Managementplan wird erarbeitet:Rettungsaktion für die Azurjungfer

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Von der einstmals ausgedehnten Niedermoorlandschaft und dem Vogelschutzgebiet "Freisinger Moos" in der Münchner Schotterebene sind nur noch Reste vorhanden. Ganz verschwinden sollen sie jedoch nicht

Von Katharina Aurich, Freising

Wie zwei kleine Inseln liegen die insgesamt vier Quadratkilometer großen Reste einer einstmals ausgedehnten Niedermoorlandschaft und das 1135 Hektar umfassende Vogelschutzgebiet "Freisinger Moos" in der dicht bebauten nördlichen Münchner Schotterebene. Diese als Flora-Fauna-Habitat (FFH) Flächen eingestuften Gebiete gehören weit mehr als 100 privaten und öffentlichen Eigentümern in den Landkreises Freising und Erding und werden auch landwirtschaftlich genutzt, teilweise intensiv.

Damit die dort lebenden und vom Aussterben bedrohten Tiere wie der große Brachvogel, der Kiebitz oder die sehr seltene Libellenart Vogel-Azurjungfer sowie kalkreiche Niedermoore und Schneidried-Sümpfe nicht verschwinden, soll in den kommenden zwei Jahren ein Managementplan für diese Gebiete erarbeitet werden.

All das mit Hilfe von freiwilligen Maßnahmen, wie Thomas Eberherr vom Sachgebiet Naturschutz der Regierung von Oberbayern betont. Am Mittwoch hatten Naturschutzvertreter der Regierung von Oberbayern, Vertreter der Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Freising und Erding sowie der Landwirtschaftsämter beider Landkreise alle Betroffenen - dazu gehören die Grundstückseigentümer, Landwirte, Waldbesitzer, Jäger und Fischer sowie Vertreter der Naturschutzverbände - zu einer Auftaktveranstaltung in das Freisinger Landratsamt eingeladen.

Der Managementplan solle ein Gemeinschaftswerk werden, das die biologische Vielfalt erhalte und für alle passe, sagte Eberherr. Zunächst werde erfasst, in welchem Zustand sich die einzelnen Gebiete befinden würden, die teilweise intensiv landwirtschaftlich genutzt würden, berichtete Anne Meyer von der Regierung von Oberbayern. Aus dem Ist-Zustand leiteten sich dann Schutzziele ab, denn die Situation dürfe sich für Tiere und Pflanzen nicht verschlechtern. Diese Ziele seien für die öffentlichen Grundstückseigentümer, dazu gehörten der Freistaat, die Stadt Freising oder die FMG, verbindlich, für private Eigentümer hätten die Vorschläge "Hinweischarakter". Dazu könnten beispielsweise Vereinbarungen zur Extensivierung von Wiesen zählen, weniger zu düngen oder auch den Schnittzeitpunkt an das Brutverhalten der Vögel anzupassen, zählte Eberherr konkrete Schritte für Landwirte auf. Für alle, egal ob privater oder öffentlicher Eigentümer, gelte jedoch das sogenannte "Verschlechterungsverbot", die Flächen dürften sich hinsichtlich der Artenvielfalt und -zahl nicht verschlechtern. Denn die FFH-Gebiete und das Vogelschutzgebiet im Freisinger Moos seien Teil des Europäischen Biotopverbundnetzes Natura 2000, für die diese Verpflichtung gelte, erläuterte Meyer. Die Zuhörer nahmen die Ausführungen zur Kenntnis, ein Vertreter eines Mobilfunkunternehmens wollte wissen, ob er im Notfall jederzeit mit schwerem Gerät zu seinen Masten gelangen könne. Dies müsse man dann im konkreten Einzelfall entscheiden, so Eberherr. Josef Schwendtner, Projektleiter der FMG für die dritte Startbahn, begrüßte den Managementplan und schlug vor, die Brutgebiete der Wiesenbrüter vollständig einzuzäunen, damit die Tiere zum Beispiel von Spaziergängern nicht gestört würden. Gerhard Stock, Geschäftsführer des Freisinger Bauernverbands, betonte, dass die Landwirte ihre Bewirtschaftungsweise nur dann ändern würden, wenn sie dafür eine finanzielle Entschädigung erhielten. Als nächster Schritt würden sämtliche Flächen kartiert und ihr ökologischer Zustand erfasst, erläuterte Eberherr. Wenn es Beeinträchtigungen wertvoller Flächen gebe, zum Beispiel durch Düngereintrag aus einem intensiv genutzten Nachbaracker, würde mit dem Landwirt gemeinsam nach Lösungen gesucht. Der nächste "Runde Tisch", bei dem der Managementplan vorgestellt werde, sei für 2019 vorgesehen.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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