Landschaftspflegeverband warnt:Kleine Wasserläufe brauchen Pflege

Werden die "Lebensadern" vernachlässigt, rächt sich dies durch Hochwasser

Von Dennis Wenzl, Freising

Jeder Freisinger kann sich noch an das Hochwasser aus dem Jahr 2013 erinnern. Das Wasser sprudelte damals aus jedem Kanaldeckel und die Moosach mit ihren Seitenarmen schwoll zu einem reißenden Fluss an. Das Technische Hilfswerk konnte seine Boote sogar auf der Straße ausprobieren. Die vielen Arme der Moosach, die bis in die Innenstadt reichen, machen diese sehr anfällig für solche Überschwemmungen. Dabei geht die größte Gefahr nicht von der Moosach selbst aus, sondern von kleineren Flüssen, den Gewässern dritter Ordnung. Da deren Pflege vernachlässigt wurde, sind sie verwildert oder zugunsten der Landwirtschaft begradigt.

Wären diese kleinen Bäche und Gräben besser gepflegt, hätte das Hochwasser von 2013 "abgemildert" werden können, sagt Matthias Maino, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Freising. Durch Renaturierung von Bachläufen entstehe eine natürliche Fließdynamik, die der Überflutungsgefahr entgegenwirkt, erläutert er. Die Europäische Union hat bereits im Jahr 2000 sogenannte Wasserrahmenrichtlinien erlassen. Dabei gehe es vor allem um die Morphologie, also den Aufbau der Gewässer. Wie hoch der Nährstoffeintrag und die Gewässergüte sind, sei besonders wichtig, erklärt Maino dazu.

Um letztere zu gewährleisten, müssen sogenannte Pufferzonen entstehen. Das sind Grünflächen entlang der Gewässer, die eine größere Distanz zu landwirtschaftlichen Flächen schaffen. Die in der Landwirtschaft genutzten Dünger erhöhen nämliche den Nährstoffeintrag in die Bäche, in diese sie etwa nach heftigen Regenfällen gelangen, und schädigen das Ökosystem der Gewässer. Bei Flüssen, die bereits betroffen sind, müsse die Wasserqualität wieder hergestellt werden. Zudem müssen Regenrückhaltebecken gebaut werden, fordert Maino. "Die Moosach hat eine gute Wasserqualität", wodurch sie besonders fischreich sei, stellt er fest. Sogar Forellen könne man in ihr fischen. Ein erhöhter Nährstoffeintrag verschlechtere aber den ökologischen Zustand und störe das empfindliche Ökosystem, schildert Maino. Dadurch würde der Fischbestand zurückgehen und auch andere Tiere, wie etwa der Eisvogel, der seine Nahrung aus Flüssen bezieht, wären durch den Rückgang der Artenvielfalt betroffen.

Um das nötige Geld für die Sanierung der Oberflächengewässer zu erhalten, müsse man für jeden Fluss- und Bachverlauf eine Planung vornehmen, um dann dafür staatliche Zuschüsse zu bekommen. In Freising ist eine solche Planung beispielsweise für den Galgenbach und den Thalhauser Graben angelegt. Im Landkreis finden sich weitere Beispiele für die Sanierung von Bachläufen, wie der Aiterbach, der Lumbach und der Rotkreuzgraben. Die staatlichen Zuschüsse für diese Renaturierungspläne decken ungefähr 30 Prozent der Kosten. Den Rest tragen die Kommunen.

Als gutes Beispiel dient dem Freisinger Landschaftpflegeverband der Ortsverband in Regensburg, wo man kürzlich zum Gewässernachbarschaftstag eingeladen war. Dort gibt es bereits ein vielversprechendes Gewässerentwicklungskonzept, das staatliche Förderung erhält. "Die Wasserrahmenrichtlinien müssen umgesetzt werden - wie bei den Regensburgern", meint Matthias Meino. "Diese kleinen Wasserläufe sind Lebensadern.

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