Moosburg:Vom Brandbekämpfer zum Universalhelfer

Moosburg: Die Moosburger Feuerwehr feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Ein Banner am früheren Gerätehaus auf dem Plan weist auf die große Geburtstagssause hin.

Die Moosburger Feuerwehr feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Ein Banner am früheren Gerätehaus auf dem Plan weist auf die große Geburtstagssause hin.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Feuerwehr feiert von diesem Freitag an ihr 150-jähriges Bestehen. Ein großer Stadtbrand war Anlass ihrer Gründung. Heute befreit sie Tiere aus misslichen Lagen, hilft bei Verkehrsunfällen und sperrt Wohnungen auf

Von Alexander Kappen, Moosburg

Auf der Homepage der Feuerwehr hat ein Count-Down-Tool die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden herunter gezählt. In den Schaufenstern der Innenstadtgeschäfte sind seit einiger Zeit Feuerwehrbilder zu sehen, die junge Künstler aus den Kindergärten der Umgebung gemalt haben. Und an der Münchner Straße stand in den vergangenen Wochen vor einem Biergarten neben einem Einsatzfahrzeug ein Feuerwehrmann, der dort, wo die Leute eigentlich eine ganz andere Art von Brand löschen, ebenfalls auf die bevorstehende Geburtstagssause hinwies: Die Moosburger Feuerwehr wird 150 Jahre alt und feiert das von diesem Freitag, 10. Juli, bis Sonntag, 12. Juli, ausgiebig ().

Seit eineinhalb Jahrhunderten setzen sich in der Dreirosenstadt nun schon Männer - und inzwischen auch Frauen - unter dem Motto "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" für die Allgemeinheit ein. Oder, wie es die Feuerwehr auf ihrer Internetseite zurecht stolz vorrechnet: 1800 Monate, 7826 Wochen, 54 786 Tage, 1 314 864 Stunden und 78 891 840 Minuten. Da darf man dann auch schon mal ruhigen Gewissens drei Tage durchfeiern.

Moosburg ist in seiner Geschichte immer wieder von großen Bränden heimgesucht worden. So zum Beispiel am 3. März 1702, als ein Diener im Rathaus heiße Ofenasche achtlos auf den Dachstuhl kippte und ein Feuer auslöste, dem sowohl das Rathaus als auch die halbe Stadt zum Opfer fielen. Eine besonders tragische Note hat der große Stadtbrand von 1865. Mitglieder des Turnvereins hatten bereits kurz zuvor beschlossen, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Doch noch bevor der neue Verein aus der Taufe gehoben worden war, brach am 13. Juni 1865 im Rückgebäude des Kaufmanns Heilingbrunner (Stadtplatz 10) gegen 16 Uhr ein verheerendes Feuer aus, das abermals große Teil der Stadt in Schutt und Asche legte. Bereits nach drei Stunden waren 71 Gebäude in der Altstadt abgebrannt, darunter erneut das Rathaus, in dem auch die Knabenschule untergebracht war. Dass das Feuer nicht noch größeren Schaden anrichtete und die beiden Kirchen am Plan verschont blieben, war dem Militär und Löschzügen aus Landshut und Freising zu verdanken, die mit mehreren hundert Mann per Zug anreisten.

Am 21. Juli 1871 schließlich wurde auch in Moosburg endgültig eine Feuerwehr gegründet. Erster Vorsitzender des Vereins und zugleich Hauptmann war der Zimmerermeister Martin Kohn. Der beantragte auch gleich Geld zur Anschaffung der nötigsten Geräte. Dass die Stadt zur Förderung der Brandbekämpfung zu diesem Zeitpunkt lediglich 1000 Gulden beisteuern konnte, lag - eine Ironie des Schicksals - daran, dass sie soeben erst von einem großen Brand heimgesucht worden und knapp bei Kasse war. Von dem Geld legte sich die Feuerwehr eine Erstausstattung, bestehend aus 850 Metern Schlauch, 126 Wassereimern, 14 Feuerhaken, einer kleinen Tragspritze und drei große Spritzen zu, wie auf der Internetseite des Moosburger Hobbyhistorikers Karl A. Bauer zu lesen ist. Zudem wurden zehn Messinghelme mit ledernem Futterbesatz bestellt. Damit die Wehr auch genügend Wasser zum Löschen hatte, wurde 1866 ein Pumpwerk auf dem Viehmarktplatz eingerichtet. Von 1909 an sorgte dann ein Wasserturm für den nötigen Druck in den Leitungen.

Ausrüstung und Geräte der Feuerwehr waren von 1865 bis 1973 im Zeughaus auf dem Plan untergebracht, in dem heute die Stadtbücherei beheimatet ist. Seit 42 Jahren steht das Feuerwehrhaus an der Leinbergerstraße, das im Oktober 1973 eingeweiht und zwischenzeitlich um ein Stockwerk erweitert worden ist. Der darin untergebrachte Fuhrpark besteht heute aus insgesamt elf Fahrzeugen, die dem Löschzug, Rüstzug und der Abteilung Sonderfahrzeuge zugeordnet sind. Während die Feuerwehr 1865 kurz nach ihrer Gründung etwa 90 Mitglieder, darunter knapp 40 Aktive, zählte, gehörten dem Verein Ende vergangenen Jahres 101 aktive, 299 fördernde, 15 passive und fünf Ehren-Mitglieder an. In der 1994 gegründeten Jugendgruppe engagierten sich zehn Jungen und zwei Mädchen.

Das Anforderungsprofil der Feuerwehr hat sich von der reinen Brandbekämpfung längst in Richtung eines Universaldienstleiters gewandelt. Neben Wasserschäden, Verkehrsunfällen und der Beseitigung von auslaufenden Stoffen wie Benzin oder Öl zählen auch Wohnungsöffnungen, Straßenabsperrungen und -sicherungen oder die Befreiung eines Kindes, das sich den Finger in einem Spielgerät eingeklemmt hat, zum Aufgabenspektrum. Und wenn sich, wie im Mai dieses Jahres geschehen, mal ein Rindvieh den falschen Ort zum Baden aussucht, dann zieht die Feuerwehr auch eine Kuh aus einer Güllegrube.

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