Kraftwerk arbeitet wirtschaftlich:Fit für die Zukunft

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Klärschlamm wird im Zollinger Kraftwerk getrocknet und verbrannt. Dabei entweicht unangenehmer Geruch. (Foto: Marco Einfeldt)

Geschäftsführung in Anglberg arbeitet an Strategie, die den Bestand des Standorts sichern soll

Von Katharina Aurich, Zolling

Ausgaben reduzieren, Arbeitsplätze erhalten und neben der Stromerzeugung weitere Geschäftsfelder ausbauen, lautet die Devise der Führungsmannschaft im Kohlekraftwerk Zolling. Damit sollen die gesunkenen Einnahmen aus dem Stromverkauf aufgefangen und das langfristige Überleben des Standorts gesichert werden. Das Kraftwerk trage sich wirtschaftlich, das Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben passe - noch, schränkte Karl-Peter Thelen von der Konzernspitze ein, der zum alljährlichen Lagebericht für die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden aus Berlin angereist war. Er erläuterte gemeinsam mit Kraftwerksleiter Lothar Schreiber die aktuelle Situation des Standorts. Im Zuge der Energiewende werde Strom aus Fotovoltaikanlagen und Windenergie der Vorzug gegeben.

Wenn die Netzspannung von 50 Hertz jedoch abfällt, weil die Sonne weniger scheint oder der Verbrauch stark ansteigt, kann das Kohlekraftwerk Zolling innerhalb von wenigen Sekunden hochgefahren werden und die Netzstabilität wieder herstellen. Für diese Dienstleistung werde in Bayern am meisten das Kraftwerk Zolling nachgefragt, erläuterte Schreiber. Die Hoffnung des Kraftwerksbetreibers ist nun, dass diese besondere Leistung, Strom flexibel und schnell in das Netz einspeisen zu können, in Zukunft mit einem subventionierten, höheren Preis vergütet werde. Denn die Prognosen für den Kohlestrom sind schlecht, er werde drei Jahre im Voraus kalkuliert und sich vermutlich 2018 um mehr als die Hälfte im Vergleich zur Gegenwart verringert haben, erläuterte Thelen. Wenn sich diese Zahlen bewahrheiteten, dann sehe es für das Kohlekraftwerk düster aus.

Damit der Standort nicht nur vom Preis des Kohlestroms abhängig ist, sollen nun weitere Geschäftsfelder ausgebaut werden. "Wir nehmen die Herausforderungen der Energiewende an und versuchen, unsere Zukunftsperspektive zu verteidigen", sagte Schreiber. Das Kraftwerk erzeugt neben Strom auch Fernwärme für die Stadt Freising, dafür werden nun weitere Abnehmer gesucht. Außerdem werde im Kraftwerk Schlamm aus Kläranlagen entsorgt, diese Mengen könnten erhöht werden. Zudem will man auf dem Altholzmarkt aktiver werden, denn bisher wurde das Altholz, das in der Biomasseanlage verbannt wird, nur von einem Anbieter bezogen. Inzwischen sind es bereits mehrere und man können sich vorstellen, mit dem Altholz zu handeln, sagte der Kraftwerksleiter. Eine ganz große Hoffnung sei die Stromerzeugung mit Gasturbinen. Der Standort Zolling sei dafür perfekt geeignet und auch ein Hochdruckgasanschluss sei vorhanden. Aber das sei natürlich eine Entscheidung der Konzernspitze, so Schreiber. Eine wichtige Sparmaßnahme sei die Verlagerung der Kohleanlieferung auf den Samstag, damit werden 200 000 Euro jährlich gespart, das entspreche ungefähr drei Arbeitsplätzen, rechnete Schreiber vor. Bisher konnten alle 120 Arbeitsplätze am Standort Anglberg erhalten bleiben. "Weil wir auch in der Zukunft Geschäfte machen wollen, investiert das Unternehmen nun elf Millionen Euro in die Revision des Kraftwerkblocks 5", berichtete der Kraftwerksleiter. 500 externe Fachkräfte werden im August die Anlage genau überprüfen.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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