Kosten laufen aus dem Ruder:Stadt stoppt Planung für Eishalle

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Stadtrat reagiert schockiert: Nach aktuellen Schätzungen liegt die Summe für den Bau des Stadions nun bei 6,7 Millionen Euro. Wie es mit dem Projekt weitergeht, ist derzeit ungewiss

Kerstin Vogel

- Die neue Eishalle, das Freisinger "Leuchtturmprojekt" des kommenden Jahres, erreicht langsam auch in finanzieller Hinsicht herausragende Dimensionen: Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat am Montagabend im Hauptausschuss und gestern dann bei einer Pressekonferenz Informationen der Freisinger SZ bestätigt, wonach der Bau des Stadions noch einmal deutlich teurer wird als angenommen. Neueste Schätzungen liegen jetzt bei 6,7 Millionen Euro. Im April dieses Jahres hatte der Stadtrat Ausgaben von 5,3 Millionen Euro bewilligt.

Die ursprünglich geplante Ausschreibung noch im November dieses Jahres ist damit vom Tisch - und auch die externe Zwischenfinanzierung, mit der man das Projekt hätte stemmen wollen, wird laut Eschenbacher nun nicht mehr reichen. Der Oberbürgermeister erwartet erneut "eine umfangreiche politische Diskussion" über das Thema, ist selber aktuell allerdings etwas ratlos: "Nichts zu machen, können wir uns nicht leisten - was wir machen sollen, kann ich aber auch noch nicht sagen." Es gelte nun, die demnächst beginnenden Haushaltsberatungen des Freisinger Stadtrats abzuwarten. Man sei an einem Punkt angekommen, "an dem man ehrlicherweise sagen muss, dass es halt viel Geld kostet, ein Eisstadion zu bauen. Der Stadtrat muss nun entscheiden: Machen wir es auch für diesen Preis oder nicht?"

Referatsleiter Franz Piller nannte die Summe der Kostensteigerung "auf den ersten Blick fast erdrückend", war aber dennoch darum bemüht, niemandem die Schuld dafür zuzuweisen. Bei der Kostenschätzung im April habe der Planer die "Gesamtkubatur" des Gebäudes betrachtet, in den folgenden Wochen und Monaten aber seien die Fachplaner dann zunehmend ins Detail gegangen. Dabei habe sich gezeigt, dass man zum Beispiel 215 000 Euro zusätzlich für eine Starkstromanlage samt Trafo brauche.

Das Gebäude selber werde durch Baukostensteigerungen und höhere Ansprüche an die Technik um rund 400 000 Euro teurer. Weitere 300 000 Euro benötige man für die Elektroplanung, was unter anderem wieder mit dem Trafo zusammenhänge - und auch die viel gelobte transluzente Außenhülle des neuen Stadions hat nachträglich zusätzliche Kosten nach sich gezogen, weil sie einen Mehraufwand von 171 000 Euro bei der Heizungs- und Lüftungstechnik verursacht.

"Man kann bei einer Vorplanung nicht jedes Detail abgecheckt haben", so Pillers Erklärung: "Aus unserer Sicht haben die Planer da nicht fahrlässig irgendwelche Summen hineingeschrieben." Nicht entschuldigt ist damit allerdings ein weiterer recht großer Posten in der Kostenmehrung: 300 000 Euro hat das Projekt nämlich schon immer mehr gekostet, als zuletzt angenommen - diese Summe war irgendwann auf dem Weg durch die Stadtverwaltung "durch einen Übertragungsfehler in einer Excel-Tabelle" aus der Kalkulation verschwunden, wie der Referatsleiter einräumen musste.

Fest stehe nun jedenfalls, dass die Planer - das ist das Technische Büro Weihenstephan - "nicht weiterplanen dürfen". Sie seien nun gefordert, in den kommenden beiden Wochen noch einmal jedes Detail auf Einsparmöglichkeiten zu überprüfen, so Piller. Anschließend werde das Projekt noch einmal im Hauptausschuss des Stadtrats vorgelegt. Er habe jedoch Zweifel, dass die Halle für weniger als 6,5 Millionen Euro umgesetzt werden könne.

Über den Haufen geworfen ist mit der neuesten Entwicklung auf jeden Fall der Zeitplan für den Bau des in der Stadt Freising lang ersehnten Stadions. Die Ausschreibung im November kann ohne gesicherte Finanzierung nicht erfolgen. Das ist nun frühestens im kommenden Jahr möglich - und damit könnten sich auch Baubeginn und Fertigstellung 2013 nach hinten verschieben. Ob man vor weiteren Kostensteigerungen gefeit ist, vermag derzeit ebenfalls niemand zu sagen. Piller rechnet nicht damit, muss aber einräumen, das die Baukosten erfahrungsgemäß im Frühjahr steigen und auch die wirtschaftliche Gesamtsituation in Deutschland eine Rolle spielen wird.

Abzuwarten bleibt nun die politische Entscheidung des Stadtrats, wie Oberbürgermeister Eschenbacher mehr als einmal betonte: "Wir sind selber schockiert von der Entwicklung und ich habe zum heutigen Zeitpunkt keine Lösung parat."

© SZ vom 17.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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