Kulturtipp:Bitterböse Satire

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Der israelische Satiriker Shahak Shapira gastiert mit seinem aktuellen Programm "German Humor" im Freisinger Lindenkeller. Erst danach geht es nach Berlin, Frankfurt, Köln und München

Von Benjamin Reibert, Freising

Der bitterböse israelische Satiriker Shahak Shapira kommt in den Lindenkeller Freising. An diesem Donnerstag, 19. Oktober, um 20 Uhr kann man dort sein Programm "German Humor" erleben. Mit seiner in Internet-Sprache übersetzten Bibel "Holyge Bimbel" landete er auf sämtlichen Bestseller-Listen. Und auch sonst hat er einiges zu sagen. Er schreibt Bücher, legt als House-DJ auf, ist Führungsmitglied bei der Partei "Die Partei", hat neulich mal 31 Facebook-Gruppen der AfD unterwandert, ist Autor bei der Zeit und vieles mehr.

Hemmungslos, provokant, reflektiert: Shahak Shapira erregt zuweilen die Gemüter. Als Israeli, der mit 14 nach Deutschland kam, hat Shapira einen besonderen Blick auf beide Länder. Neben seiner Vorliebe für die Satire setzt er sich für Toleranz ein. Das alles verpackt er nun in seinem Programm "German Humor", mit dem er im kommenden Jahr auf Deutschland-Tour geht. Doch bevor er Städte wie Berlin, Frankfurt, Köln oder München besucht, tritt er in Freising auf. Abgesehen hat es der Bestsellerautor auf den Humor der Deutschen. Auf der ganzen Welt seien diese für ihren großartigen Sinn für Humor bekannt - und Ironie und Sarkasmus seien die neuen Schäferhunde des Deutschen, sagte er. 60 bis 90 Minuten will er das Leben seiner Zuschauer mit "mittelmäßigen Gags, flachen Pointen und Gesang an der Grenze zur audiovisuellen Vergewaltigung verschwenden".

Mit der Satirepartei um Martin Sonneborn und Serdar Somuncu, "Die Partei", kaperte der Shapira vor der Bundestagswahl 31 geheime Facebook-Gruppen der AfD. Sie schafften es, Administratoren dieser Gruppen zu werden - und warfen im Anschluss die anderen Administratoren raus, um die Kontrolle zu übernehmen. Während die Aktion im Netz jenseits der AfD-Kreise viel Belustigung auslöste, betonte Shapira, wie ernst dieser "Cyberputsch" für ihn wirklich war. "Ich habe das lustig verpackt, aber eigentlich ist das gar keine lustige Sache, wenn man sich die Dimensionen überlegt", sagte er in einem Interview mit der Berliner Morgenpost. Was da passiere, sei schmutzig und darüber müsse man reden: "Ich habe erlebt, wie man dann über Freundschaftsanfragen von mutmaßlichen Bot-Accounts aus der AfD und deren Inhalten in einen Strudel von Hetze und Fakenews reingezogen wird."

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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