Hilfe zum Überwintern:Igel vertragen keine Nüsse

Igel-Freunde beteiligen sich an Forschungsprojekt

Wer als Igel jetzt noch nicht im Winterschlaf ist, hat kaum noch Überlebenschancen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

In ihrer Igelstube beherbergt die Moosburgerin Ulrike Kolar 50 Tiere. Diese finden oft kein Winterquartier, weil die Gärten und Parks zu aufgeräumt sind.

Von Alexandra Vettori, Moosburg

Die meisten schlafen jetzt doch, nach dem Hin und Her des Winteranfangs. Auch in der Igelstube der Moosburgerin Ulrike Kolar ist es ruhiger geworden, jetzt beherbergt sie in ihrem Reihenhaus nur noch 50 statt wie bis vor kurzen um die 60 Igel. Trotzdem, betont die Tierschützerin, die sich seit 30 Jahren um die stacheligen Tiere kümmert, sind immer noch Exemplare unterwegs. Für alle gilt: Sie brauchen Hilfe.

Wer als Igel jetzt noch nicht im Winterschlaf ist, hat kaum Überlebenschancen. Entweder, er ist zu klein und hat nicht genügend Fettreserven oder er ist krank. Oder, und das kommt immer öfter vor, er findet einfach kein Winterquartier. "Die Wohnungsnot bei Igeln ist riesengroß", weiß Kolar. Verantwortung dafür tragen alle, die einen Garten oder eine öffentliche Grünfläche pflegen.

"Die Gärtner räumen alles weg im Herbst, anstatt erst im Frühjahr"

"Es ist einfach alles zu steril, die Gärtner räumen alles weg im Herbst, anstatt erst im Frühjahr, da finden die Igel nichts mehr, wo sie sich verschlüpfen können", schimpft Ulrike Kolar. Dabei wäre das Problem einfach zu lösen. In einer Ecke des Gartens oder Parks einen hohen Blätterhaufen liegen lassen, diesen mit Folie abdecken oder unter Gebüsch anlegen. "Das Laub soll trocken sein, damit sich kein Schimmel bildet", sagt Kolar.

Sie ärgert sich aber nicht nur über Reinlichkeitszwang in der Stadtnatur. Auch die kursierenden Falschinformationen richten ihrer Meinung nach viel Schaden an. Das beginne schon beim Futter. Selbstverständlich seien die Tiere im Winter, so sie nicht schlafen, auf Futter angewiesen. "Sie finden ja nichts", sagt Kolar. Igel sind Fleischfresser, die am liebsten Insekten, Würmer und Schnecken verspeisen. Deshalb sind sie mit Katzen- oder gutem Hundefutter am besten bedient. Weil Nassfutter bei Minusgraden gefriert, müsse man es stets austauschen oder zu Trockenfutter greifen. "Ich nehme am liebsten Katzenkinderfutter, weil es gehaltvoller und kleiner ist", sagt die Igelfreundin. Im Tierhandel gibt es auch Igelfutter, hier müsse man darauf achten, dass keine Nüsse darin seien, "die kann der Igel nicht gut verdauen." Schlecht ist auch Nassfutter mit Sauce und Gelee, "da bekommt der Igel Durchfall", auch Obst und Eier bekommen ihm nicht.

"Kein Katzenstreu, das ist ungesund"

Bleibt noch die Frage der Unterbringung. Ausreichend schwer seien die Tiere, wenn sie die Größe eines Zuckerpäckchens hätten. Alles, was kleiner sei, muss ins Haus. "In der Kälte fahren sich die Körperfunktionen herunter, manche wachen dann nicht mehr auf", so Kolar. Wer einen Igel unterbringt, muss ihn zuerst von Parasiten befreien. Das geschieht laut Kolar am besten mit Spray, "kein Puder, das atmet er ein, keine Tropfen, die sind zu stark", betont sie. Am besten sei der Wirkstoff Fibronil. Wurmpaste mit dem Wirkstoff Flubendazol sollte darauf folgen. Sie selbst mische Heilerde dazu, "das regeneriert den Darm".

Hustet oder hechelt der Igel, solle man zum Tierarzt gehen und Antibiotikum spritzen lassen. Untergebracht wird er in einem mit Papier, Laub und Stroh bedeckten Karton bei Tageslicht. "Kein Katzenstreu, das ist ungesund", betont Kolar. Ist der Igel medizinisch versorgt und nicht zu klein, könne man versuchen, ihn in einen kontrollierten Winterschlaf zu bringen, indem man den Karton auf die Terrasse oder in die Garage bringe. "Aber man muss immer schauen, ob er frisst und trinkt", betont sie. So habe er Chancen, über den Winter zu kommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: