Mitten in Freising:Nicht lustig

Überall im Landkreis laufen sich die Narren bereits warm, nur in der Domstadt nicht - oder vielleicht doch?

Kolumne von Birgit Goormann-Prugger

Der November ist ein Monat im Jahreskreis mit irritierenden Randaspekten. Da schwingt man sich stimmungsmäßig schon langsam auf Weihnachten ein, kramt die Lichterketten vom vergangenen Jahr aus der Schublade und freut sich beispielsweise auf die jährliche Stollenprüfung des Bäckerhandwerks in der Freisinger Sparkasse. Und plötzlich, mitten in diesem trüben November, funken die Narren mit Helau und Trara dazwischen und stören so das vorweihnachtliche Ambiente ganz empfindlich.

Überall im Landkreis Freising, in Eching, Fahrenzhausen, Moosburg, Au oder Gammelsdorf, feiern sie an diesem Wochenende, nämlich am 11. 11., wieder die närrische Saisoneröffnung. Es ist den Narrenoberen wieder gelungen, ein ganz und gar bürgerliches Paar davon zu überzeugen, sich künftig als Hoheiten auszugeben, Bürgermeistern die Rathausschlüssel abzunehmen und zusammen mit einer strengen Tanztrainerin komplizierte Hebefiguren einzustudieren, ohne dabei lächerlich zu wirken. Fesche Gardemädels und schneidige Elferräte üben schon den Auftritt im Gleichschritt und das Umhängen von Fantasieorden an höhergestellte Persönlichkeiten der Gesellschaft.

Überall, das stimmt nicht natürlich nicht so ganz. In der großen Kreisstadt Freising haben die Narren nach wie vor nichts zu lachen und konnten sich darum auch in diesem Jahr nicht zu einem Neuanfang durchringen. Nun ist an diesem närrischen Wochenende nicht nur der 11. 11., sondern einen Tag später auch der 12. 11. - und just an diesem Tag zieht in Freising wieder der Heilige Martin hoch zu Ross durch die Stadt und zwar in Gestalt von Veronika Goldbach. Jetzt kann man nur hoffen, dass da nicht der eine oder andere faschingsentwöhnte Freisinger etwas durcheinanderbringt, weil eine als römischer Soldat verkleidete Frau auf dem Pferd sitzt. Womöglich warten einige darauf, dass Sankt Martin "Helau" brüllt und den Kindern am Straßenrand Bonbons zuwirft, wo doch überall rund um Freising die närrische Fröhlichkeit tost. Das wird natürlich nicht passieren, nicht in der altehrwürdigen Domstadt. Aber lustig wäre es schon.

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