Lokale Wirtschaft:Mit gutem Gewissen zahlen

Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz

Neues Geld: Auf dem Christkindlmarkt war der Bärling zum ersten Mal als Zahlungsmittel zugelassen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wer mit dem Bärling einkauft, der stärkt nach Ansicht der Regionalgeldinitiative die Betriebe der näheren Umgebung und nicht die Macht der Weltkonzerne.

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Name des Freisinger Regionalgeldes ist vor nicht ganz einem Jahr von den Besuchern des "Uferlos"-Festivals ausgewählt worden. "Bärling" heißt die neue Währung seither - und langsam nimmt die Idee dahinter auch Gestalt an. So sind mittlerweile bereits 16 örtliche Unternehmen beteiligt, auf der Homepage der Regionalgeldinitiative kann jederzeit nachgelesen werden, wo die neuesten Annahmestellen sind. Außerdem hatten zuletzt die Innenstadtförderer vom neuen Freisinger Verein "Aktive City" eine Online-Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt, um auszuloten, wo noch Interesse an der Einführung des Bärlings besteht.

Sechs der angeschriebenen Vereinsmitglieder hätten daraufhin um eine persönliche Information zum Thema Regionalgeld gebeten, berichtet Sabine Schweighöfer, die Mitglied der Initiativgruppe "Regionalgeld für Freising und das Freisinger Land" ist. 20 weitere Unternehmen hätten Interesse an einem Informationsabend rund um dieses Thema bekundet. 50 bis 60 teilnehmende Betriebe wären so ein erstes Ziel für Schweighöfer, dann nämlich könnte eine 400-Euro-Kraft für die Verwaltung beschäftigt werden. "Es dürfen am Ende aber gerne auch mehr sein", so die Unternehmerin.

Im Moment allerdings ist ihre Lebensart GmbH in Lerchenfeld noch die einzige Ausgabestelle für die Bärlinge, doch das soll sich mittelfristig ändern, wie sie sagt. So sei man deshalb beispielsweise im Gespräch mit allen Freisinger Banken - und ihre eigene Firma habe bereits ein Regionalgeldkonto bei der Sparkasse eröffnet. Diese Konten werden vor allem für die bargeldlose Variante des Bärlings gebraucht, denn wem die Geldtauscherei zu unbequem ist, der kann künftig auch mit einer Regio-Card bezahlen, der Betrag wird dann wie bei der EC-Karte vom Konto abgebucht.

Wer noch Fragen zu dem neuen Regionalgeld hat, findet die Antworten mit einiger Wahrscheinlichkeit auf der Homepage der Initiative, die von Schweighöfer gerade noch einmal überarbeitet wird - oder im folgenden Überblick.

Was sind Bärlinge?

Bärlinge sind Wertgutscheine, die bei mehreren Unternehmen eingelöst werden können. Das Regionalgeld kann aber eben nur bei den teilnehmenden Unternehmen ausgegeben werden und bleibt so in der Region. Die von Fluggesellschaften vergebenen "Flugmeilen" funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Rechtlich gibt es damit keinerlei Probleme.

Wie kann man Akzeptanzstelle werden?

Auf der Homepage finden sich hinter dem Button "Anmelden" entsprechende Formulare, auf denen auch die Konditionen für eine Teilnahme stehen. Wer lieber persönlich beraten wird, kann sich an Daniela Wimmer wenden (0 81 61/4 59 84 79, info@regionalgeldfreising.de). Die Mitarbeiterin der Gärtnerei Schönegge kümmert sich als "Quasi-Geschäftsführerin" mehrere Stunden pro Woche um Organisation und Werbung. Rein ehrenamtlich war die Arbeit der Initiative nicht zu bewältigen.

Wie ist der Bärling gedeckt?

Jeder Euro, der gegen einen Bärling getauscht wird, landet auf einem Sicherungskonto und bleibt dort liegen. Der Bärling ist damit jederzeit zu 100 Prozent in Euro gedeckt. Selbst wenn alle ausgegebenen Bärling-Wertgutscheine gleichzeitig eingetauscht werden sollten, gibt es damit kein Problem. Bärling-Umsätze werden genauso wie Euro-Umsätze verbucht. Unternehmen, die mehrwertsteuerpflichtig sind, führen auch für Bärling-Umsätze die Mehrwertsteuer ans Finanzamt ab. Es ist keine gesonderte Buchführung notwendig.

Ist der Bärling fälschungssicher?

