Lecker und auch noch gesund:Aufgemotztes Fast-Food

Gastronomiemesse Internorga

Lecker - aber leider nicht ímmer auch gesund: der gemeine Burger.

(Foto: dpa)

Pizza, Chips und Hamburger schmecken, der Gesundheit zuträglich sind sie jedoch nicht unbedingt. Weihenstephaner Forscher wollen das nun ändern.

Von Katharina Aurich, Freising

Die meisten Menschen ernähren sich ungesund: Auch in Zukunft werden sie wohl nicht auf Hamburger, Chips, Soft Drinks oder Fertigprodukte verzichten wollen. Deshalb will das Forschungscluster "enable" gesündere und geschmacklich attraktivere Fertigprodukte für Jugendliche, Erwachsene und Senioren entwickeln und diese dann auch bewerben. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte und 5,8 Millionen teure interdisziplinäre Verbundprojekt aus neun wissenschaftlichen Institutionen sowie Projektpartnern aus der Ernährungsindustrie wurde kürzlich gestartet. Die Federführung des dreijährigen Großprojektes hat das ZIEL-Institute for Food and Health der TU München in Weihenstephan.

"Immer mehr Menschen essen unterwegs und auch zu Hause bereiten sie aus zeitlichen Gründen immer häufiger Convenience-Produkte zu", beschrieb Professor Hans Hauner, Koordinator und Sprecher des Clusters. Convenience bedeutet übersetzt Bequemlichkeit und damit werden vorgefertigte Lebensmittel bezeichnet. Die Ernährungsforschung stelle sich diesen Trends, sagte Hauner, und wolle jedem Menschen, abhängig von seinem Alter eine seinen Bedürfnissen entsprechende gesunde Ernährung ermöglichen.

Ältere Personen oder Schwangere, Jugendliche oder Menschen mittleren Alters benötigten ganz unterschiedliche Nahrungsbestandteile. Die gemeinsame Mission sei es, der weit verbreiten Fehlernährung zu Leibe zu rücken. Denn für die meisten Konsumenten müsse das Essen möglichst billig, bequem-und geschmackvoll sein. Zwei Drittel der Kosten im Gesundheitswesens seien auf Fehlernährung zurückzuführen, sagte Hauner Bilanz. Die Nahrung enthalte zu wenig Ballaststoffe, zu viel Zucker und zu viel Salz.

Denkbar sei zum Beispiel, den "bad guy", den Hamburger, so zu verändern, dass er gesund sei und statt Fleisch Soja enthalte, erläuterte Peter Eisner vom Frauenhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung. Die Inhaltsstoffe der neuen Produkte werden für die unterschiedlichen Altersgruppen der Konsumenten maßgeschneidert. Für Jugendlichen wird die Energiedichte der Fast-Food-Produkte vermindert, um Adipositas (Übergewicht) vorzubeugen, beschrieb Eisner.

Für Personen mittleren Alters werde zum Beispiel eine mit Ballaststoffen angereicherte Pizza geben. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt wird das Essen im Alter sein. Denn viele Senioren hätten beim Kauen und Schlucken Schwierigkeiten, so dass sie ihr Essen nur püriert zu sich nehmen könnten, verdeutlichte Professor Dorothee Volkert vom Institut für Biomedizin des Alters an der Friedrich-Alexander Universität Nürnberg-Erlangen. Diese Mahlzeiten seien aber optisch wenig ansprechend und auch geschmacklich fad.

Deshalb wollen die Forscher pürierten Lebensmitteln optisch eine ansprechende Form geben und sie zusätzlich mit Vitaminen, Proteinen und Eiweißen anreichern, so dass auch ältere Menschen mit allem Notwendigen versorgt würden, beschrieb Volkert. Außerdem werde eine Testgruppe aus 100 Senioren aufgebaut, deren Ernährungsgewohnheiten zu ihrer körperlichen Verfassung in Bezug gesetzt und daraus dann verbesserte Produkte kreiert.

Die neuen Erkenntnisse nützten jedoch wenig, wenn sie nicht im Alltag umgesetzt würden. Daher widmet sich ein großes Teilprojekt der Information, um vernünftiges Essverhalten zu erreichen. "Wir wollen IT-gestützte Anreize für eine Ernährungsumstellung schaffen", erläuterte Professor Helmut Krcmar, der den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der TU inne hat.

Schon heute gebe es eine große Zahl an Ernährungs- Gesundheits- und Sport-Apps. "Digitale Hilfsmittel motivieren", ist der Wissenschaftler überzeugt. Deshalb wollen die Forscher Informationen über soziale Netzwerke vermitteln, aber auch Spiele für die jüngere Zielgruppe entwickeln. Mit der zunehmenden Vernetzung von Endgeräten ermögliche dies auch eine "Erfassung der Vitalwerte". Die Verhaltensänderungen der User könnten gemessen und diese Daten genutzt werden.

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