Landwirte machen sich Sorgen:Gewaltiges Wasserdefizit

Der Regen der vergangenen Tage bringt etwas Linderung, der Juni war aber insgesamt viel zu trocken. Darunter leiden der Weizen und sogar der unempfindlichere Mais. Einen aber freut's: den Borkenkäfer

Von Katharina Aurich, Landkreis

Mit Sorge blicken die Landwirte auf den Wetterradar und hoffen auf ergiebige Regenfälle. Denn das heiße und trockene Wetter im Juni schädigte besonders den Weizen, eine der Hauptanbaukulturen im Landkreis, schildert Gerhard Stock, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Freising. Am Dienstag regnete es jedoch und eine alte Bauernregel besage, dass das "Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen lang so bleiben mag", sagt Stock und hofft.

Der Regen der vergangenen Tagen habe leichte Besserung gebracht, aber damit sich die Kulturen tatsächlich erholen können, seien lang anhaltende Regenfälle nötig. Nur dann saugten sich die ausgetrockneten Böden, deren Oberfläche an manchen Stellen schon eine rissige Kruste habe, wieder voll, schildert Anton Mitterer, Pflanzenbauberater beim Amt für Landwirtschaft und Forsten in Erding. "Wir haben ein gewaltiges Defizit". Auch ein Gewitterguss nutze da wenig, denn starker Regen perle auf der trockenen Bodenoberfläche ab und verursache Erosionen. Ungefähr 30 Liter pro Quadratmeter seien nötig, damit sich die Kulturen wieder erholen, so Mitterer. Auch die Situation der Waldbesitzer sei "prekär", sagt Stefan Warsönke, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Landwirtschaft, da die Borkenkäfer das trockene und heiße Wetter mögen und sich in den geschwächten Fichten massenhaft vermehrten. Denn auch die Bäume litten unter der Hitze und dem Wassermangel, die Käfer hätten leichtes Spiel, sich durch die Rinde zu bohren. Ein gesunder, gut mit Wasser versorgter Baum wehre sich mit Harztropfen gegen den Eindringling, geschwächte Bäume seien ihm ausgeliefert, erklärt Warsönke. Ein Regentag ändere dran nichts, die Käfer, die bereits massenhaft Brutstellen angelegt hätten, warteten unter der Rinde, bis es wieder trocken wird, um ihr zerstörerisches Werk fortzusetzen.

Auch für viele Weizenfelder komme der Regen jetzt zu spät. Denn die tagelangen Temperaturen über 30 Grad und die intensive Sonneneinstrahlung "sind Gift für den Weizen", sagt BBV-Geschäftsführer Stock. Die Pflanzen kämen in die Notreife und bildeten kaum Körner aus. Eigentlich sollten die Ähren jetzt noch grünlich sein, aber besonders auf leichten Standorten mit sandigen Böden, die wenig Wasser halten können, sind sie bereits gelblich. Auch das Grünland habe das Wachstum bei der Hitze und Trockenheit weitgehend eingestellt, vielen Landwirten fehle ein Schnitt.

"Unsere Nutzpflanzen sind diese Witterung nicht gewöhnt", so Stock. Auch der Mais, der Hitze normalerweise toleriere, rolle stellenweise schon seine Blätter ein, die er eigentlich als Energiekraftwerk zur Ausbildung der Körner benötigt, hat Pflanzenbauberater Mitterer festgestellt. Mit so wenig Wasser, wie es im Juni verfügbar war, komme die Pflanze, die ursprünglich aus Mexiko stammt, nicht zurecht.

Wie schwer die Schäden sind, hänge nicht nur von der Witterung, sondern auch von den Böden ab, sagt Mitterer. Auf schwereren Böden, die gut durchwurzelt und strukturiert sind, hätten alle Kulturen bessere Chancen, da die Wurzeln aus Bodenporen noch lange Feuchtigkeit aufnehmen könnten. Auch regional und kleinräumig gebe es große Unterschiede, denn dort, wo es gewittert, seien die Schäden nicht so gravierend, schildert der Pflanzenbauberater. Einzig der Winterweizen und der Raps hätten die Trockenheit, wenn sie denn jetzt beendet sein sollte, gut überstanden, weil die Körner Anfang Juni bereits ausgebildet sind. Besonders empfindlich für Wassermangel seien Kartoffeln, aber nur wenige Landwirte verfügten über eine Beregnungsanlage, erklärt Stock.

Entspannt sehen die Hopfenbauern in der Hallertau derzeit noch die Wetterlage, "Gott sei Dank regnet es", sagt Werner Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbands in Wolnzach erleichtert. Der Hopfen wurzele tief und komme an die Feuchtigkeit in tieferen Schichten, Schäden gebe es bisher nicht. Nur bei Neuanlagen seien die Pflanzen, die noch keine langen Wurzeln hätten, gefährdet. Für die Ausbildung der Hopfendolden sei der Juli entscheidend. Daher hoffen die Hopfenpflanzer wie auch ihre Ackerbaukollegen auf einen Wetterumschwung.

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