Mitten in Attenkirchen:Rauf auf den Balkon

Die Feierabendkicker der SpVgg wissen, wo man Titel feiert. Da sind sie mit den Bayern fast gleichauf und weit vor den Wolfsburgern

Von Alexander Kappen

Sicher, das schmucke Haus an der Hauptstraße 5 in Attenkirchen ist gar kein richtiges Rathaus, sondern eine Gemeindekanzlei. Aber geschenkt. Es ist ein offizielles Gebäude. Und, was noch wichtiger ist, es hat einen Balkon. Also einen, auf dem auch eine ganze Fußballmannschaft Platz hat. Und das kann ja nicht schaden, wenn sich - wie am vergangenen Samstag - zufällig eine ganze Fußballmannschaft zur Meisterfeier angekündigt hat.

In Wolfsburg, wo sie nicht nur keinen Rathaus-, sondern offenbar auch keinen titelfeierkompatiblen Kanzlei-Balkon haben, mussten sie die deutsche Meisterschaft 2009 auf einer extra aufgebauten Tribüne bejubeln. Da kann der Bayer nur milde lächeln. Ob er es nun die Profis des FCB sind, die am Münchner Marienplatz ihren geschätzten 251. Bundesliga-Titel in Folge zelebrieren, oder die Feierabendkicker der SpVgg Attenkirchen, die sich über den mindestens genauso spektakulären Aufstieg von der A- in die Kreisklasse freuen - gefeiert wird hier zu Lande auf einem richtigen Balkon, in Lederhose und vor einem großen, ausgelassenen Publikum. Dass sich Letzteres im Fall der Attenkirchner A-Klassen-Helden am Samstag in der Mehrzahl wohl eher zufällig vor dem als Rathausbalkon getarnten Kanzleibalkon aufhielt, weil im Ort ebenso zufällig zeitgleich das Hallertauer Bierfestival stattfand, mögen nur ewige Nörgler bekritteln. Der Auftritt war selbstredend absolut Marienplatz-tauglich. Alle Spieler wurden namentlich vorgestellt, irgendwer stemmte irgendwas Meisterschalenähnliches in den Abendhimmel - und auch gesanglich spielten die A-Klassen-Kicker mit Alaba, Müller & Co., die den richtigen Ton nicht annähernd so oft treffen wie das gegnerische Tor, in einer Liga.

Vielleicht sind die Attenkirchner jetzt ja auf den Geschmack gekommen und machen beim "Erdinger Meister Cup", der "Champions League der Amateure", mit, für die sich die Titelträger von der A-Klasse bis zur Regionalliga bis zum 13. Juni anmelden können. Und wenn sie den Pott holen, dann wieder rein in die Lederhose und rauf auf den Balkon.

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