Kritik der Tierschützer:Streitfall Fuchs

Während die kleinen Raubtiere für Förster nützlich sind, weil sie schädliche Mäuse fressen, bestehen Jäger darauf, die "Konkurrenten" zu schießen. Sie berufen sich auf den Artenschwund und Schutz vor Krankheiten

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Die Fuchsjagd ist grausam und unnötig - sagen die einen. So wie das "Aktionsbündnis Fuchs", eine Initiative von mehr als 50 deutschen Tier- und Naturschutzorganisationen, die erst kürzlich ein Ende der "erbarmungslosen Jagd" forderte. Füchse müssen geschossen werden, sagen die anderen: Alleine schon, da die Tiere für den Artenschwund mitverantwortlich seien. Etwa 1500 Füchse würden jedes Jagdjahr vom 1. April bis zum 31. März allein im Landkreis geschossen, berichtet Anna-Lena Bucksch, die in der Unteren Jagdbehörde für das Jagdwesen zuständig ist.

Für den Fuchs als Raubtier gebe es keine Schonzeit - schwangere und säugende Füchsinnen allerdings dürften nicht getötet werden. Ansonsten sei der Abschuss das ganze Jahr über frei, sagt Bucksch. Vorgaben könne das Landratsamt nicht machen, dazu habe es schon jagdrechtlich nicht die Möglichkeit. Die wichtigste Beute der Füchse seien zwar die Mäuse, "aber er wird allein deshalb intensiv bejagt, weil er auch auf Niederwild und Bodenbrüter geht", erklärt Bucksch.

Wo es das Jagdrecht erlaube, dürfe gejagt werden - also auch im Staatswald, sagt Alfred Fuchs, Forstamtsleiter. "Die Frage ist aber, ob das tatsächlich sinnvoll ist. Bei uns im Staatswald ist die Fuchsjagd eigentlich kein Thema." In der nicht verpachteten Staatsjagd innerhalb des Landkreises sei im laufenden Jagdjahr bislang nur ein Fuchs geschossen worden. Im gesamten Forstbetrieb betrage der Durchschnitt der vergangenen fünf Jagdjahre sieben - und das bei einer durchschnittlichen Jahresstrecke alle Wildarten von etwa 1870 Tieren. "Der Fuchs ist im Wald kein Schädling, eher das Gegenteil", erklärt der Forstamtsleiter die verschwindend geringe Zahl. "Der frisst Mäuse und das ist gut für uns, denn die sind in Forstkulturen ein Schädling." In der forstlichen Logik sei ein Fuchs eher positiv. Kranke Tiere zu schießen, solche etwa, die unter Räude leiden, mache aber Sinn, sagt Fuchs.

Auch für Hans-Helmut Holzner, Revierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding, gibt es keinen wirklichen Grund für die Fuchsjagd. Der Bestand des nützlichen Tieres sollte nicht beeinflusst werden. Er sehe die Fuchsjagd bestenfalls indifferent, eine intensive Jagd, die dazu diene, die Zahl zu reduzieren, sei sinnlos. Auch könnten dadurch nicht Krankheiten unter den Tieren vermindert werden. "Aber die Jagd ist eben eine Passion und der Fuchs als Raubtier ein potenzieller Konkurrent für Jäger."

Gute Gründe, den Fuchs zu jagen, gebe es sehr wohl, sagt dagegen Walter Bott, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Freising Stadt und Land. "An dem viel beklagten Artenschwund - gerade bei den Bodenbrütern - ist der Fuchs nicht ganz unschuldig." Im Erdinger Moos beispielsweise werde versucht, dem gefährdeten Großen Brachvogel und auch dem Kiebitz einen Lebensraum zu bieten. Viele der Eier oder der Jungtiere aber würden vernichtet, unter anderem vom Fuchs. Zudem sei dieser Überträger von Krankheiten, wie dem Fuchsbandwurm. "Der Fuchsbestand muss reduziert werden", ist sich Bott sicher. Bejagt werde das Tier ab dem Herbst und den Winter über - ab dem Frühjahr dann, wenn es Nachwuchs gebe, nicht mehr, berichtet er.

Wie viele Füchse im Landkreis leben, kann er zwar nicht sagen. "Aber ich schätze, dass die Population sicher auf einem hohen Stand ist." Früher seien viele Tiere an der Tollwut eingegangen, berichtet Bott. Inzwischen sei diese Krankheit nahezu ausgerottet, die Zahl der Füchse stark angestiegen. Der Fuchs aber werde nicht "über den Haufen geschossen und dann weggeworfen", sagt Bott. Früher, so erzählt er, seien Mäntel aus Fuchspelz oder solche mit Fuchskragen modern gewesen, eine Zeitlang waren sie dann sehr verpönt. Inzwischen gebe es wieder eine Firma, die das Fell der Füchse verwertet: Es wird gegerbt und dann vom Pelzhandel verarbeitet.

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