Mitten in Moosburg:Ein Mann für alle Notfälle

Manchmal liegt die Lösung so nah - die Arbeiten an der Isarbrücke können weitergehen

Von Alexander Kappen

Die Lage war nach menschlichem Ermessen aussichtslos. Seit Wochen versuchte eine Baufirma vergeblich, den Bohrkopf zu bergen, der beim Verlegen der neuen Versorgungsleitungen unter der Isar in rund zehn Metern Tiefe stecken geblieben war. Im Rathaus wurde man langsam nervös. Keiner wusste, warum sich das Gerät in dem mysteriösen Untergrund festgefressen hatte und wie man es wieder ans Tageslicht befördern sollte. Das Malheur drohte das gesamte Zeittableau für den Neubau der Isarbrücke über den Haufen zu werfen.

Unbestätigten Berichten zufolge schmiedete die Stadtspitze bereits Pläne für die Gründung einer 141-köpfigen Task Force unter Heranziehung von internationalen Käse- und Nasenbohrspezialisten sowie Mondgestein-Experten der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Während die Mitarbeiter der Verwaltung noch an der korrekten Übersetzung für "Houston, wir haben ein Problem" feilten, entschied man sich jedoch, vor der Übermittlung des Hilfegesuchs nach Übersee noch einmal einen Blick ins örtliche Branchentelefonbuch zu werfen - und stellte verschämt fest, dass man die nahe liegendste aller Lösungen außer Acht gelassen hatte. Wenn's um das kreative und unkonventionelle Beheben baulicher Probleme aller Art geht, gibt es in Moosburg: den Haberl Wigg. Offiziell firmiert er als Mechanikermeister, aber nur, weil "Baustellen-Allzweckwaffe" keine anerkannte Berufsbezeichnung ist. Es gibt kaum einen in der Stadt, der den Wigg noch nicht seinen Bagger auf der Schaufelspitze durch enge Hintergärten balancieren oder sich todesmutig in Meter tiefe Baugruben stürzen sah.

Ob Kiesel-, Mond- oder Nierenstein, es scheint kein Material zu geben, dem der Kleinunternehmer nicht gewachsen ist. Und so vertraute die Stadt ihm auch die Bergung des verschollenen Bohrkopfes an. Mit Erfolg. Haberl buddelte ohne großen Firlefanz (das in solchen Fällen übliche Absenken des Grundwasserspiegels ist nur was für Nichtschwimmer) das Objekt der Begierde aus. Wenn sie in Houston mal ein Problem haben, wissen sie jetzt, an wen sie sich wenden können.

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