Kurz vor dem Start ins Wintersemester:Studenten suchen Quartiere

Doppelter Abiturjahrgang und Aussetzung der Wehrpflicht verschärfen Lage auf dem Wohnungsmarkt in Freising

Janto Oellrich

Freising - Schlecht sind momentan die Aussichten für Studierende, in Freising noch eine passende Unterkunft zu finden. Zimmer und Wohnungen sind rar und die wenigen, die es gibt, sind entsprechend teuer. Die Studentischen Zimmervermittlungen und Wohnheime haben ihre Kapazitäten weitestgehend ausgeschöpft, alle ihre Zimmer sind bereits vermietet. Wer versucht, ein Zimmer auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden, braucht Glück und muss zudem mit Maklergebühren und Kautionen rechnen, die für Studieneinsteiger oft unbezahlbar sind. Offenbar fehlt es Freising an passenden Wohnungsangeboten für die wegen des doppelten Abiturjahrgangs stark angewachsene Zahl von Studenten und Studentinnen. "In Freising ist zu wenig Wohnraum für Studenten vorhanden", bemängelt Johannes Zurin. Der Bioprozessinformatik-Student hilft bei der katholischen Studentenverbindung "Isaria" Wohnungssuchenden dabei, eine Bleibe zu finden. Die "Isaria" bietet zwar auch selbst zwanzig Zimmer für jeweils nur 200 Euro an, diese seien aber bereits im August vergeben gewesen, erklärt er. Darüber hinaus vermittelt die Verbindung privat angebotene Wohnungen. Diese werden in einer Kartei für diejenigen, die eine Unterkunft suchen, gesammelt. Die Wohnungsangebote werden dann gegen eine Kaution von zehn Euro an Studierende weitergegeben, wird die Wohnung erfolgreich vermittelt, bleibt das Geld bei der Verbindung, die es an die Hochschulgemeinde Freising zur Unterstützung von hilfsbedürftigen Studenten weitergibt. Dieses Semester hat die "Isaria" bereits 25 Wohnungen vermittelt, so viele wie noch nie, betont Johannes Zurin. Weil einige wegen der Kaution von zehn Euro nicht melden, dass sie eine Wohnung bekommen haben, sei die Dunkelziffer wohl noch etwas höher, ungefähr bei 35 Wohnungen, schätzt der 25-Jährige. Doch das sei nicht genug. In Freising selbst gebe es bereits keine Angebote mehr, rund um die Stadt, beispielsweise in Nandlstadt oder Hallbergmoos, seien nur noch vier Wohnungen verzeichnet. Die Wohnungsnot sei so groß, dass unter anderem "neun Quadratmeter-Wohnungen mit Ölheizung für 400 Euro im Monat angeboten werden", sagt Zurin besorgt. Die Studenten, die zu ihm kommen - täglich bis zu vierzehn - seien zum Teil recht verzweifelt, vor allem diejenigen, die nicht aus dem Umland, sondern aus Hamburg oder Rheinland-Pfalz stammen. Daher appelliert Zurin an die Freisinger Bevölkerung, freie Wohnmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen und zu melden. Auch die vier Wohnheime des Studentenwerks München in Freising sind bereits voll. "Die Wohnsituation in Freising ist - wie auch in München - schon seit Jahren schwierig", erklärt Ingo Wachendorfer, Pressesprecher des Studentenwerks. Insgesamt stellt das Studentenwerk in Freising 955 Wohnplätze zur Verfügung, immerhin fast 20 Prozent der 5000 Studierenden an der Fachhochschule und Technischen Universität München kommen damit hier unter. Trotzdem reichen die Plätze bei Weitem nicht: vor dem kommenden Wintersemester wurden 200 Plätze an Studienanfänger auf dem Weihenstephaner Campus vergeben - beworben hatten sich allerdings fast 800. Bei den Bewerbungen um die Zimmer, die monatlich 160 Euro bis 330 Euro kosten, werden nur Studenten berücksichtigt, die nicht aus Freising, dem Landkreis oder dem weiteren Einzugsbereich der öffentlichen Verkehrsmittel kommen. Obwohl das Studentenwerk einem beträchtlichen Teil von ihnen helfen kann, bleibt für viele die Wohnungssuche trotzdem ein Problem. Die steigenden Studentenzahlen aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs und der ausgesetzten Wehrpflicht hätten die Lage sicherlich noch zusätzlich verschärft, meint Wachendorfer. Ob die Zahl der Studenten in Freising längerfristig so stark steigt, bleibt ihm zufolge jedoch abzuwarten, denn dies hinge von weiteren Faktoren ab. Daher seien momentan auch keine Neubauten in der Universitätsstadt geplant. Johannes Zurin sieht hingegen dringenden Handlungsbedarf in Freising, neuer Wohnraum sei absolut nötig. "Noch immer haben viele kein Quartier", sagt er besorgt. Er kenne einige Studenten, die schon in früheren Jahren in ihren ersten zwei Monaten vor der Hochschule im Campingwagen gewohnt hätten.

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