Landwirt erfüllt sich einen Traum:Bier vom Bauernhof

Landwirt erfüllt sich einen Traum: Andreas Pflügler braut Bier, das noch Hefe und andere Trübstoffe enthält. Mit all den Inhaltsstoffen sei es vollmundiger, sagt er, und zudem gesünder.

Andreas Pflügler braut Bier, das noch Hefe und andere Trübstoffe enthält. Mit all den Inhaltsstoffen sei es vollmundiger, sagt er, und zudem gesünder.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Bei schönem Wetter erledige ich die Feldarbeit, bei schlechtem Wetter braue ich Bier." So sieht der Arbeitsalltag von Landwirt Andreas Pflügler aus. Der 29-jährige Neufahrner hat in eine komplette Brauanlage im alten Kuhstall investiert.

Von Gudrun Regelein, Neufahrn

In jede einzelne der Flaschen wirft Andreas Pflügler noch einen prüfenden Blick, bevor er sie in die Abfüllanlage stellt. Dann senkt sich das Edelstahlröhrchen nach unten, die goldfarbene Flüssigkeit läuft langsam in die Flasche ein. Ein weiterer Knopfdruck und mit einem leisen Zischgeräusch wird das Röhrchen wieder nach oben gezogen. Frühjahrsbier, die Spezialsorte des Monats April, wird an diesem Freitag in der Neufahrner Pflügler-Brauerei abgefüllt. Eine ganze Palette der Halbliter-Bügelflaschen steht schon aufgereiht da, insgesamt 400 werden es heute werden, denn 200 Liter passen in den Tank. "Das ist ein Bier, das mit Ale-Hefe vergoren wird", erklärt Pflügler. Es habe einen fruchtigen Geschmack, die leicht eingetrübte Färbung sei typisch für unfiltriertes Bier.

"Ich wollte ein ursprüngliches Bier herstellen, kein Konservenbier", sagt er. Deshalb gibt es unter dem Namen Pflügler-Bräu auch nur Bier, das noch die Hefe und andere Trübstoffe enthält. Dafür hat er sich ganz bewusst entschieden, erzählt Pflügler, denn mit all den Inhaltsstoffe habe das Bier einen vollmundigen Geschmack und sei zudem gesünder. Allerdings sei es nicht so lange haltbar und müsse dunkel und kühl gelagert werden.

Das Pflügler-Bräu gibt es im Hofladen in Halbliter-Bügelflaschen zu kaufen

Eigentlich ist Andreas Pflügler im Hauptberuf Landwirt - gemeinsam mit seiner Frau Carolin bewirtschaftet er den Bauernhof, der seit über 100 Jahren im Besitz der Familie seiner Frau ist. Unter anderem bauen sie Winterweizen, Braugerste und Kartoffeln an, die auf dem Hof verkauft werden. "Bei schönem Wetter erledige ich die Feldarbeit, bei schlechtem Wetter braue ich Bier", erzählt er. Jeweils 500 Liter Helles und Weißbier und 400 Liter der Monatsspezialität - den Weihnachtstrunk, das Sommerbier und derzeit das Frühjahrsbier - in der Woche sind das immerhin. "Die Brauerei ist sein Hobby und schon immer sein großer Traum gewesen", sagt seine Frau. Schon früher habe er "für den Hausgebrauch" in einer kleinen Versuchsanlage Bier gebraut, bis er sich vor gut drei Jahren zum Ausbau der Produktion entschloss. Am Fachwissen dafür mangelt es dem 29-Jährigen nicht: Denn Pflügler ist nicht nur Landwirt, sondern auch Braumeister.

Landwirt erfüllt sich einen Traum: Andreas Pflügler ist fasziniert davon, dass sich aus nur vier Rohstoffen so unterschiedliche Geschmacksrichtungen erzielen lassen.

Andreas Pflügler ist fasziniert davon, dass sich aus nur vier Rohstoffen so unterschiedliche Geschmacksrichtungen erzielen lassen.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Mein Hauptgedanke war, dass wir - je breiter unsere Produktpalette ist - umso interessanter für unsere Kunden werden", sagt Pflügler. Und da er eben die zwei Berufe Landwirt und Braumeister erlernt habe, habe er sich entschlossen, bei der Direktvermarktung zusätzlich zu den Kartoffeln noch Bier anzubieten.

Vor gut drei Jahren funktionierte Pflügler den ehemaligen Kuhstall des Hofes, der einige Jahre lang auch als Lagerhalle und Garage diente, in eine kleine Brauerei um. Etwa 160 000 Euro hat das Ehepaar damals unter anderem in Sudkessel, Edelstahltanks und Abfüllanlage investiert. "Wir sind jung und wir hatten dazu die räumlichen Möglichkeiten", erzählt Carolin Pflügler. Wichtig sei für sie, dass nicht langfristig in die Brauerei investiert werden müsse - und das funktioniere. "Das Geschäft läuft, wir bleiben nicht auf dem Bier sitzen."

Die Stammkunden kommen freitags und samstags, und auch zwei Gasthäuser beliefert Pflügler

Neben vielen Stammkunden, die an den zwei Öffnungstagen der kleinen Brauerei - freitags und samstags - kommen, beliefert man zwei Gasthäuser in der Region. Carolin Pflügler, eine gelernte Bankkauffrau, unterstützt ihren Mann bei seinem Traum einer eigenen Brauerei - auch wenn sie eigentlich gar kein Bier mag, wie sie lachend erzählt. "Wenn es pressiert, dann stehe ich auch mal an der Abfüllanlage", sagt sie. Jede der Flaschen etikettiert sie von Hand und sie kümmert sich um den Verkauf. Demnächst wollen die Pflüglers nun einen eigenen Hofladen eröffnen, in dem es dann neben regionalem Gemüse Nudeln, Eier, Kaffee, Kartoffeln und natürlich das eigene Bier zu kaufen geben wird.

Andreas Pflügler, der sein Feierabendbier "nicht nur aus Genuss, sondern auch zur Qualitätskontrolle" trinkt, versucht, die Dinge zu optimieren. "Es ist eine faszinierende Geschichte, wie man aus vier Rohstoffen so unterschiedliche Geschmacksrichtungen erzielen kann", meint er. Zwar seien die Zutaten immer die gleichen, aber alleine durch die Wahl verschiedener Hopfensorten entstehe ein jeweils anderer Charakter beim Bier. An Ideen mangelt es ihm nicht: Für den Mai plant er nun, ein hopfengestopftes Spezialbier zu brauen.

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