Landkreis Freising:Es bleibt nur der Appell

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Weil Privathaushalte die größten Verbraucher sind, kommt die Energiewende ohne ein Umdenken bei den Bürgern nicht voran. Gleichzeitig dürfen sich die Kommunen von "Zukunftszweiflern" nicht beirren lassen

Von Peter Becker, Freising

Was den Anteil des sauberen Stroms auf dem Pfad zur Energiewende angeht, befindet sich der Landkreis Freising auf einem guten Weg. Wie allerdings Heizenergie regenerativ erzeugt werden kann, das gibt den Experten noch Rätsel auf. Konrad Springer, "Kümmerer" und Sprecher von zehn Ampertalgemeinden, die gemeinsam ein Energiekonzept entwickelt haben, sieht eine Möglichkeit darin, mehr Biomasse zu erzeugen. Die könnte in Biogasanlagen zur Wärmegewinnung eingesetzt werden, sagte er in seinem Vortrag während des Informationstreffens des Klimaschutzbündnisses am Montag im Landratsamt.

Johannes Hofmann, Energiespezialist im Landratsamt, und Manfred Drobny, Umweltreferent der Stadt Freising, teilen Springers Optimismus nicht. Hofmann glaubt, dass aufgrund der geringen Einspeisevergütung von Seiten des Staats der Bau von Biogasanlagen zurückgehen wird. Und Drobny steht einer weiteren Intensivierung des Anbaus von Energiepflanzen skeptisch gegenüber. "Dann handeln wir uns andere Probleme ein", glaubt er. Der Anbau von Energiepflanzen ginge zu Lasten der Nahrungserzeugung. Und Wärmeerzeugung durch Holz scheide ebenfalls aus. Weil im Landkreis Freising der Waldbestand sehr niedrig sei, verbrauchten die beiden bestehenden Heizkraftwerke bereits die dreifache Menge an Holz, die in dessen Grenzen pro Jahr nachwachse.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Erzeugung von Wärme durch regenerative Energien in den kommenden Jahren ähnlich große Sprünge macht, wie dereinst die Stromerzeugung durch Fotovoltaik. Springer zieht selbst als Fazit aus dem Energiekonzept der Ampertalgemeinden, dass nur die Möglichkeit bleibt, an die Bürger zu appellieren, ihren persönlichen Energieverbrauch zu senken. Privathaushalte sind nämlich die größten Verbraucher in den Kommunen, hat eine Untersuchung ergeben. Dann folgen die Gewerbebetriebe. Der Gestaltungsfreiraum der Kommunen selbst ist relativ gering. Gerade zwei Prozent machten die Liegenschaften einer Gemeinde im Gebäudebestand eines Orts aus, sagte Springer. Immerhin müssten die Kommunen aber mit gutem Beispiel voraus gehen.

Die Verwaltungen müssen Überzeugungsarbeit beim Bürger leisten. Etwa ihre Häuser besser zu dämmen, um den Wärmeverlust zu senken. Anreiz dazu bietet vielleicht ein "Energie-Spaziergang", den der Landkreis zu Beginn des kommenden Jahres anbietet. Eigentümer können dabei ihre Häuser durch eine Thermografiekamera betrachten. Ein weiterer Anreiz wäre, das Hausdach mit einer Fotovoltaikanlage auszurüsten. Bei einer Einspeisung ins Stromnetz gibt es dafür zwar kaum mehr Geld, aber immerhin kann man die erzeugte Energie selbst nutzen. Günstige Kredite für kommunale Klimaschutzprogramme gebe es bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau, darauf wies Energieberater Hans-Jürgen Werner hin. Zuschüsse gibt das Forschungszentrum Jülich.

Was die Elektromobilität angeht, sollten sich die Kommunen von "Zukunftszweiflern" nicht beirren lassen, sagte Berater Michael Fischer. Er ist davon überzeugt, das Elektrofahrzeuge eine zunehmend große Rolle im Individualverkehr übernehmen werden. Maßnahmen zu deren Förderung gebe es einige. Die Gemeinde könnten etwa bevorzugte Parkplätze ausweisen oder gar die Parkgebühren erlassen. Derzeit gebe es etwa 80 Elektrofahrzeuge im Landkreis, sagte Hofmann.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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