Kompositionen:Schatz aus der Vitrine

Kompositionen: Rainer Klier präsentiert die Faksimile-Notenhandschrift des Nandlstädter Musikers Andreas Schranner, die der Markt jetzt herausgebracht hat.

Rainer Klier präsentiert die Faksimile-Notenhandschrift des Nandlstädter Musikers Andreas Schranner, die der Markt jetzt herausgebracht hat.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Gemeinde Nandlstadt gibt bislang unbekannte Stücke von Andreas Schranner zu dessen 70. Todestag als Notenheft heraus. Der Musiker lebte bis 1947 in der Gemeinde und prägte die Hallertauer Tanzlmusi

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Es ist nur ein kleines Heftchen, aber für die Freunde der Bayerischen Volksmusik ein großer Schatz. 73 Zwiefache in einer Faksimile-Notenhandschrift des Nandlstädter Musikers Andreas Schranner, der von 1881 bis 1947 lebte, hat der Markt jetzt rechtzeitig zu Weihnachten und zum 70. Todestag des berühmten Tanzlehrers, Komponisten und Arrangeurs herausgebracht.

Beinahe wären die Notenblätter für immer verschwunden, berichtete der Nandlstädter Bürgermeister Jakob Hartl. Ein "Glücksfund" sei es gewesen, ergänzte Kulturreferent Rainer Klier bei der Präsentation des Notenbüchleins im Originalformat, zu der die Ampertaler Kirtamusi zünftig aufspielte. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier des Marktes 2015, als man für eine Ausstellung alte Dokumente suchte, übergab Waldemar Schranner die Notenblätter, die erstaunlicherweise noch sehr gut lesbar waren, der Gemeinde. Als die Blätter dann noch unerkannt in einer Vitrine lagen, habe sie Georg Reindl gesehen und leuchtende Augen bekommen, erinnerte sich Klier.

Reindl stammt ebenfalls aus Nandlstadt, studierte Akkordeon und Klarinette und wirkte vier Jahrzehnte lang als Musikpädagoge in Erding. Er ist außerdem ein großer Fan der Musik vom Schranner Anderl und suchte schon lange nach alten Noten und Stücken, um dieses Erbe zu bewahren. Kein Wunder, dass er über die Notenblätter in der Vitrine begeistert war und schließlich gemeinsam mit Klier das Notenbüchlein editierte und herausbrachte. Die Stücke vom Schranner Anderl sind typisch für die Hallertau, allerdings weiß man nicht genau, ob er sie Anfang des 20. Jahrhunderts alle selbst komponierte oder sie lediglich in den zahlreichen Wirtshäusern und bei Festen hörte und dann notierte. Das Sammeln und Aufschreiben sei unschätzbar wertvoll für den Erhalt der eigenständigen Hallertauer Tanzmusik. Das Besondere an dem Heft sei aber auch die Vielzahl der Zwiefachen, die nun der Nachwelt erhalten blieben, freute sich Bürgermeister Hartl. In früheren Zeiten gehörte der Zwiefache zum Standartrepertoire der Tanzmusik. Schranner hatte aber lediglich die Melodiestimme notiert, denn es sei damals üblich gewesen, dass die Musiker nach Gehör dazu improvisierten, berichtete Klier. Während die Blätter für das Büchlein editiert wurden, sei das Gerücht aufgekommen, dass die Noten gar nicht vom Schranner Anderl seien. Man habe dann die Schrift mit alten Akten und Briefen aus dem Nandlstädter Archiv verglichen und die Echtheit der Noten zweifelsfrei festgestellt, informierte der Kulturreferent.

Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge berichtete in seinem launigen Vortrag von längst vergangenen Tagen und der weit verzweigten Familie Schranner, aus der im Laufe der Jahrzehnte viele Musiker entstammten. Heutzutage sei Helmut Schranner aus Nandlstadt mit seinen Holledauer Musikanten überall auf der Welt unterwegs, er unterrichte Akkordeon und nehme in seinem mobilen Musikstudio in bester Familientradition alte Volksmusik auf, berichtete Goerge aus der lebendigen Volksmusikszene Nandlstadts. Auf die Titel der einzelnen Zwiefachen ging schließlich Ernst Schusser vom Volksmusikarchiv Bayern ein und erinnerte daran, dass Titel wie "S'Dirndl im Wald", "Wildsau", das "Lerchl" oder "Hollerstaudn" nicht nur von der Lust am Tanzen und an der Musik, sondern auch von der Naturverbundenheit der Menschen erzählten.

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