Mitten in Aich:Dichter und Denker auf Eis

Eishockey gilt als harter Sport. Sowohl in der Fankurve als auch auf dem Feld. Doch der EV Aichüberzeugt auch mit Köpfchen

Von Alexander Kappen

Wo und wann Eishockey seinen Ursprung hat, darüber scheiden sich die Geister. Wer hat's erfunden? Genau, nicht die Schweizer. Also vermutlich jedenfalls. Kanada, wo sie die Sportart als nationales Kulturgut betrachten, gilt als Mutterland des Hockeys, wie es dort heißt. Dorthin brachten englische Soldaten Mitte des 18. Jahrhunderts die keltische Sportart Shinty und übertrugen sie, weil halt so viel Eis da war, eben aufs Eis. Im Internet ist freilich auch davon die Rede, dass Vorläufer des Eishockeys in Friesland und den Niederlanden gespielt wurden, wo die Anfänge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Andere Quellen verweisen auf Dänemark - im Jahr 1134.

Wie auch immer. Unstrittig ist, dass Eishockey längst auch in unseren Breiten gespielt wird und - wenn es sich nicht gerade um Frauen-Eishockey handelt - was für echte Männer ist. Oberflächlich betrachtet, sind diese Eishockeyspieler ziemlich raue Gesellen, was sich schon an den teils martialischen Fachausdrücken ablesen lässt. Der entscheidende Treffer in der Verlängerung heißt - anders als einst bei den weichgespülten Fußballern, die sich davor scheuten, die Dinge beim Namen zu nennen - nicht "Golden Goal", sondern "Sudden Death". Und wenn man in Unterzahl mit aller Vehemenz versucht, ein Gegentor zu verhindern, dann ist das eben das "Penaltykilling". Die Spieler selbst, so scheint es, sind oft auch keine Kinder von Traurigkeit, ziehen sich bei Meinungsverschiedenheiten gelegentlich die eigenen Handschuhe aus und dem Gegner dessen Trikot über den Kopf, um ihm gepflegt eine auf die Zwölf zu geben. Aber die wollen doch nur spielen.

Man täte dem Eishockey unrecht, es als sportliches Sammelbecken für dumpfe Dauerprügler abzutun. Was man nicht zuletzt am EV Aich sieht. In dessen Verteidigung spielt der Physiker Alexander Neumeier, der nicht nur einen "Dr." vor seinem Namen stehen, sondern kürzlich gar eine wissenschaftliche Auszeichnung für seine Doktorarbeit erhalten hat. Und Angreifer Daniel Korn ist der Sohn von Bestsellerautorin Rita Falk, die beim nächsten Heimspiel auf der Tribüne Autogramme gibt. Von wegen Prügler. Dichter und Denker sind das.

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