Auf den Wertgutscheinen gibt es einige fälschungssichere Merkmale. So ist der Bärling auf Spezialpapier mit Wasserzeichen und Sicherheitsfäden gedruckt. Die Scheine sind nummeriert und das Logo des Vereins ist in Silber geprägt und leicht erhöht. Zwar sei das Regionalgeld damit nicht ganz so sicher wie der Euro, sagt Schweighöfer: "Mit einem Farbkopierer kann man da aber gar nichts machen."

Was ist der Umlaufimpuls und wofür ist er gut?

Der Bärling ist als zinsfreies Geld konzipiert und hat eine Umlaufsicherung, den sogenannten "Umlaufimpuls", den der Euro nicht hat. Der Sinn des Umlaufimpulses ist, das Regionalgeld in Umlauf zu halten. Das Interesse aller am Bärling Beteiligten ist es, das die Bärlinge die man im Geldbeutel oder auf dem Konto hat, bevorzugt (vor den Euros) ausgegeben werden. Erreicht wird das, in dem für Wertgutscheine, die zum Quartalsende nicht ausgegeben sind, ein Negativzins von zwei Prozent fällig wird. Wer das vermeiden will, gibt die Bärlinge eben einfach vor dem Stichtag aus. Bei den Regiogeldkonten der Unternehmen werden die zwei Prozent Negativzins nach 90 Tagen berechnet. Das Regionalgeld "Chiemgauer" hat beispielsweise einen drei bis viermal so schnellen Umlauf im Vergleich zum Euro.

Beim Rücktausch des Regionalgeldes in Euro gehen drei Prozent der Summe an ein Förderprojekt, das man vorher selber bestimmen kann.

Man kann auch ohne Bärling bewusst Produkte einkaufen, die aus der Region sind. Wozu also der Bärling?

Der Bärling soll der Regionalentwicklung dienen und ist auch als Marketingmaßnahme zu sehen. "Niemand hat etwas davon, wenn nur noch im Internet eingekauft wird", begründet Schweighöfer die Regionalgeldinitiative. Gleichzeitig sei die neue Währung aber auch ein Instrument, um darauf hinzuweisen, dass dem "normalen" Geldsystem "strukturelle Fehler anhaften, die regelmäßig in der Geschichte zu schweren Krisen und dem dazugehörigen Leid für die Bevölkerung geführt haben". Mit der Verwendung des Bärlings könne man also einerseits sicherstellen, dass das Geld nicht aus der Region abfließt. Andererseits werde das notwendige Umdenken in Bezug auf das "kranke" Währungssystem gefördert.

Wer hat den Bärling-Wertgutschein gestaltet?

Die erste Ausgabe für das Jahr 2015 wurde von Inga Krämer, Mitglied der Initiativgruppe Regionalgeld für Freising und das Freisinger Land, gestaltet. Das Logo des Bärlings wurde von ihr zusammen mit der Künstlerin Margret Huber entwickelt. Die Bären wiederum, die als Kaltnadelradierung die Wertgutscheine schmücken, sind eine Projektarbeit der Klasse 10 d (2014/2015) des Camerloher Gymnasiums mit ihrer Kunstlehrerin Judith Treimer-Schebler. Hergestellt wurden die ersten 500 DIN-A3-Bögen - etwa 50 000 Scheine - in einer Rosenheimer Druckerei

Wo kann man schon mit dem Bärling bezahlen?

Die ersten Scheine sind im vergangenen Jahr auf dem Freisinger Christkindlmarkt am Marienplatz ausgegeben worden. Akzeptiert werden die Bärlinge bereits in der Gärtnerei Schönegge, bei Schweighöfers Lebensart GmbH sowie bei 14 weiteren Akzeptanzstellen, die sich auf der Website der Regionalgeldinitiative finden. Beim diesjährigen Uferlos-Festival gilt die Regionalwährung "Bärling" neben dem Euro erstmals als offizielles Zahlungsmittel.

Welche Projekte werden gefördert?

Auf der Liste stehen derzeit der Freisinger "Raum der Begegnung", die Nachbarschaftshilfe, der Verein für Nachhaltigkeit, der Bund Naturschutz, Tagwerk, die Mibikids, die Regionalgeldinitiative selber sowie der Tierschutzverein. Wer weitere kulturelle, ökologische oder nachhaltige Projekte für förderwürdig hält, kann diese ebenfalls über die Homepage der Initiative melden.

Der Bärling findet sich im Internet unter folgender Adresse: www.regionalgeldfreising.de

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