Nachrüsten:Zopf ab

Neue Pumpen sollen verhindern, dass verknotete Feuchttücher Kläranlage lahmlegen

Von Peter Becker, Au

Das Phänomen, mit dem landauf, landab die Betreiber von Kläranlagen zu kämpfen haben, ist relativ jung. Eigentlich gibt es dieses erst, seitdem die Hersteller von Hygieneartikeln die Feuchttücher erfunden haben. Im Gegensatz zum Toilettenpapier lösen sich diese im Wasser nicht auf. Im Abwassersystem neigen diese aus Vlies bestehenden Tücher dazu, sich ineinander zu verschlingen. Das hält die stärkste Abwasserpumpe nicht aus. Sie wird durch die im Fachjargon "Verzopfungen" genannten Gebilde lahmgelegt. Dem Klärwärter fällt dann die unangenehme Aufgabe zu, dieses Geflecht wieder zu beseitigen.

So war es bislang auch in der Marktgemeinde Au. Fast täglich waren Klärwärter Josef Renkl und seine Mitarbeiter beschäftigt, eine Pumpe von den angeschwemmten Feuchttüchern zu befreien. Der Marktrat hatte daraufhin beschlossen, einen Versuch zu starten: Eine neuartige Pumpe wurde in Probebetrieb genommen. Deren Hersteller hatte angepriesen, dass sein Produkt mit den Verzopfungen fertig werde. Und in der Tat: Ingenieur Michael Schütte bilanzierte am Dienstag in der Sitzung des Marktgemeinderats, dass dieses Phänomen nach dem Einbau der neuen Pumpe nur noch zweimal aufgetreten sei. Einmal nach einer langen Trockenperiode. Als es dann wieder zu einem Starkregen gekommen sei, habe ein "Knödel" aus Feuchttüchern die Pumpe stillgelegt. "Es gibt keine hundertprozentige Lösung", betonte Schütte. Immerhin stelle die neue Pumpe im Gegensatz zur alten eine deutliche Verbesserung dar. Sie soll jetzt fest installiert werden, wozu ein Umbau des Pumpwerkes notwendig ist.

Die zweite Pumpe soll ebenfalls durch das neuere Modell ersetzt werden, um die ganze veraltete Anlage an die geltenden Vorschriften anzupassen. Zum einen muss die Marktgemeinde umrüsten, um einen neuen Wasserrechtsbescheid zu erhalten. Zum anderen können dann zumindest eine Pumpe weiterarbeiten, falls die andere durch eine Verzopfung lahmgelegt wird. Die erforderlichen Ingenieurleistungen hat der Marktgemeinderat an ein Büro vergeben und bezahlt dafür 9731 Euro. Ein weiterer Auftrag in Höhe von 16 300 Euro ging an ein Büro für Elektrotechnik. Eine weitere Firma übernimmt den Umbau des Pumpwerks "Alte Kläranlage". Die Kosten dafür betragen 16 231 Euro. Insgesamt kostet die Ertüchtigung der alten Kläranlage etwa 100 000 Euro.

Marktrat Heiner Barth (FWG) erboste sich darüber, dass die Hersteller der Feuchttücher ein Problem geschaffen hätten, dessen Lösung den Gemeinden überlassen werde. Zumindest sollten auf deren Verpackung Hinweise zu lesen sein, dass sie nach der Benutzung nicht die Toiletten hinuntergespült werden dürften. Letztlich zahlt der Bürger über die steigende Abwassergebühr die Rechnung. "Mit dem Problem kämpfen alle Gemeinden", bestätigte Schütte. Es müsse mehr politischer Druck auf die Hersteller der Feuchttücher ausgeübt werden. Bisher seien nur die Hersteller von Abwasserpumpen in die Pflicht genommen.

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