Freising:Wohnung, Haus, Grundstück? Nichts da!

Freising: In den von Fluglärm betroffenen Dörfern wie Pulling liegt der Quadratmeterpreis deutlich unter dem enormen Niveau im übrigen Freisinger Stadtgebiet.

In den von Fluglärm betroffenen Dörfern wie Pulling liegt der Quadratmeterpreis deutlich unter dem enormen Niveau im übrigen Freisinger Stadtgebiet.

(Foto: Einfeldt)

Die Mieten steigen, Bauland ist knapp und neue Wohnungen sind oft vor Baubeginn verkauft. Etwas Abhilfe gibt es erst in ein paar Jahren.

Von Petra Schnirch, Freising

Jeder, der in Freising eine Wohnung oder ein Haus sucht, weiß aus leidvoller Erfahrung, wie teuer Immobilien geworden sind. Dennoch ist der Markt nahezu leer gefegt. Reihenhäuser beispielsweise seien in den gefragtesten Vierteln Freisings derzeit gar keine zu haben, bilanzierte Matthias Gansl, Immobilienberater der Hypo-Vereinsbank, bei einem Pressegespräch. Selbst in mittleren Lagen kosteten sie über 750 000 Euro. Die Bank geht davon aus, dass die Preise weiter steigen werden, denn die Nachfrage hält an.

Alle zwei Jahre lässt die Hypo-Vereinsbank für Stadt und Landkreis eine Marktübersicht zu Kauf- und Mietpreisen erstellen, die neueste präsentierte sie in dieser Woche. Die Situation hat sich seit 2014 demnach eher zugespitzt: Die Zahl der neu gebauten Eigentumswohnungen ist in den vergangenen beiden Jahren zurückgegangen, ein Großteil ist bereits vor Baubeginn verkauft. Auch bei Bauland besteht eine Unterversorgung.

Einwohnerzahl wächst laut Prognose um 20 000

In der Stadt Freising kommen drei Faktoren zusammen, die das Angebot knapp halten: Kreditzinsen waren noch nie so günstig - und der Zuzug hält weiter an. Dem Wachstum der Stadt aber sind durch den Bannwald, den Flughafen und das Wasserschutzgebiet "enge Grenzen gesetzt", wie Andrea Schmidt, Filialleiterin der Hypo-Vereinsbank, analysierte. "Das verknappt Bauland und treibt die Preise insbesondere in begehrten Lagen".

Der selbständige Makler Guido Metz bestätigte im Gespräch mit der SZ, dass die Preise "durch die Decke" gegangen seien. Eine der Immobilien, die er verkauft habe, sei fünf Jahre zuvor noch 50 Prozent günstiger gewesen. "Das ist Irrsinn." Metz hat aber beobachtet, dass das Tempo im vergangenen halben Jahr etwas langsamer geworden ist. "Die Geschwindigkeit ist raus." Billiger aber "wird es aber mit Sicherheit nicht", bilanzierte er. Zumal die Einwohnerzahl im Landkreis weiter nach oben gehen wird. Derzeit leben hier etwas mehr als 171 000 Menschen, 10 000 mehr als noch 2005. Bis zum Jahr 2034 prognostiziert das Landesamt für Statistik einen Zuwachs um weitere 20 000 Einwohner.

Neues Wohngebiet für Tuching vorgesehen

Viele Zuzügler - darunter auch Familien, denen München zu teuer geworden ist - bevorzugen laut Matthias Gansl ein eher städtisches Umfeld. In Freising sei in der Vergangenheit jedoch, bezogen auf den hohen Bedarf, "zu wenig gebaut" worden, neue Wohnungen blieben nicht lange auf dem Markt. An dieser schwierigen Situation dürfte sich in den kommenden Jahren wenig ändern. In Tuching, im Osten der Stadt, ist im aktuellen Flächennutzungsplan zwar ein etwa 20 000 Quadratmeter großes Wohngebiet vorgesehen. Etwa 5000 Einwohner könnten dort einmal leben. Eine schnelle Realisierung aber ist nicht in Sicht. So könne beispielsweise die Frage der Erschließung bisher nicht zufriedenstellend gelöst werden, sagte Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt. Außerdem handele es sich um private Flächen - die Eigentümer müssen also mitziehen. Tuching bleibt aber im Fokus: Ein Lehrstuhl an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hat im Sommersemester einen städtebaulichen Entwurf mit verschiedenen Lösungsansätzen bearbeitet, das Stadtplanungsamt war miteingebunden. Eher wird vermutlich an der Angerstraße gebaut: Dort soll das Gewerbe- zu einem Wohngebiet entwickelt werden, geplant sind etwa 400 Wohnungen.

Bauprojekte können nicht Schritt halten

Die Genehmigungszahlen für Bauprojekte signalisieren zwar eine konstante Neubautätigkeit, wie es im aktuellen Marktbericht der Hypo-Vereinsbank heißt. Mit dem starken Bevölkerungswachstum könne die aber "nicht Schritt halten". In Freising lag die Zahl der Bauanträge 2015 bei 180, 2010 waren es 164, 2005 288. Auch die Mieten sind in den vergangenen Jahren stetig geklettert, in Gemeinden mit S-Bahn-Anschluss liegen sie zwischen 10,50 und 15,50 für den Quadratmeter.

Für Bauland klaffen die Preise weit auseinander, je nach Standort. Kostet der Quadratmeter in guten Lagen Freisings bis zu 1300 Euro, sind es in von Fluglärm betroffenen Dörfern wie Attaching und Pulling nur 360 Euro. Als Wohnorte gefragt sind auch die Gemeinden im südlichen Landkreis. Grundstücke in Eching kosten laut Marktübersicht bis zu 800 Euro pro Quadratmeter, in Dietersheim sind es 700. Da verwundert es nicht, dass das Interesse am geplanten Einheimischenmodell in Hallbergmoos mit einem Quadratmeterpreis von 250 Euro riesig ist. Allerdings sind dort nur 25 bis 30 Grundstücke zu haben.

In Moosburg verlief der Preisanstieg, vor allem wegen der etwas größeren Entfernung zu München, "vergleichsweise moderat", heißt es in der Analyse. Die Nachfrage nach Bauparzellen sei aber auch dort hoch.

Die Broschüre "Wohnimmobilien-Marktübersicht Freising Stadt und Landkreis" erhalten Interessierte - nicht nur Kunden des Geldinstituts - in der Hypo-Vereinsbank in Freising, Untere Hauptstraße 5.

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