Mentoren-Programm:Eine Patin für Mogli: Freunde wie im Dschungelbuch

Balu und Du, feierliche Eröffnung des zweiten Münchner ãBalu und DuÒ Standortes in der Grundschule an der Gotzmannstraße 19, Aubing

Das Projekt "Balu und Du" gibt es nicht nur in München, wie etwa in der Grundschule an der Gotzmannstraße 19 (Bild), sondern seit einem Jahr auch in der Freisinger St. Lantpert Grundschule.

(Foto: Florian Peljak)

Junge Erwachsene nehmen in dem Projekt "Balu und Du" jeweils ein Kind im Grundschulalter unter ihre Fittiche. Das erste Jahr ist nun vorbei. Studentin Laura Mattes berichtet.

Von Luise Helmstreit, Freising

Mogli und Balu aus dem Dschungelbuch sind ein ungleiches Freundespaar. Nach ihrem Vorbild entstand das Projekt "Balu und Du": Junge Erwachsene treffen sich ein Jahr lang regelmäßig mit einem Grundschulkind, unternehmen Ausflüge und bieten Ansprache. "Oft sind das Kinder, die sonst ein bisschen untergehen", erzählt Laura Mattes, die als Balu ein Kind unter ihre Fittiche genommen hat, "zum Beispiel weil die Eltern beide lange arbeiten müssen".

In Freising organisiert der Treffpunkt Ehrenamt das Projekt. "Balu und Du" gibt es hier seit einem Jahr. Nun werden die ersten Balus offiziell entlassen und bekommen ein Zertifikat für ihr ehrenamtliches Engagement. "Aber niemand möchte das Programm abbrechen", sagt Laura Mattes, "man will ja auch nicht plötzlich vermitteln: Ich mag dich nicht mehr". Die meisten der jungen Erwachsenen werden sich weiter ab und zu mit ihren Schützlingen treffen. "Es ist auch für uns schön, die Welt wieder aus Kinderaugen sehen zu können", meint Laura Mattes, "auch wenn es natürlich zeitaufwendig und manchmal anstrengend ist".

Mentoren-Programm: Ihren "Mogli" will Laura Mattes auch weiterhin treffen, obwohl das Projekt offiziell beendet ist.

Ihren "Mogli" will Laura Mattes auch weiterhin treffen, obwohl das Projekt offiziell beendet ist.

(Foto: Marco Einfeldt)

Einmal pro Woche hat sie sich mit ihrem Mogli zum gemeinsamen Spielen, Lesen und Kochen getroffen. "Am Anfang waren wir viel zusammen in der Bücherei, aber wir sind auch nach draußen gegangen, haben Sport getrieben oder waren Eislaufen", erzählt Laura Mattes. Bei der Auswahl der Aktivitäten richtet sie sich nach ihrem Schützling.

Die Lehrer der Grundschule St. Lantbert suchen Schüler der dritten und vierten Klasse, die von "Balu und Du" profitieren könnten, für das Projekt aus. "Wir wollen ihnen Sachen zeigen, die sie sonst nicht mitbekommen würden", sagt Laura. Ihr Mogli war noch nie im Kino gewesen, sie schenkte dem Buben einen Kinobesuch zum Geburtstag. "Das ist eine meiner schönsten Erinnerungen aus diesem Jahr. Wir waren in irgendeinem Weihnachtsfilm und hatten den ganzen Saal für uns alleine. Da haben wir alle Sitze ausprobiert und fangen gespielt."

Nach jedem Treffen dokumentiert Laura Mattes ihre Eindrücke in einem Onlinetagebuch, alle zwei Wochen treffen sich die Balus außerdem, um sich zusammen mit Sozialpädagogen über ihre Erfahrungen auszutauschen. "Da kann man sich auch viele Anregungen holen, was man gemeinsam unternehmen könnte", sagt Laura. "Wir werden super begleitet, können uns zum Beispiel Spiele ausleihen und haben immer jemanden, den wir anrufen können, wenn wir Fragen haben."

Balus gesucht

In diesem Monat startet "Balu und Du" mit einer neuen Gruppe Balus, ein Einstieg ist aber auch sonst jederzeit problemlos möglich. Teilnehmen können junge Erwachsene zwischen 17 und 30 Jahren. Es werden weiterhin Balus gesucht, Vorerfahrungen sind nicht nötig. Wer Freude an der Arbeit mit Kindern hat und bereit ist, sich ein Jahr lang jede Woche ein paar Stunden Zeit zu nehmen, um seinem Mogli Aufmerksamkeit zu schenken, kann sich an den Treffpunkt Ehrenamt wenden, Telefon 0 81 61/54 43 131 oder E-Mail: treffpunkt-ehrenamt@freising.de. Weitere Informationen gibt es im Internet unter

www.freising.de/leben-wohnen/ehrenamt-ehrungen/treffpunkt-ehrenamt/balu-du/

Was sie mit ihren Moglis unternehmen, steht den älteren Teilnehmern frei. "Über meinen Mitbewohner durften wir zum Beispiel mal die Verkehrspolizei besuchen, da konnten wir Fingerabdrücke machen und so weiter, das war toll." Auch bei den Hausaufgaben können die Balus ab und zu helfen. "Wir sind aber keine Nachhilfe", betont Laura Mattes. "Wir sollen keine Lehrer sein, sondern eher Spielkameraden." Für gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen stellt die Stadt jedem Paar ein monatliches Taschengeld von zehn Euro zur Verfügung. "Davon können wir zum Beispiel Eisessen oder Minigolfen gehen. Die Ausgaben halte ich in einem Rechnungsheft fest", erzählt die ehrenamtliche Betreuerin.

Es geht darum, dass jemand den Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt

Manchmal treffen sich die Gespanne aus Moglis und Balus, um in der Gruppe etwas zu unternehmen. "Wir haben zum Beispiel eine gemeinsame Halloween- und eine Weihnachtsfeier gemacht", sagt Laura Mattes. "Viele kennen sich aus der Schule oder sind befreundet." In erster Linie gehe es aber darum, dass jemand, der unabhängig von Familie und Lehrern ist, den Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit schenken kann, und das gehe am besten zu zweit.

Laura Mattes studiert Agrarmanagement, wie sie strebt der Großteil der Balus in Freising eigentlich keinen Beruf in der Arbeit mit Kindern an. "Nur eine macht, glaube ich, eine Ausbildung zur Erzieherin." Hauptsächlich Frauen erklären sich bereit, für ein Jahr lang Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. "Die Moglis sind dagegen größtenteils Jungs", erzählt Laura Mattes. Sie hatte zuvor schon als Leichtathletiktrainerin und während eines sozialen Jahrs in Bolivien mit Kindern gearbeitet, solche Erfahrungen sind aber keine Pflicht, jeder zwischen 17 und 30 Jahren kann Balu werden. "Es werden immer Helfer gesucht, denn Moglis, die die Unterstützung gebrauchen könnten, gibt es mehr als genug", sagt die Studentin. Die Balus dürfen sich am Ende des Jahres über ein Zertifikat freuen. "Das ist mittlerweile auch echt anerkannt", meint Laura Mattes.

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