Moosburg:Fundament schlecht, Wände schief

Moosburg: Man könne die letzte Originalbaracke des früheren Kriegsgefangenenlagers noch retten, meint Landtagsvizepräsidentin Inge Aures.

Man könne die letzte Originalbaracke des früheren Kriegsgefangenenlagers noch retten, meint Landtagsvizepräsidentin Inge Aures.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Sabathiel-Baracke in Moosburg ist in desolatem Zustand. Nach einer Ortsbesichtigung mit drei Abgeordneten der SPD-Landtagsfraktion soll ein Konzept für eine Förderung des denkmalgeschützten Gebäudes erarbeitet werden

Von Alexander Kappen, Moosburg

Vor vier Jahren hat die Stadt die letzte noch im Originalzustand befindliche Baracke des früheren Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A an der Egerlandstraße für 200 000 Euro erworben. Die Kommune wollte "den gebauten Zeitzeugen der Geschichte von Moosburg", wie es Kulturreferent Rudolf Heinz (CSU) einmal formuliert hat, so lang wie möglich erhalten. Mehr Geld als nötig wollte sie in das einsturzgefährdete Gebäude, das unter dem Namen "Sabathiel-Baracke" bekannt ist, allerdings nicht investieren. Eine Position, die sie nun vielleicht noch einmal überdenken sollte, wie die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Inge Aures (SPD), bei einer Ortsbesichtigung am Mittwoch riet. Es gebe diverse Fördertöpfe.

Aures war mit ihren Fraktionskollegen Helga Schmitt-Bussinger, Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Kultur, und Reinhold Strobl, der im Haushalts- und Finanzausschuss sitzt, nach Moosburg gekommen. Aures hatte im Frühjahr die Gedenkfeier zur Befreiung des Stalag besucht und den SPD-Fraktionssprecher im Stadtrat, Gerd Beubl, um einen Besichtigungstermin gebeten.

Die Sabathiel-Baracke befindet sich mittlerweile in einem wesentlich schlechteren Zustand als noch vor vier Jahren. Die Stadt hat bislang nur das Nötigste gemacht und das Gelände mit einem Bauzaun gesichert, damit niemand das Gebäude betritt und zu Schaden kommt. "Das Fundament ist schlecht, die Wände sind schief und ein Tragebalken ist schon eingebrochen - ich lasse meine Mitarbeiter da nicht mehr aufs Dach", sagte der stellvertretende Hochbauamtsleiter Franz Deischl zum Zustand der unter Denkmalschutz stehenden Baracke. Unter 100 000 Euro, so seine Einschätzung, sei eine Instandsetzung nicht zu bewerkstelligen. "Das Gebäude schaut schon arg verhaut aus", bekannte auch Aures, die Architektin ist und einen Master in Denkmalpflege erworben hat. Es sei zwar fünf vor zwölf, "aber ein denkmalgeschütztes Gebäude ist immer förderungswürdig". Möglichkeiten gebe es reichlich, etwa über den Entschädigungsfonds, die bayerische Landesstiftung, den Kulturfonds oder die Städtebauförderung. Anfangen müsse man mit einem denkmalpflegerischen Gutachten. Zudem riet sie dazu, ein Nutzungskonzept zu erarbeiten: "Denn was bringt die schönste Sanierung, wenn man nicht weiß, wie man das Gebäude nutzen will?"

Ein Ansatzpunkt könnten die Ausführungen des Moosburger Heimatmuseumsleiters Bernhard Kerscher sein. In den vergangenen zehn Jahren habe er Besucher aus 25 Ländern zu der Baracke geführt, berichtete er. Mittlerweile kämen schon die Enkel ehemaliger Gefangener nach Moosburg, um auf den Spuren ihrer Großväter zu wandeln. Dass hier ein Ort der internationalen Begegnung entstehen könnte, sei mit Blick auf mögliche staatliche Förderungen ein Plus. "Diese Chance sollte sich die Stadt nicht entgehen lassen", meinte Reinhold Strobl.

Rudolf Hattenkofer, Architekt und Vorstandsmitglied der Moosburger Altstadtförderer, bot an, kostenlos Pläne für den Erhalt des Denkmals zu entwerfen, wenn die Verantwortlichen konkret sagten, was sie mit dem Gebäude vorhaben. Die Zeit dränge, noch einen harten Winter überstehe die Baracke womöglich nicht. Er werde eine Anfrage im Stadtrat stellen, kündigte Gerd Beubl an. Und Aures appellierte an die Kommune: "Eigentum verpflichtet. Einfach aussitzen, ist keine Lösung."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: