Neue Idee der Kinofamilie Fläxl:Via Satellit auf den grünen Hügel

Mit neuer Digitaltechnik überträgt das Cineplex Neufahrn erstmals live die Bayreuth-Inszenierung des "Parsifal".

Regina Bluhme

NeufahrnJahrelang muss Ritter Parsifal nach dem Heiligen Gral suchen. Fast ebenso lange warten heute Interessenten auf Karten für die Wagner-Festspiele in Bayreuth. Doch für verzweifelte Opernliebhaber gibt es jetzt eine Alternative: Das Cineplex Neufahrn zeigt am Samstag, 11. August, die aktuelle Parsifal-Inszenierung als Liveschaltung vom Grünen Hügel. Im Winter stehen darüber hinaus acht Übertragungen von der Metropolitan Opera aus New York auf dem Kino-Programm.

Ehrlich gesagt, bin ich schon etwas aufgeregt", gesteht Veronika Fläxl. Sie gehört zur vierten Generation der Kinobetreiber-Familie Fläxl, eine Opernaufführung hat es aber bisher noch nie gegeben. Als die Metropolitan Opera in New York als Vorreiter 2009 mit den Live-Übertragungen begonnen hat, war Neufahrn noch nicht dabei. "Uns fehlte bisher einfach die Technik", so Fläxl. Das ist nun anders. 500 000 Euro hat die Familie in neue Digitaltechnik investiert, seit kurzem können Bilder via Satellit auf die Leinwand gebracht werden.

Jetzt können wir unseren ersten Opernversuch starten", freut sich Fläxl. "Wir sind damit so ziemlich die einzigen in unserer Region", fügt sie hinzu. "Außer uns zeigt nur noch ein Münchner Kino die Oper live". Am 11. August erwartet die Zuschauer die aktuelle "Parsifal"-Aufführung in der Inszenierung des Norwegers Stefan Herheim. Dieser verlegt Parsifals Suche nach der heiligen Reliquie ins 20. Jahrhundert "und spannt den Bogen vom Ersten Weltkrieg bis zum Beginn der Bonner Republik", wie in der Ankündigung heißt.

Zur Begrüßung verspricht Veronika Fläxl "ein Gläschen Sekt für den Kreislauf". Etwas Kondition müssen Wagner-Fans schon mitbringen. Die Vorstellung beginnt um 16 Uhr und endet 390 Minuten später um 22.10 Uhr. Doch wie in Bayreuth auch, gibt es zweimal eine einstündige Pause. Die Zuschauer können sich dann ein wenig die Beine vertreten, aber nicht zu lange, denn zwischen den Akten gibt es interessante Einspielungen. Wagner-Urenkelin Katharina führt die Kinobesucher hinter die Kulissen von Bayreuth. Im Gegensatz zum Theater-Besucher sehen die Kinogänger auch einmal die "spektakuläre Bühnentechnik samt schwerer Hydraulik", wie Veronika Fläxl verrät. Außerdem kommen in Interviews die Künstler zu Wort.

Natürlich haben wir hier nicht die perfekte Akustik wie in Bayreuth", gibt Fläxl zu. Auch die Theateratmosphäre fehle in einem Kino. Dafür hätten die Zuschauer eine "bessere Sicht und bequemere Sitze", fügt sie schmunzelt hinzu. Und: "Wir haben schon auch eine super Tonqualität". Sie hofft, dass sich auch jüngeres Publikum einmal an eine Wagner-Oper herantraut. Mit 26 Euro koste die Karte zwar mehr als ein Kino-Ticket, "aber es ist immer noch beträchtlich billiger als eine Opernkarte".

Der Vorverkauf für "Parsifal hat vor kurzem begonnen. Dass die Nachfrage bisher "eher mittelprächtig" ist, beunruhigt Veronika Fläxl nicht. Schließlich müsse das Programm erst mal anlaufen. Sie setzt auf jeden Fall weiter auf Oper. Über den Winter werden an acht Terminen Live-Schaltungen aus der Metropolitan Opera in New York gezeigt. Zur Premiere am 13. Oktober wird dann auch Starsängerin Anna Netrebko live in Neufahrn zu hören sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: