Miteinander :Ganz neue Töne im Gemeinderat

Nach einer Klausurtagung wollen die Fahrenzhausener auch an sich arbeiten und das Fraktionsdenken überwinden

Von Klaus Bachhuber, Fahrenzhausen

Die Linken sind im Fahrenzhausener Rathaus plötzlich in die Mitte gerückt, die Rechten sind auf einmal überall und die beiden parteifreien Wählergruppen waren sich noch nie so nah. Die klassische Sitzordnung am hufeisenförmigen Ratstisch, nach Fraktionen gruppiert, wurde bei der Gemeinderatssitzung am Montag abgelöst durch eine Plätzeverteilung nach Los. "Barrieren, Fraktionen und Vergangenes hinter sich lassen" - das will der Gemeinderat als Ergebnis seiner Klausurtagung, die Sitzverteilung per Verlosung war ein symbolischer Ausdruck dessen.

Zwei zentrale Themen hatte die zweitägige Klausur an der Schule für Dorf- und Landentwicklung in Thierhaupten: die Erarbeitung kurz- und mittelfristiger Ziele für den Ort und eine Nabelschau über die Strukturen und den Umgang im Gemeinderat. "Wir waren durchaus kreativ", bilanzierte Bürgermeister Heinrich Stadlbauer (Freie Bürgerliste). "Absolut jeder Teilnehmer hat bei der Schlussbesprechung ein positives Fazit gezogen", berichtete Renate Selmeier (FBL).

Ausgehend von einer Bestandsaufnahme wurden wichtige Handlungsfelder und Ziele erarbeitet. Auch eine Art Image für den Ort diskutierten die Gemeinderäte. Der inhaltliche Bereich konnte allerdings bei der Tagung noch nicht abgeschlossen werden, schilderte Stadlbauer. Die Umsetzung der Ziele in einen Maßnahmen- und Aktionsplan und die Priorisierung der Projekte habe man nicht mehr geschafft, "da müssen wir noch nachsitzen". Die Darstellung der inhaltlichen Ergebnisse werde daher erst erfolgen, wenn der Gemeinderat auch diese Hausaufgaben erledigt hat.

Bereits vorhanden ist aber ein Papier mit Leitsätzen, die sich die Gemeinderäte für ihre künftige Zusammenarbeit vornehmen wollen. Von grundlegenden Fragen des Umgangs - ausreden lassen, Wertschätzung zeigen, Entscheidungen akzeptieren - bis zur Außenwirkung des Gremiums reichte die Palette. "Als Gemeinderat gemeinsam handeln und nach außen auftreten" ist so ein Leitgedanke oder "aktiven Informationsaustausch bieten und fordern".

Während die Klausurteilnehmer diese Leitsätze alle unterzeichnet hatten, signalisierten die Daheimgebliebenen Bedenken. Sie könne das "nicht alles unterschreiben", kündigte Astrid Wildgruber-Bolesczuk an. "Ich bin für eine Partei gewählt", sagte die frisch gekürte Ortsvorsitzende der CSU, "ich will durchaus in der Fraktion arbeiten". Überhaupt rügte sie, dass sich "der Gemeinderat immer nur mit sich selber beschäftigt". Eva Stocker(FBL) erläuterte, die Arbeit in den Fraktionen sei auch weiterhin möglich. Der neue Leitgedanke sei nur, "das Fraktionsdenken im Gemeinderat hintanzustellen und sich auf die Themen zu konzentrieren". Sie habe es als außerordentliche Erfahrung erlebt, wie bei der Tagung "in bunt gemischten Gruppen wahnsinnig gut zusammengearbeitet werden konnte", unabhängig von Partei und Gruppierungen habe "jeder mit jedem gut reden können".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: