Gepfändete Boeing gegen Sicherheitsleistung frei:Zahlt der Prinz oder zahlt er nicht?

Bewegung in der Affäre um die konfiszierte Boeing: Gegen eine Sicherheit von 20 Millionen Euro darf der thailändische Kronprinz mit dem Flugzeug vom Münchner Airport abheben. Doch es ist fraglich, ob der überhaupt zahlen will. Und plötzlich steht da noch eine zweite Maschine aus Thailand.

Tobias Dorfer

Die Nachricht, die am Vormittag aus Landshut kam, dürfte Maha Vajiralongkorn gefreut haben. Die gepfändete Boeing 737 der Royal Thai Air Force, die am Münchner Flughafen steht, ist gegen eine Sicherheitszahlung von 20 Millionen Euro freigegeben. Nach etwas mehr als einer Woche darf der thailändische Kronprinz, der mit der Maschine in Bayern gelandet war, mit dem Flugzeug wieder abheben. Der Streit selbst ist damit allerdings noch nicht beendet.

Gepfändete Boeing gegen Sicherheitsleistung frei: Gegen eine Sicherheitszahlung von 20 Millionen Euro darf die Thai-Boeing den Münchner Flughafen wieder verlassen. Doch plötzlich steht da noch ein zweites Flugzeug.

Gegen eine Sicherheitszahlung von 20 Millionen Euro darf die Thai-Boeing den Münchner Flughafen wieder verlassen. Doch plötzlich steht da noch ein zweites Flugzeug.

(Foto: Marco Einfeldt)

Verantwortlich für die Pfändung war der Neu-Ulmer Insolvenzverwalter Werner Schneider, der seit der spektakulären Insolvenz der Walter Bau AG im Jahr 2005 rigoros die Außenstände des ehemals drittgrößten deutschen Baukonzerns eintreibt. Schneider fordert vom thailändischen Staat 40 Millionen Euro für den Bau einer Autobahn zwischen dem Flughafen Bangkok und der Innenstadt. Da die Thailänder nicht zahlten, ließ Schneider das Prinzen-Flugzeug pfänden - als "Ultima Ratio", wie er sagt.

Die Thailänder argumentierten dagegen, die Boeing gehöre gar nicht dem Staat sondern dem royalen Hobbypiloten persönlich. Die Pfändung sei damit unzulässig. Der Zoff hatte sich derart zugespitzt, dass Ende der vergangenen Woche sogar Thailands Außenminister Kasit Piromya in Berlin bei Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP) vorsprach, um auf eine Freigabe der Maschine zu drängen.

Pieper konnte in der Causa Thai-Boeing jedoch nichts tun, denn die Entscheidung über das Schicksal des Fliegers lag beim Landgericht Landshut. Dessen Vizepräsident Christoph Fellner hat sich in den vergangenen Tagen durch jede Menge Akten und Angaben zu Besitzverhältnissen gearbeitet. Schließlich entschied das Gericht, dass die Thai-Boeing den Münchner Airport gegen eine Sicherheitsleistung von 20 Millionen Euro - wahrscheinlich in Form einer Bankbürgschaft - verlassen darf. Die Summe bemisst sich Fellner zufolge nach dem Schätzwert des Flugzeugs.

Das Gericht begründet die Freigabe mit einer Versicherung des Direktors der thailändischen Luftfahrtbehörde (DCA) und einem Eigentumszertifikat aus dem Jahr 2007. Sie würden vermuten lassen, dass das Flugzeug tatsächlich dem Prinzen selbst gehört.

Endgültig entschieden werden die Besitzverhältnisse jedoch in einem Urteilsverfahren, zu dem möglicherweise auch der DCA-Direktor persönlich in Landshut erscheinen muss. Für dieses wird es frühestens Mitte August einen Termin geben, hieß es.

Zweite Thai-Boeing in München gelandet

Die Frage ist jedoch, mit welchem Flugzeug der Thai-Prinz nach Hause fliegt. Denn inzwischen steht auf dem Münchner Airport direkt neben der beschlagnahmten Boeing noch ein zweites - baugleiches - Flugzeug. Wie das gepfändete Flugzeug trägt auch die zweite Maschine die Aufschrift der Royal Thai Air Force. Ein Flughafensprecher bestätigte sueddeutsche.de, dass sich auf dem Wartungsvorfeld, ganz in der Nähe des Lufthansa-Hangars, zwei thailändische Maschinen befinden. Ob der Prinz selbst das Flugzeug steuerte oder ob er die Boeing nach München bringen ließ, konnte er nicht sagen.

Überrascht reagierte Insolvenzverwalter Schneider auf die Landung der zweiten Boeing. "Es ist uns durchaus bekannt, dass ein baugleiches Flugzeug existiert, dessen Besitzverhältnisse genauso wenig geklärt sind", sagte Schneider zu sueddeutsche.de. Ob er die zweite Boeing ebenfalls pfänden lassen werde, ließ er offen. Klar ist nur, dass Schneider - sollten ihm die 20 Millionen Euro zugesprochen werden - mit dem Betrag etwa die Hälfte seiner Forderungen gedeckt hätte.

Auf die Entscheidung des Landshuter Gerichts reagierte Schneider erfreut. "Wir haben das Flugzeug los und 20 Millionen Euro bei Gericht", sagte der Insolvenzverwalter. Denn die spektakuläre Pfändungsaktion ging ins Geld. Für die Wartung der Boeing durch die Lufthansa und Versicherungen müsse er "mehrere tausend Euro pro Woche" zahlen, sagte Schneider.

Und auch der Münchner Flughafen möchte Geld sehen, wenn Flugzeuge auf dem Wartungsvorfeld abgestellt werden. Laut Gebührenordnung, die sich nach dem Gewicht des Flugzeugs bemisst, werden pro Tag und Tonne 2,70 Euro alleine für das Abstellen der Maschine fällig. Im Falle der Thai-Boeing summiert sich das auf eine tägliche Parkplatzrechnung von etwa 200 Euro.

Doch Schneider wird möglicherweise erst einmal weiter zahlen müssen. Rechtsanwalt Frank Roth von der Kanzlei DLA Piper, die den Kronprinzen vertritt, sagte zu sueddeutsche.de, es sei noch nicht entschieden, ob die Sicherheitsleistung erbracht werde. Die Frage ist auch, ob es für den Prinz nicht lohnenswerter ist, die endgültige Entscheidung des Gerichts abzuwarten. Er sei sicher, das Gericht werde innerhalb weniger Wochen die Besitzverhältnisse im Interesse seines Mandanten klären, sagte Anwalt Roth.

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