Landkreis baut Angebot aus:Rechtzeitig einschreiten

Die Jugendsozialarbeit hat sich bewährt, für Polizei-Chef Ernst Neuner ist sie sogar ein "absolutes Muss"

Von Peter Becker, Freising

Die Neufahrner Grundschulen am Jahnweg und am Fürholzer Weg erhalten eine zusätzliche Teilzeitkraft in der Jugendsozialarbeit. In der Grund- und Mittelschule Nandlstadt wird diese Art der Präventionsarbeit von 60 auf 80 Prozent ausgebaut. Die Verwaltung prüft den Bedarf an der Anton-Vitzthum-Grundschule in Moosburg, der Vöttinger Grundschule sowie Anfang 2018 an der bis dahin generalsanierten Auer Grundschule. Dies hat der Jugendhilfeausschuss des Kreistags in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen.

Ernst Neuner, Leiter der Freisinger Polizeidienststelle, hatte zuvor nach Rücksprache mit dem Jugendbeauftragten der Polizei, Walter Schollerer, ein äußerst positives Fazit der Jugendsozialarbeit an den Schulen gezogen. "Wir kommen ja erst ins Spiel, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist", sagte Neuner. Da sei es oft schwer, es wieder herauszuholen. Dass es in vielen Fällen erst gar nicht zu einem Einschreiten der Polizei komme, dafür seien die Jugendsozialarbeiter verantwortlich: trotz des hohen Konfliktpotenzials, das an den Schulen im Landkreis herrsche. Die Kinder und Jugendlichen vertrauen den Jugendsozialarbeitern. "Die Opfer wissen, an wen sie sich wenden sollen", sagte Neuner. Und die Täter hätten das Problem, dass sie bekannt seien und nicht mehr aus der Anonymität wirken könnten. Neuner sagte, die Jugendsozialarbeiter wüssten auch, wie sie die bisweilen beratungsresistenten Eltern auffälliger Kinder "am besten anpacken können". Den Sozialpädagogen sei es auch zu verdanken, dass sie Konflikte zwischen einzelnen Gruppen an der Schule entschärften. Als Fazit bezeichnete Neuner die Jugendsozialarbeit an Schulen als "unbedingtes Muss".

Die Beschlüsse zur Aufstockung oder Gewährung von Jugendsozialarbeit an den Schulen fielen einhellig. Unstimmigkeiten gab es jedoch in Details. Unstrittig ist, dass die Neufahrner Grundschulen schon alleine aufgrund ihrer räumlichen Situation einer zusätzlichen Teilzeitkraft bedürfen. Weil der Migrationsanteil der Schüler dort über 20 Prozent liegt, beteiligt sich der Freistaat an der Finanzierung. Nicht so aber an der Nandlstädter Grund- und Mittelschule. Jetzt beträgt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund nach dem Zusammenschluss mit der Auer Mittelschule 27 Prozent. Dies wäre förderungsfähig, wenn der Landkreis dort nicht schon in die Jugendsozialarbeit eingestiegen wäre. Es werden aber nur neue Stellen gefördert. Diese restriktive Haltung der Regierung bezeichnete das Gremium als "ungerecht".

Samuel Fosso (Freisinger Mitte) stört sich an dem Umstand, dass als Förderrichtlinie der Migrantenanteil an einer Schule genannt ist. Er sieht den Bedarf unabhängig von der Herkunft der Kinder. Sein Antrag, noch einmal an allen Grundschulen den Bedarf abzufragen, wurde in der Sitzung nicht behandelt. Er kam für die aktuelle Sitzung zu spät. Landrat Josef Hauner (CSU) betonte, dass die Verwaltung die Einführung von Jugendsozialarbeit nicht von der Herkunft abhängig mache. Diese beweise der Beschluss, Präventionsarbeit an Schulen mit einem Migrationshintergrund von weniger als 20 Prozent einzuführen.

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