Dritte Startbahn:Flugsicherer drücken aufs Tempo

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Bislang kennt sie niemand: die Flugrouten für die dritte Start- und Landebahn. Nun hat die Staatsregierug die Flugsicherer aufgefordert, die Flugrouten deutlich früher als geplant bekannt zu geben. Den Anwohnern kommt die Politik damit entgegen.

Kerstin Vogel

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) will die An- und Abflugrouten für die geplante dritte Startbahn am Münchner Flughafen ein Jahr früher vorlegen als angekündigt. DFS-Sprecher Martin Köppl nannte am Montag in der Fluglärmkommission als Ziel, dem Gremium Anfang März 2013 einen Entwurf zu präsentieren. Ursprünglich war dafür das erste Quartal 2014 avisiert worden. Neben den Flughafenanwohnern hatte jedoch zuletzt auch die bayerische Staatsregierung die Flugsicherer aufgefordert, die Planungen zu beschleunigen.

Bleibt es bei der jetzt präsentierten "Zeitschiene" der DFS, hätte die Fluglärmkommission von März 2013 an knapp ein Jahr Zeit, sich mit den Routenvorschlägen auseinanderzusetzen. In dieser Phase können seitens der Kommission Verbesserungen für die Bürger erarbeitet werden. Die Spielräume sind dabei erfahrungsgemäß jedoch nicht allzu groß: Die DFS hat den gesetzlichen Auftrag, den Luftverkehr "sicher, geordnet und flüssig" abzuwickeln - und diese Prämisse hat Vorrang. Im ersten Quartal 2014 sollen sich dann erneut die Flugsicherer und anschließend das Bundesamt für Flugsicherung mit den neuen Flugrouten befassen, damit sie zum Winterflugplan 2015 erlassen werden können.

Sollte die umstrittene Startbahn nicht mehr verhindert werden, ist die möglichst frühzeitige Festlegung der Flugrouten wichtig, um die tatsächlichen Auswirkungen auf das Umland feststellen zu können. Der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Herbert Knur, kündigte deshalb auch an, möglichst schnell zu reagieren und das Jahr, das seinem Gremium zur Optimierung des Konstrukts zugestanden werde, gar nicht ausnutzen zu wollen. Schließlich orientiere sich auch der passive Schallschutz für die betroffenen Bürger daran und der sollte bei Inbetriebnahme der Startbahn sichergestellt sein. Verpflichtet sind die Betreiber des Flughafens dazu laut dem neuen Fluglärmgesetz zwar nur bei den Anwohnern, die innerhalb einer Zone mit einem Dauerschallpegel von 65 Dezibel leben. Für den Schallschutz in der zweiten Zone mit 60 bis 65 Dezibel könnte sich die Flughafengesellschaft fünf Jahre Zeit lassen. Der ehemalige Geschäftsführer und jetzige Berater der FMG, Walter Vill, stellte am Montag jedoch klar, dass die FMG nicht beabsichtige, diesen Spielraum auszunutzen.

Darüber hinaus beabsichtigt die Fluglärmkommission nicht, im Fall einer Optimierung des Flugroutenkonzepts für eine dritte Startbahn die Stadt München in irgendeiner Weise zu bevorzugen - das machte der Vorsitzende Knur am Montag deutlich. Hintergrund ist die jüngste Antwort der Flughafenbetreiber auf eine Anfrage der Münchner Grünen, nach der die Lärmbelastung der Landeshauptstadt auch nach Inbetriebnahme der dritten Startbahn unter den gesetzlichen Grenzwerten bleiben werde - die umstrittene Piste also keinerlei lärmrelevante Auswirkungen auf das Münchner Stadtgebiet habe (die SZ hat berichtet).

Es sei "wenig hilfreich", wenn hier schon Prognosen zu den Flugrouten abgegeben würden, bevor sich die Fluglärmkommission damit befasst habe, sagte Knur merklich verschnupft. Die Kommission werde sich, wenn es soweit sei, wie immer um möglichst lärmarme Flugrouten bemühen und dabei vor allem das Wohl der sehr stark betroffenen Anwohner im Nahbereich im Auge haben. Es gebe jedoch keinen Grund, die Münchner zu verschonen. Solange der Kommission keine offiziellen Routen vorliegen, "bitte ich darum, keine Prognosen mehr abzugeben, von denen man sich bei der Abstimmung über die Startbahn am 17. Juni in München Vorteile verspricht, die aber die Arbeit der Fluglärmkommission auf Jahre belasten". (Kommentar)

© SZ vom 17.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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