- Spannend wird eine Entscheidung im Landtag für das Budget der Stadt Freising: Am kommenden Donnerstag diskutiert der Sozialausschuss erneut über die Neuregelung, die Kindertagespflege zu vergünstigen. Ziel soll sein, dass künftig mehr Kinder von Tagesmüttern statt in einer Krippe betreut werden. Kommt diese Regelung tatsächlich, muss die Stadt Freisinger jedoch finanziell einspringen, um das Gegenteil zu verhindern - nämlich dass es in Zukunft keine Tagesmütter mehr gibt.
"Momentan läuft finanziell alles reibungslos", sagt Sabine Müller, Leiterin des "Tageselternzentrums" in Freising, das einer der Träger der Kindertagespflege im Landkreis ist. Die 27 Tagesmütter, die sich im Jahr um etwa 100 Kinder kümmern, könnten für ihre Arbeit gut entlohnt werden. So teilen sich Eltern und Kommune die Kosten für die Vermittlung, Beratung und den Stundenlohn für die Tagesmütter.
"Unsere Tagespflege wird außerdem immer weiter professionalisiert", stellt Müller, auch mit Blick auf die Kosten, fest. So bilde das "Tageselternzentrum" in 100 Unterrichtsstunden die Tagesmütter aus. Zusätzlich hospitierten die angehenden Betreuerinnen dann im Zentrum und besuchten neuerdings auch eine Hygiene-Schulung. Bis sie schließlich Säuglinge und bis zu dreijährige Kinder zur Tagespflege bei sich aufnehmen könnten.
Anders als in Krippen erfolge die Betreuung in kleineren und überschaubaren Gruppen: "Eine Tagesmutter kümmert sich für einige Stunden pro Woche um maximal fünf Kinder", erläutert Müller. Damit für Eltern die Tagespflege erschwinglich bleibe, versuche das "Tageselternzentrum", die Gebühren an die Krippen anzugleichen. "Deshalb sind im Freisinger Landkreis die Tagesmütter ohnehin relativ günstig für die Eltern", bilanziert Müller. Die Kindertagespflege werde, weil sie eine familiennahe Betreuungsform sei, sehr gut angenommen und die Nachfrage auch künftig steigen. "Leider ist es etwas mühselig, neue Tagesmütter zu gewinnen", erzählt Müller weiter und freut sich umso mehr auf die drei neuen Anwärterinnen, die im Oktober ihre Ausbildung im "Tageselternzentrum" beginnen.
Eine Kerbe in das derzeit stabile Standbein in der Tagespflege könnte allerdings die Neuregelung des "Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes" spätestens zum Jahresanfang 2013 schlagen: Es wird geplant, die finanzielle Beteiligung der Eltern für die Tagespflege zusätzlich um bis zu einem Drittel zu senken - auf wessen Kosten das geht, bleibt offen. "Aber Fakt ist, dass nicht am Lohn der Tagesmütter gespart werden kann", sagt Müller, die fürchtet, dass die Betreuer dann abspringen könnten. Denn der Aufwand für die Qualifizierung zur Tagesmutter sei groß, geschweige denn die Tätigkeit selbst. "Wird nicht entsprechend entlohnt, bröckelt die Motivation weg", meint Müller, die gleichzeitig nicht den Eindruck aufkommen lassen will, dass eine Tagesmutter dem Lohn nach nur zweitklassig sein könnte. Weil sie das Lohnniveau halten will, muss die organisatorische Leiterin jetzt über die Zukunft der Tagespflege spekulieren: "Wir haben durchgerechnet, dass unserem Budget 90 000 Euro aus dem Kostenanteil der Eltern fehlen werden." Aus eigener Tasche oder aus Spenden könne das "Tageselternzentrum" dieses Loch nicht stopfen. Deshalb habe Müller schon ein Gespräch mit der Stadt Freising in die Wege geleitet: "Wir haben im Rathaus unsere Sorgen über das Finanzloch vorgetragen", berichtet die Leiterin. "Es ist zu hoffen, dass die Stadt die 90 000 Euro übernimmt, sonst haben wir große Schwierigkeiten." Offenkundig zu Gunsten der Tagespflege trifft der Landestag also eine Entscheidung, die das "Tageselternzentrum" belastet. Im Zugzwang ist dann die Kommune. "Wir können nicht auf die Tagesmütter verzichten - sie sind ein wichtiger Bestandteil in der Kinderbetreuung", sagt Referatsleiter Karl-Heinz Wimmer von der Stadt Freising. Letztlich bliebe jedoch abzuwarten, bis der Beschluss da ist.