Musicalsommer eröffnet:Mitreißend und bombastisch

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Von schlechtem Wetter keine Spur. Die etwa 700 Musicalzuschauer hatten das richtige Gespür und konnten einen Sommerabend im Freien genießen (Foto: Marco Einfeldt)

Trotz wechselhaften Wetters kann das Korbinian-Musical am Donnerstag wie geplant Premiere feiern. Mehr als 200 Darsteller und ein großes Orchester haben ganze Arbeit geleistet und begeistern das Publikum.

Von Clara Lipkowski, Freising

Mal Wolken, mal Regen, mal starker Wind und dann wieder strahlend blauer Himmel. Es schien, als könne sich das Wetter einfach nicht entscheiden, am gestrigen Donnerstag. Ein wenig bange ging deswegen der Blick gen Himmel. Schließlich war die Premiere des Freiluft-Musicals "Korbinian" für den Abend auf dem Marienplatz geplant. Die Veranstalter hatten im Vorfeld deutlich gemacht, das Musical in jedem Fall aufzuführen - nur eine Unwetterwarnung hätte sie abgehalten.

Doch dann meinte es das Wetter doch gut mit den Künstlern. Als um 20.30 Uhr die Zuschauer auf den schwarzen Klappstühlen Platz genommen hatten, vorsichtshalber mit Regenschirmen und Jacken ausgerüstet, strahlte der Himmel wieder in einem intensiven Blau. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher freute sich in einem Grußwort, dass das Wetter nun doch halte und überließ zügig den Darstellern die Bühne. Das Orchester, das auf einer Seitenbühne spielte, leitete das Musical mit einer mitreißenden, bombastischen Melodie ein.

Von schlechtem Wetter keine Spur. Die etwa 700 Musicalzuschauer hatten das richtige Gespür und konnten einen Sommerabend im Freien genießen (Foto: Marco Einfeldt)

Kurz darauf sammelten sich etwa 60 Darsteller in farbenfrohen Kostümen auf der Bühne. "Korbinian", sangen sie im Chor, tanzten in Gruppen und zeigten heitere Schauspieleinlagen. Und dann, Auftritt Korbinian, der sofort mit seiner klaren, präzisen Stimme überzeugte. Charismatisch und mit Überzeugungskraft begann er zu erzählen, das Musical konnte los gehen.

Etwa drei Stunden zuvor war der Musicalsommer auf dem Mittelaltermarkt eröffnet worden. Vor dem Bürgerbüro hatte sich das Bläserensemble des Camerloher Gymnasiums in einem Halbkreis aufgestellt. Die kleine Bühne, die für den Auftritt vorgesehen war, war nicht rechtzeitig fertig geworden. Unbeeindruckt davon gab die Musikgruppe mit "mittelalterlichen Stücken auf neumodischen Instrumenten" wie Leiter Gunther Fendler fröhlich bekannt gab, den musikalischen Startschuss. Das Musicalwochenende steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Stadtpatrons Korbinian, der sich im achten Jahrhundert, also im frühen Mittelalter, in Freising niedergelassen hatte.

Dann präsentierte sich das Blechbläserquartett des Josef-Hofmiller-Gymnasiums bei strahlendem Sonnenschein. Währenddessen waren noch einige Händler des Mittelaltermarkts damit beschäftigt, ihren Ständen den letzten Feinschliff zu geben. Sieben kleine Hütten, die meisten von der Pfarrei St. Lantpert organisiert, waren aufgebaut worden. Zwischen Heuballen und grünen Kletterpflanzen boten Mägde, Knechte und Adlige in langen Gewändern, handgeschöpftes Papier, Hauben, Haarschmuck und selbst gezogene Kerzen feil. In einer Schreibwerkstatt probierten sich schon ein paar Kinder darin, mit Feder und Tinte auf altertümliche Weise in kleine Bücher zu schreiben.

Beim Freisinger Musicalsommer geht es natürlich um Musik - aber nicht nur. Auf dem begleitenden Mittelaltermarkt hat Joschi beispielsweise bei Martina Wildgruber gelernt, wie man mit Feder und Tinte schreibt. (Foto: Marco Einfeldt)

Als kurze Zeit später starker Regen und Wind einsetzten, war der Marktplatz in wenigen Minuten wie leergefegt. Das vorherige Grollen war doch kein Flugzeug, sondern ein lang gezogener Donner gewesen.

"Des is' wirklich hundsgemein", schimpfte eine Magd und räumte hektisch kunstvoll gestaltete Papierkarten weg. Ein Mann kam auf den Platz gelaufen und rief die Marktbesucher und Händler auf, in die Kirche zu gehen, um sich zu schützen. "Da kommt noch einiges runter, los, in die Kirche!", rief er, und eilte von Stand zu Stand. Schließlich seien die nicht wetterfest. Hier kippte ein Schild vom Wind um und fiel krachend auf den Boden, dort versuchten die letzten Verbliebenen die Plane eines Verkaufsstands festzuzurren.

Ein Glück, dass die Kirche Schutz bot, mögen sich einige Besucher gedacht haben, die sich in den Ökumenischen Gottesdienst in St. Georg flüchteten. Der Chor "Freysing Larks" sang gerade den Gospelklassiker "You raise me up", und rettete damit dem ein oder anderen vielleicht die Stimmung. Pünktlich zum Konzert der FOS/BOS-Schulband strahlte der Himmel, als wäre nichts gewesen. Zuvor hatte die Band Instrumente und Verstärker in Sicherheit bringen müssen. Dann konnte das Konzert aber doch wie geplant stattfinden. "Aber unter dem schnellen Wiederaufbauen der Instrumente hat der Sound ein bisschen gelitten", sagte ein Musiker anschließend. Sei's drum, der Auftritt hatte trotz erschwerter Umstände großen Spaß gemacht.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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