Mein Freising:Ein Abend mit dem Abt

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Thomas Goerge würde gern ein Bier mit Ildephons Huber trinken

Interview Von Eva Zimmerhof, Freising

Durch seine Kunst und Bühnenarbeit ist Thomas Goerge (), 44, einer der bekanntesten Freisinger. Goerge wirkte schon mit Christoph Schlingensief beim Bau des Operndorfs Afrika mit und inszeniert heute auch mal Kafka im Furtner oder Siegfried als integrative und inklusive Aufführung. Kürzlich erhielt er den Tassilo-Kulturpreis der SZ.

SZ: Was ist Ihre Lieblingsecke in Freising?

Thomas Goerge: Das sind drei: das Korbiniansbrünnlein, der Südhang des Dombergs mit dem Obstgarten und der Schafhof. Der Schafhof ist toll - als Ort und mit dem, was dort gemacht wird und mit dem Café. Und dann noch der Trimm-dich-Pfad an der Plantage. Sind doch vier Sachen.

Was würden Sie als "König von Freising" ändern?

Ganz spontan: Ich würde den Flughafen versetzen.

In welches Gebäude würden Sie sich gern über Nacht einschließen lassen?

In den Barocksaal der Dombibliothek, der heute wegen Schimmelbefalls der Bücher geschlossen ist. Ich war zehn Jahre lang Ministrant auf dem Domberg und wir sind damals oft dort gewesen. Das war eine tolle und wilde Zeit: Flöße bauen an der Moosach - und unten am Domberg gab es ein Schwimmbad, das zum Kardinal-Döpfner-Haus gehörte und das wir Ministranten nutzen durften. Mit dem Ministrieren wurde auch die erste Basis fürs Theater gelegt. Das katholische Hochamt hat eben auch etwas Theatralisches.

Was ist für Sie "typisch Freising"?

Der Dom, die Pfarrkirche und die Freisinger, die auf einer Seite offen, auf der anderen Seite auch ziemlich kleinkariert sein können. Und das immer im Schatten von München Stehen. Manchmal macht sich der Freisinger deswegen kleiner als er müsste.

Wenn es möglich wäre: Mit welchem Freisinger, tot oder lebendig, würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Mit Ildephons Huber, der war im 17. Jahrhundert Abt in Weihenstephan und wurde im Furtnerbräu geboren, das steht heute noch auf einem Schild am ältesten Wirtshaus Freisings, in dem früher ja auch gebraut wurde. Mit ihm würde ich gerne eine Huber Weisse trinken.

Welches ist Ihr kultureller Höhepunkt im Freisinger Jahreskalender?

Ich finde, das hat mit dem Furtnerbräu zu tun. Was dort stattfindet, sind oft besondere Highlights. Man kann nur hoffen, dass das so bleibt.

Wenn Sie Freising mal verlassen: für welches Urlaubsziel am liebsten?

Albanien, da war ich gerade. Das ist ein spannendes Land, denn es vereint Gegensätze. Auf der einen Seite gibt es Stillstand, Stagnation, auf der anderen eine unglaubliche Aufbruchsstimmung. Die Digitalisierung läuft dort meiner Meinung nach besser als in Deutschland. Überall gibt es Wlan. Und die Leute sind wahnsinnig freundlich. Afrika ist mir aber auch immer wichtig - demnächst fliege ich zum Arbeiten nach Ghana.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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