielt auch eine Rede.

Die Blasmusik spielte am vergangenen Samstag zur Jungfernfahrt der Buslinie 692 auf, und der Freisinger Landrat Josef Hauner hielt auch eine Rede.

(Foto: Marco Einfeldt)

Hallbergmoos und Neufahrn feiern die Inbetriebnahme der neuen Buslinie 692. Sie verkehrt wochentags im 40-Minuten-Takt in Neufahrn und Hallbergmoos und verbindet die Orte und deren Bahnhöfe mit dem Cineplex-Kino

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Sache mit der ICE-Panne in der Nacht davor hatten die meisten im Hinterkopf. "Hoffen wir, dass es hier besser läuft", schmunzelte Pfarrer Wolfgang Lanzinger, als er am Neufahrner Bahnhof mit seiner evangelischen Kollegin Juliane Fischer aus Hallbergmoos den Bus der neuen Linie 692 segnete. Wenig später gab es bei der Probefahrt doch ein kleines Problem: Die Zeppelinstraße in Hallbergmoos war gesperrt, kein Durchkommen für den Bus. Nach einem kleinen Umweg war die neue Linie freilich schnell wieder auf der Spur, und am Sonntag hat sie ganz offiziell ihren Betrieb aufgenommen.

Sie verbindet Neufahrn und Hallbergmoos, die S-Bahn-Haltestellen in beiden Orten und erschließt hier wie dort auch Gebiete, die bisher keine ÖPNV-Anbindungen hatten, den Sportpark in Hallbergmoos etwa, den Gewerbepark Nova Neufahrn oder, an vorderster Stelle, das Gewerbegebiet Römerweg in Mintraching mit dem Kino. Die Cineplex-Betreiber hätten schon 2000 Taschenfahrpläne für ihre Besucher angefordert, berichtete Neufahrns Verkehrsreferent und ÖDP-Gemeinderat Florian Pflügler, der sich intensiv für die neue Buslinie eingesetzt hatte.

Schon 2014 sei die Verbindung mit dem MVV besprochen worden, erinnerte er sich. Es folgten viele weitere Gespräche, Untersuchungen durch MVV-Consult, Finanzierungsverhandlungen zwischen Gemeinden und Landkreis, und zuletzt dann die kontroverse Diskussion über die Streckenführung im Neufahrner Süden. Entsprechend genau haben sich die Neufahrner Gemeinderäte bei der Jungfernfahrt am Samstag die Stellen angeschaut, die als neuralgische Punkte galten. In manchen Wohnstraßen und an der einen oder anderen Abzweigung ist es tatsächlich eng geworden, stecken blieb der Bus aber nicht. Immer noch kritisch ist in den Augen vieler allerdings die Ausfahrt von der Robert-Koch-Straße nach links in die Staatsstraße 2053.

Gleiches gilt in Mintraching für die Ausfahrt vom Isarweg nach links in die alte B 11. Die Probefahrt fand an einem Samstag statt, im Berufsverkehr, so die Befürchtung, könnte das Abbiegen deutlich schwieriger werden. Speziell das Problem mit der alten B 11 hat Verkehrsreferent Pflügler aber schon im Visier. Es ist geplant, die bestehende Bedarfsampel so zu programmieren, dass sie sich einschaltet, sobald ein Linienbus kommt. Dann wird der Verkehr auf der alten B 11 gestoppt, und der Bus kann problemlos einbiegen. Sichtlich genossen hat die Probefahrt Burghard Rübenthal (CSU), der daran erinnerte, dass seine Fraktion sich als erste schon vor vielen Jahren für einen "Kino-Bus" stark gemacht hatte. Die Linie 692 geht nun noch darüber hinaus.

Sie verkehrt montags bis freitags von sechs Uhr früh bis nach Mitternacht im 40-Minuten-Takt. Samstags, sonntags und an Feiertagen fahren die Busse von 13 Uhr bis Mitternacht im 60-Minuten-Takt, allerdings werden im Neufahrner Süden nicht alle Haltestellen angefahren. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Reihenfolge der Haltestellen vormittags und nachmittags variiert, weil sie jeweils den Bedürfnissen von Berufstätigen auf dem Weg zur Arbeit oder zurück entspricht. Mit ihren vielen Verknüpfungen decke die Linie einen vielseitigen Bedarf ab, resümierte Pflügler, der deshalb mit einer guten Auslastung rechnet. Von einem großen Schritt sprach auch Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Sein Hallbergmooser Kollege Harald Reents (CSU) hob die gute interkommunale Zusammenarbeit bei diesem Projekt hervor: "Kirchturmdenken war gestern", betonte er. Das Ergebnis sei ein richtiges Premiumangebot und damit eine echte Alternative zum Auto.

Dass die Busse auch an Wochenenden und Feiertagen fahren, hob Landrat Josef Hauner (CSU) hervor, "das ist bei vielen Linien nicht der Fall." Pflügler freute sich auch, dass Mintraching mit der Linie 692 als erster Neufahrner Gemeindeteil eine so hervorragende Anbindung bekomme. Bei künftigen Planungen solle man auch an die Dörfer im Norden Neufahrns denken, die bisher noch gar keine öffentliche Bus-Verbindung zum Hauptort hätten.

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