Lerchenfelder Pfarrer will weg:Nur nicht einrosten

Lerchenfelder Pfarrer will weg: Pfarrer Axel Windecker will die Lerchenfelder Pfarrei St. Lantpert verlassen. Der 46-Jährige hat sich auf eine andere Stelle in der Erzdiözese München und Freising beworben. Entschieden wird über die Bewerbung vor Ostern.

Pfarrer Axel Windecker will die Lerchenfelder Pfarrei St. Lantpert verlassen. Der 46-Jährige hat sich auf eine andere Stelle in der Erzdiözese München und Freising beworben. Entschieden wird über die Bewerbung vor Ostern.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der langjährige Lerchenfelder Pfarrer Axel Windecker hat sich aus Freising wegbeworben, entschieden ist darüber noch nicht

Von Clara Lipkowski, Freising

Der langjährige Pfarrer Axel Windecker verlässt die katholische Gemeinde St. Lantpert - höchstwahrscheinlich. "Nach zwölf Jahren habe ich mich auf eine andere Stelle beworben", sagt er. Allerdings sei über die Versetzung noch nicht entschieden worden. "Es ist völlig offen, ob ich aufhöre. Das klärt sich in der Woche vor Ostern", so der 46-Jährige. Wohin er sich beworben hat, will er nicht verraten, nur so viel: "Wenn ich wechsele, bleibe ich in der Erzdiözese München und Freising."

Ein Wechsel ist nach zwölf oder 15 Jahren üblich. Damit will die Erzdiözese verhindern, dass Pfarrer immer im selben Umfeld arbeiten und "einrosten". Zudem sind Wechsel wegen des Pfarrermangels erwünscht, damit andere Pfarreien möglichst kurz ohne Leiter bleiben. "Ich sehe absolut den Sinn dieser Vorgabe", sagt Windecker, denn bei dem doch sehr stressigen Job bestehe die Gefahr, "betriebsblind" zu werden. Bei 80 Wochenstunden könne es schon passieren, dass man aus Bequemlichkeit Dinge lässt wie sie sind, obwohl eine Änderung möglich wäre.

Stressig sei die Arbeit, weil er sich oft kurzfristig auf verschiedene Situationen einstellen müsse. "Ein Extrembeispiel ist, dass man mal von einem fröhlichen Taufgespräch zu einer Beerdigung muss", erklärt er. "Man begleitet die Menschen ja in alle Höhen und Tiefen des Lebens." Eine schlimme Erfahrung war für ihn, als er eine Ministrantin beerdigen musste. "Ich war kurz zuvor noch mit ihr und anderen Ministranten in einem Minilager", sagt er.

Kurz darauf war das Mädchen mit der gesamten Familie bei einem Unfall auf Mallorca ums Leben gekommen, Windecker musste nicht nur sie, sondern auch ihre Familie beerdigen. "Das war eine sehr große Herausforderung." Außerdem betreute er die Ministranten, die mit der Schülerin zusammengearbeitet hatten. In dieser Zeit hatte der Seelsorger selbst überlegt, von einem geistlichen Begleiter Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Ich habe das damals sehr aufmerksam durchdacht, ob ich das nicht unter den Teppich kehre. Ich war an einer Belastungsgrenze angekommen."

Dann habe er es alleine geschafft, zum Alltag zurückzukehren. Vertrauenspersonen hätten ihn aber in der gesamten Freisinger Zeit begleitet. Dass er Priester werden würde, war Windecker erst während des Priesterseminars klar geworden. "Eigentlich bin ich da rein gegangen, um mir zu beweisen, dass es das Falsche für mich ist." Während der Schulzeit hatte er einen "inneren Ruf" gespürt, berufen zu sein. "Da habe ich gedacht, das ist doch völlig Banane, das redest du dir ein." Doch die Kirche wurde Beruf und Berufung. Obwohl ihn seine Eltern kaum vorgeprägt hatten. "Im Gegenteil, ich komme aus einer gemischt-konfessionellen Familie."

Wenn er denn geht, wird Windecker, der in Freising auch Dekan, Feuerwehrmann und -seelsorger sowie Schauspieler ist, das schweren Herzens tun. "Ich habe mich hier sehr wohl und gut angenommen gefühlt." Ein bisschen wird er sich aber wohl auch freuen: Zuletzt lebte er in einer sanierungsbedürftigen Pfarrwohnung - "feucht, kalt und zugig".

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