Langenbach:Seelsorger braucht Auszeit

Pfarrer ohrfeigt einen Neunjährigen, nachdem dieser den Religionsunterricht massiv gestört hat. Kaspar Müller zieht selbst die Konsequenzen und entschuldigt sich öffentlich. Ob er zurückkehrt, ist ungewiss

Von Birgit Goormann-Prugger

Es gibt einigen Ärger im Pfarrverband Langenbach-Oberhummel. Pfarrer Kaspar Müller, 55, hat im Religionsunterricht einem neunjährigen Schüler der dritten Klasse eine Ohrfeige verpasst. Jener hatte wohl zuvor massiv den Unterricht gestört. Müller hat sich nach diesem Vorfall dazu entschlossen, künftig keinen Religionsunterricht mehr zu geben, auf eigenen Wunsch. "Die Initiative ging von ihm aus", heißt es dazu aus dem Erzbischöflichen Ordinariat. Der Langenbacher Pfarrer selbst konnte zu den Vorwürfen nicht befragt werden. Er habe sich eine Auszeit genommen, teilte das Ordinariat mit, und halte sich derzeit auch nicht in der Gemeinde auf.

Der Religionsunterricht in der Langenbacher Grundschule geht natürlich weiter. Das Ordinariat habe als Ersatz für Pfarrer Müller andere kirchliche Lehrkräfte entsandt, berichtete Rektorin Heike Schmidtborn. Die würden die Stunden bis auf Weiteres übernehmen, so lange bis eine endgültige Entscheidung getroffen sei. Weiter wollte sich die Direktorin zu diesem Vorfall nicht äußern.

Ereignet hatte sich das Ganze an einem besonders heißen Tag während der ersten Hitzeperiode in diesem Jahr. Müller war wegen der hohen Temperaturen im Klassenraum für den Religionsunterricht mit den Kindern in die kühlere Kirche umgezogen. Dort hat der betroffene Bub wohl den Unterricht erheblich gestört, ist über Kirchenbänke geturnt und hat sich nach Müllers Ermahnung, das sein zu lassen, auf der Kirchenbank schlafend gestellt. Da ist dem Pfarrer dann die Hand ausgerutscht.

Der Vater des Buben hat unterdessen angekündigt, Anzeige gegen Pfarrer Kaspar Müller zu erstatten. Bis zum Dienstag hatte er dies bei der zuständigen Polizeiinspektion in Freising aber noch nicht getan, wie dort ein Polizeisprecher auf Nachfrage bestätigte.

Pfarrer Kaspar Müller, seit 19 Jahren Seelsorger in Langenbach, ist nach den Worten von Bernd Kellner, Leiter der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats, nach diesem Vorfall "am Boden zerstört und nervlich vollkommen am Ende". Er wünsche sich nichts sehnlicher, als diesen Vorfall ungeschehen zu machen. Müller hat selbst Ordinariat und Langenbacher Schulleitung informiert. Er ist auch bei den Eltern des Buben vorstellig geworden, um sich dafür zu entschuldigen, ihren Sohn geohrfeigt zu haben. Die Eltern hätten die Entschuldigung jedoch nicht angenommen, so Kellner. Um Verzeihung gebeten hat Pfarrer Kaspar Müller noch einmal öffentlich am vergangenen Sonntag bei einem Gottesdienst in Maria Rast.

Das Ganze sei natürlich nicht in Ordnung, sagt Bernd Kellner. Ein Kind dürfe im Unterricht nicht geohrfeigt werden, egal wie schwierig die Situation gerade sei. Pfarrer Müller wisse das selbst und habe sich darum dazu entschlossen, von sofort an keinen Religionsunterricht mehr zu geben, auch nicht im kommenden Schuljahr. "Dabei gilt Müller in der Gemeinde Langenbach, die er seit 19 Jahren betreut, als hoch angesehener Mann und Religionsunterricht gibt er schon seit 25 Jahren."

Kaspar Müller habe sich jetzt erst einmal zurückgezogen und eine Auszeit genommen, sagt Kellner. Wann er zurückkomme, sei noch nicht klar. Seine Vertretung in Langenbach organisiere gerade Dekan Hans Georg Platschek. "Hier im Ordinariat wird nun geprüft, wie es für Pfarrer Kaspar Müller in guter Weise auf seinem priesterlichen Weg weitergeht", erklärte Bernd Kellner.

Der Langenbacher Pfarrer hatte erst vor wenigen Monaten für Gesprächsstoff gesorgt, weil er sich hartnäckig gegen die geplante Versetzung in eine andere Pfarrei gewehrt hatte. Der Pfarrgemeinderat und auch Langenbachs Bürgermeister Josef Brückl setzten sich dafür ein, dass Müller bleiben sollte. Mit Erfolg. Der Langenbacher Pfarrer hatte seinerzeit seinen Protest gegen die Versetzung mit gesundheitlichen Problemen begründet. Zudem sei Langenbach in den vergangenen 19 Jahren seine Heimat geworden, die er nur ungern verlasse. Ob er nun dorthin zurückkehrt, ist ungewiss.

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