Kommunalwahl in Kirchdorf:Mehr Pluralismus

Kommunalwahl in Kirchdorf: Der Gemeinderat in Kirchdorf besteht laut den Grünen "aus politisch gleichen Leuten". Sie treten zum ersten Mal in der Gemeinde an. Ob sich dort in Zukunft die Verhältnisse ändern, wird die Wahl zeigen.

Der Gemeinderat in Kirchdorf besteht laut den Grünen "aus politisch gleichen Leuten". Sie treten zum ersten Mal in der Gemeinde an. Ob sich dort in Zukunft die Verhältnisse ändern, wird die Wahl zeigen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Erneut gibt es nur einen Bürgermeisterkandidat, dafür aber eine zusätzliche Liste

Von Katharina Aurich, Kirchdorf

Ein Bürgermeisterkandidat und drei Wählergemeinschaften werben in der Gemeinde Kirchdorf um die Stimmen der Bürger. Uwe Gerlsbeck (CSU) möchte in einer zweiten Amtszeit als Rathauschef die Gemeinde weiter voranbringen, unterstützt wird er von einer offenen CSU-Liste, die sich "CSU-Freie Wähler" nennt, jedoch mit der landkreisweiten politischen Gruppierung der "Freien Wähler" jedoch nichts zu tun hat. Diese nennen sich in Kirchdorf "Freie Wählergemeinschaft Kirchdorf" (FWG).

Auch wenn alles gut laufe, sei Mitwirkung wichtig, betont Martin Heyne, Sprecher der Grünen-Liste, die mit fünf Kandidaten zum ersten Mal in Kirchdorf zu Kommunalwahlen antritt. Bisher bestehe der Gemeinderat aus politisch gleichen Leuten, entweder sie gehörten zur CSU oder zur Freien Wählergemeinschaft, die Heyne als "CSU light" bezeichnet. Die Grünen wollten jetzt ein zusätzliches Angebot machen, denn Pluralismus sei wichtig, betont ihr Sprecher.

Dass es nur einen Bewerber für das Amt des Bürgermeisters gibt, ist selten im Landkreis. In Kirchdorf mit seinen inzwischen 3400 Einwohnern hat dies aber Tradition, denn schon vor sechs Jahren hatte Gerlsbeck keinen Gegenkandidaten. Sein Vorgänger Konrad Springer war auch mehrfach konkurrenzlos als Rathauschef angetreten.

Sein Rezept für ein sachliches Miteinander ohne Misstöne und ohne Gegenkandidaten für das Bürgermeisteramt bestehe vor allem aus vielen Diskussionen, damit gemeinschaftlich und lösungsorientiert entschieden werde, schildert der 51-Jährige. Jeder könne mitreden und seine Meinung sagen, letztendlich müsse aber auch jeder kompromissbereit sein, damit es zu einem Ergebnis komme.

Gerlsbecks Thema Nummer eins für die Zukunft ist die Mobilität, wie er sagt: "Das wird uns hier auf dem Land sehr beschäftigen." Vor sechs Jahren, als er sein Amt antrat, sei dies noch nicht so wichtig gewesen, aber der Verkehr habe seitdem enorm zugenommen. Vor allem müssten Radwege gebaut und die E-Mobilität vorangebracht, das Car-Sharing etabliert und die Busse mit einer deutlich verbesserten Taktung die Basis der Mobilität werden. "Ich wünsche mir, dass zum Beispiel Familien in Kirchdorf auf ein zweites Auto verzichten können."

Natürlich müsse sich jede Kommune fragen, wie viel ihnen diese Maßnahmen wert seien. Für ihn habe alles, was den Individualstraßenverkehr eindämme, in Zukunft Priorität, so Gerlsbeck. Die Gemeinde sei schuldenfrei und die finanzielle Lage nicht schlecht, sodass man einiges anpacken könne. Das zweite große Vorhaben in den kommenden sechs Jahren sei die Schaffung von bezahlbarem Wohnungen. Die Gemeinde führe im Moment Grundstücksverhandlungen und plane, mit staatlichem Fördergeld 14 bis 20 kommunale Wohnungen zu bauen. "Immer wieder kommen Erzieherinnen oder Verwaltungsangestellte zu mir, die hier arbeiten, aber keine bezahlbare Wohnung finden", beschreibt der Bürgermeister. Das wolle die Kommune in den kommenden Jahren ändern und dafür auch neue, größere Bauformen in der Gemeinde etablieren.

Es sei für viele alteingesessenen Bürger vermutlich ungewohnt, sich mit einem dreigeschossigen Haus anzufreunden, aber Fläche sei knapp, die Wohnungen sollen bezahlbar sein, daher müsse man in die Höhe bauen.

Ein großer Wunsch der Kirchdorfer sei der Bau einer Sport- und Mehrzweckhalle, dafür benötige man zunächst ein passendes Grundstück. Ein solches Vorhaben müsse natürlich finanziell auch solide mit staatlichen Zuschüssen geplant werden, denn er wolle seinem Nachfolger später einmal keinen Schuldenberg hinterlassen, betont Gerlsbeck. Ein kleineres Projekt werde die Erweiterung des Kirchdorfer Gewerbegebiets sein, das in der kommenden Amtsperiode verwirklicht werden solle. Es gebe einige Nachfragen von einheimischen Betrieben, die sich vergrößern möchten. Außerdem sei es wichtig, dass mehr wohnortnahe Arbeitsplätze entstünden, um den Pendlerverkehr zu verringern, meint der Rathauschef.

Die Grünen in Kirchdorf wollen ihr Wahlprogramm erst noch erstellen. Davor aber wird es erst noch eine "Roadshow" geben. Dabei werden die Kandidaten in den einzelnen Ortsteilen mit den Bürgern ins Gespräch kommen, um zu erfahren, welche Themen ihnen wichtig sind.

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