Jugendliche, unbegleitete Flüchtlinge in Moosburg:Ein neues Zuhause in Sicherheit

Jugendliche, unbegleitete Flüchtlinge in Moosburg: Landrat Josef Hauner (5. von links) spricht mit dem Betreuerteam der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Moosburg.

Landrat Josef Hauner (5. von links) spricht mit dem Betreuerteam der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Moosburg.

(Foto: Marco Einfeldt)

In Moosburg sind sechs unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan und ihre Betreuer in ein ehemaliges Wohnhaus eingezogen. Es ist die erste derartige Wohngruppe im Landkreis - und weit mehr als ein Pilotprojekt.

Von Gudrun Regelein und Ronja Schamberger

- Draußen in der Einfahrt liegen noch Bauschutt und herausgerissene Sanitäranlagen in einem Anhänger, zum Abtransport bereit. Im Garten steht ein Hochbeet, auf dem bereits neu gekaufte Pflanzen stehen. Nur in die Erde eingesetzt, das sind sie noch nicht. Einiges ist noch Provisorium auf dem Grundstück, auf dem die erste Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis Freising untergebracht ist. Seit fünf Wochen arbeitet in Moosburg ein Team aus Pädagogen in dem zweistöckigen Wohnhaus unweit der Isar. Vor vier Wochen zogen hier sechs männliche Asylbewerber ein, sechs weitere folgen in einem Monat, wenn die erste Etage des Hauses renoviert sein wird.

Im Haus bewohnen jeweils zwei Flüchtlinge eines der Zimmer, die mit Betten, Schreibtischen und Schränken ausgestattet sind. Dass hier seit kurzem Jugendliche aus Afghanistan und Syrien leben, die irgendwann die Sprache beherrschen wollen, erkennt man an Kleinigkeiten: Zettel mit deutschen Übersetzungen kleben an den Wänden. Das Poster mit dem Hinweis auf die Mülltrennung muss noch aufgehängt werden.

"Wir leisten hier Pionierarbeit", sagt Claudia Dietz-Miller von der Katholischen Jugendfürsorge. Sie ist die pädagogische Leiterin der Wohngruppe. Im Oktober habe ein Krisengespräch zwischen freien Trägern und den Wohlfahrtsverbänden stattgefunden, sagt Arabella Gittler-Reichel, Leiterin des Amts für Jugend und Familie. Danach wurde das Haus in Moosburg gemietet und der Katholischen Jugendfürsorge die Trägerschaft übertragen. Innerhalb kurzer Zeit wurde das Haus umgebaut und Fachpersonal gefunden. Im Landkreis entschied man sich für ein offenes Konzept: So soll für die minderjährigen Flüchtlinge ein Wechsel von einer stationären Jugendhilfeeinrichtung in eine Pflegefamilie möglich sein.

"Die Jugendlichen müssen erst einmal hier ankommen", sagt Arbeitspädagoge Richard Ostermeier. Dies gilt auch für die Betreuer, die sich mit einfachen Mitteln verständigen müssen und während des nächtlichen Bereitschaftsdienstes in einem Bett im Büro schlafen. "Es ist kein Luxus, den wir hier haben", sagt Simone Tomczyk von der Katholischen Jugendfürsorge.

Der Start in Moosburg sei etwas holprig verlaufen, den Jugendlichen fehlten einige Papier, sagt Sozialpädagogin Elke Dornhöfer. Aber allmählich gerate die Gruppe in ruhigere Bahnen. Betreuer Olaf Wanke findet es bemerkenswert, wie schnell die Jugendlichen zusammengewachsen seien.

Derzeit leben 158 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis. 96 in einem ehemaligen Hotel in Hallbergmoos, 55 im Jugendwerk Birkeneck. Ein Jugendlicher ist in einer Pflegefamilie untergebracht. "Wenn nun noch die anderen sechs nach Moosburg kommen, dann haben wir bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen die Quote erfüllt", sagt Landrat Josef Hauner. 680 Asylbewerber sind derzeit in 46 Einrichtungen untergebracht. Hauner rechnet damit, dass der Landkreis bis Ende des Jahres weitere 670 Flüchtlinge aufnehmen muss. Weil auch die Zahl der jugendlichen Asylbewerber steigen wird, ist die Wohngruppe in Moosburg weit mehr als ein Pilotprojekt.

Die vier Afghanen und zwei Syrer erzählen, sie seien vor allem froh, in einem fürsorglichen Umfeld angekommen zu sein. In der zentralen Aufnahmestelle in München sei es schwierig gewesen, übersetzt Gul Mohammad Lalzad aus Afghanistan, dessen Asylantrag anerkannt wurde und der seit einem Jahr in Moosburg wohnt.

Nun haben die sechs Flüchtlinge einen geregelten Alltag. Sie besuchen den Deutschkurs in der Volkshochschule in Moosburg und ab April die Berufsschule in Freising. Sie spielen Fußball auf dem Bolzplatz und vielleicht auch bald im Verein. Den Kontakt hat ein Ehrenamtlicher vom Helferkreis Asyl gemacht.

Werden die Jugendlichen volljährig, müssen sie nicht automatisch die Wohngruppe verlassen, sagt Gittler-Reichel. Sie bekämen in dem fremden Kulturkreis genügend Zeit, sich zu selbstständigen Persönlichkeiten zu entwickeln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: