Müller-Brot nach der Insolvenz:Das gesamte Geld ist weg

Die Lage bei Müller-Brot wird immer schlimmer: Selbst die Kautionen der Pächter sind offenbar aufgebraucht. Und die Produktion wird wohl auch noch in den kommenden Wochen stillstehen.

Katja Riedel

Die Lage der zahlungsunfähigen Großbäckerei Müller-Brot in Neufahrn verschlechtert sich zusehends: Die Produktion wird wohl auch in den nächsten zwei bis drei Wochen weiter stillstehen. Das Unternehmen verfüge zudem über nahezu kein Geld mehr, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl der Süddeutschen Zeitung.

Müller-Brot, Neufahrn, Freising

Die Lage bei Müller-Brot spitzt sich zu, selbst die Kautionen der Pächter sollen aufgebraucht sein.

(Foto: dapd)

Er wird daher an diesem Montag mit den Gläubigern sprechen - vor allem mit den Banken. Ampferl hofft darauf, dass die Kreditinstitute Geld zuschießen, "denn ihre Sicherheit sind die Maschinen. Und die bleiben nur werthaltig, wenn wir wieder produzieren können - dazu brauchen wir Geld", sagte er am Samstag am Rande eines Treffens mit Pächtern und Mitarbeitern von Müller-Brot-Filialen im Neufahrner Ortsteil Massenhausen.

Selbst die Reinigungsfirmen, die den Betrieb in den vergangenen zwei Wochen gereinigt haben, hätten nicht bezahlt werden können, sagte Ampferl. Auch die Kautionen, die etwa ein Drittel der etwa 150 Filialpächter bar an Müller-Brot gezahlt hatten, wurden offenbar im laufenden Geschäftsbetrieb aufgebraucht, wie das 15-köpfige Insolvenzverwaltungsteam bei einem ersten Blick in die Bücher feststellen musste.

Sprechen möchte der Insolvenzverwalter im Laufe der Woche auch mit Discountern und Einzelhandelsketten, die Müller-Brot-Waren aus ihrem Sortiment genommen hatten, etwa Aldi-Süd und Lidl. Auch sie will er zurückgewinnen. Entscheidend aber sind erstmal die Banken: Nur wenn sie bereit sind, in die Zukunft von Müller-Brot zu investieren, bis ein möglicher Investor gefunden ist, kann es für die mehr als 1200 Mitarbeiter und die selbständigen Franchisenehmer weitergehen.

Die Franchisenehmer verkaufen in ihren Filialen derzeit Waren, die in anderen Fabriken hergestellt wurden. Dafür zahlen sie Geld an Müller-Brot - derzeit die einzigen Einnahmen, die das Unternehmen verzeichnet. Um die Filialen zu erhalten, denkt Ampferl an "Spielräume finanzieller Art", etwa einen Verzicht auf die Pacht. Die Firmen, die die Filialen bis Ende der vergangenen Woche beliefert haben, gehören überwiegend dem Mehrheitseigner von Müller-Brot, Klaus Ostendorf.

Wie am Sonntag publik wurde, war das bayerische Gesundheitsministerium über die Zustände bei Müller-Brot weitaus umfassender informiert als bislang bekannt. Insgesamt zwölf schriftliche Stellungnahmen der Lebensmittelkontrolleure gingen seit Herbst 2010 an das Ministerium, das bis zum November 2011 von Markus Söder und seither von Marcel Huber geführt wird.

Am Freitagabend hatten 25 Kontrolleure des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, der Regierung von Oberbayern sowie des Landkreises Freising erneut die Backfabrik von Müller-Brot überprüft. Sie entschieden, dass die hygienischen Mängel in der seit 30. Januar stillgelegten Produktion nicht behoben sind. Das neue Hygieneteam der Firma sei zwar "auf einem guten Weg", aber die Zeit sei zu knapp gewesen, die Mängel zu beheben, sagte der Freisinger Landrat Michael Schwaiger (FW). Erneut seien die Prüfer auf Ungeziefer wie Schaben und Käfer sowie Mäusekot gestoßen - auch in Bereichen, an denen am nächsten Tag die Produktion wieder hätte losgehen sollen.

Für Insolvenzverwalter Ampferl kam diese Nachricht überraschend. Er sucht nach einem Investor, der das gesamte Paket, Großbäckerei wie Filialnetz, übernehmen möchte. "Dies wäre ein Mehrwert für alle Gläubiger", sagte er. Vor der gescheiterten Freigabe der Fabrik in Neufahrn habe es einen ernsthaften Interessenten gegeben - ob dieser nach wie vor bereit ist, in Müller-Brot zu investieren, will Ampferl am Montag klären.

Mit der internen Hygiene-Taskforce hatte Ampferl bis in die Nacht zu Samstag zusammengesessen, um zu entscheiden, ob ein neuer Reinigungsversuch sinnvoll sei. "Wir sind zu dem Ergebnis gekommen: Wir versuchen es", sagte er. Dazu seien wohl zwei bis drei Wochen nötig - und eine kräftige Finanzspritze. Am Montagabend will das Team seine Pläne mit den Lebensmittelkontrolleuren besprechen.

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