Neu in Freising:Das WC-Konzept

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Neues vom Asamkomplex - und dem Porzellanscherbenbunker mit Raumprogramm

Kerstin Vogel

- Was man zum Beispiel in den Gremien des Freisinger Stadtrats lernen kann, ist folgendes: Man könnte eine öffentliche Toilette auch gleich aus purem Gold bauen - wenn keiner sich um deren Sauberhaltung kümmern würde, sähe selbst dieses wertvolle Material nach einem Monat mutmaßlich wenig appetitlich aus. Mit diesem Bild hat Stadtrat Richard Grimm (Freie Wähler) zuletzt im Hauptausschuss erklärt, warum er für die geplante neue Toilettenanlage am Asamgebäude gerne auch gleich ein Betreiberkonzept hätte - so heißt das wohl, wenn man dort eine Reinigungsfachkraft, vulgo: Klofrau, beschäftigen möchte.

Wenn man dagegen überlegt, die ganze Anlage etwas größer zu bauen, als ursprünglich geplant, dann ist der allgemein gültige Fachterminus dafür, dass man "das Raumprogramm überdenken muss" - und nicht "nur zwei Zylinder" da reinbaut; auch das ein Zitat von Richard Grimm.

Warum überhaupt schon wieder über die geplante öffentliche Toilette gesprochen werden musste, hat einen in der Freisinger Stadtpolitik wenig überraschenden Grund: Das Projekt würde die Stadt wesentlich teurer kommen als ursprünglich angenommen. In Zahlen ausgedrückt: Es müssten statt der ohnehin stolzen Summe von 1,3 Millionen Euro für die (Toiletten!)-Anlage nun 1,7 Millionen bezahlt werden - was im Hauptausschuss dann doch keiner so recht einsehen konnte und mochte.

Bereits im September 2010 hatten die Freien Wähler beantragt, die öffentlichen Toiletten im Asamgebäude zu sanieren - deren Zustand FW-Stadtrat Benno Zierer ganz aktuell übrigens mit dem schönen Wort "Porzellanscherbenbunker" beschreibt. Damals wurde dann entschieden, das Toiletten-Projekt im Zusammenhang mit der ohnehin anstehenden Generalsanierung des maroden Asamkomplexes zu sehen. Deshalb wurde das verantwortliche Freisinger Architekturbüro Deppisch beauftragt, bei den Plänen für die Gestaltung der südlichen Freiflächen am Asamgebäude auch gleich einen passenden Standort für eine ganz neu zu bauende Toilettenanlage zu suchen.

Im April dieses Jahres wurden dem Freisinger Hauptausschuss schließlich verschiedene Varianten präsentiert, aus denen die Stadträte den Standort "Domberghang" wählten. Für besagte 1,3 Millionen Euro sollte dort nicht nur ein öffentliches WC sozusagen in den Hang gegraben werden, man wollte auch gleich die Trafostation für den Asamkomplex dort unterbringen. Inzwischen aber hat sich gezeigt, dass der hohe Strombedarf des Asamgebäudes den Bau einer Mitteltrafostation in dem Komplex selber erforderlich macht. Zum anderen wurde ein Bodengutachten eingeholt, das "ein sehr ungünstiges Ergebnis" zeitigte: Die Baukosten würden sich eben um 400 000 Euro verteuern.

Entschieden wurde wegen dieser Entwicklung nun, mit der Standortsuche von vorne zu beginnen und für das geplante öffentliche WC auch ein Raumprogramm entwickeln zu lassen. Vorgegeben ist dafür zumindest die Größenordnung des jetzigen "Porzellanscherbenbunkers", der über vier Damen-WCs, zwei Herren-WCs mit vier Urinalen und eine behindertengerechte Toilette verfügt.

Gelernt hat man in der jüngsten Hauptausschuss-Sitzung dann noch, dass man die ganze Misere mit dem schlechten Untergrund natürlich schon vorher hätte wissen können, denn Anna-Maria Sahlmüller (FDP) zitierte noch fröhlich eine alte Freisinger Bauherren-Weisheit, die da offenbar lautet: "Weihenstephaner Berg steht, Domberg geht."

© SZ vom 08.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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