Kommunalwahl in Eching:Wenig Raum für neue Ideen

Auch der neue Echinger Gemeinderat wird sich mit den knappen Finanzen herumplagen müssen. Sieben Parteien und Gruppen bewerben sich um 24 Mandate. Die Etablierten müssen um ihre Pfründe bangen, denn das Wahlvolk wünscht sich frischen Wind.

Von Alexandra Vettori

Viele neue Gesichter und sehr wahrscheinlich auch die eine oder andere neue Partei wird der Echinger Gemeinderat nach der Kommunalwahl am 16. März aufweisen. Ein Gesicht aber bleibt: Das des ersten Bürgermeisters. Josef Riemensberger (CSU) wurde bereits bei der separaten Bürgermeisterwahl am 18. Juli 2010 im Amt bestätigt, mit 52,7 Prozent der Stimmen setzte er sich damals in der Stichwahl gegen SPD-Kandidatin Anette Martin durch. Mit welchem Gemeinderat Riemensberger nun in die zweite Hälfte seiner vierten Amtszeit geht, das vermag derzeit niemand zu sagen. Zu groß ist die Vielfalt an Parteien und Gruppierungen, die dem Wähler am 16. März zur Auswahl stehen: Sieben Listen treten an. Dazu kommt, dass die Hälfte des amtierenden Gemeinderates nicht mehr für den neuen kandidiert.

Neben den alt gedienten Akteuren SPD, CSU und Freien Wählern stellen sich erstmals auch die "Bürger für Eching" regulär zur Wahl. Außerdem hat sich im Vorjahr ein Ortsverein der Grünen gegründet und um den ehemaligen SPD-Gemeinderat Bertram Böhm ist zuletzt die Gruppierung "Echinger Mitte" entstanden. Irgendjemand wird Federn lassen müssen, wer, das ist derzeit die spannendste politische Frage in Eching. Nachdem Bertram Böhm aus der SPD kommt, die Bürger für Eching aus dem Abwehrkampf gegen ein Thermalbad am Hollerner See heraus entstanden sind, hoffen die konservativen Kräfte im Gemeinderat, dass sie von einer Wählerabwanderung zu den neuen Parteien verschont bleiben.

Gleichzeitig aber war kein Ruf so oft zu hören im Echinger Wahlkampf, wie der nach frischem Wind, nicht nur von Wahlkämpfern aller Lager, sondern auch vom Wahlvolk. Dieser Ruf könnte der CSU schaden, deren Bürgermeister in der jüngeren Vergangenheit einige Kritik für seinen Politikstil einstecken musste. Es gibt zwar keine wirklichen Missstände im Ort, vom schier unlösbaren Problem Durchfahrtsverkehr auf der Hauptstraße einmal abgesehen, doch wirklich glücklich ist auch niemand. Eching wirkt zerfranst, das Ortszentrum wird als Ödnis wahrgenommen, die einstigen sozialen Vorzeigeprojekte sind schon ein wenig angestaubt. Viele Echinger nehmen den Gemeinderat mehr als den verlängerten Arm der Rathausverwaltung wahr, denn als wirkliches politisches Gestaltungsgremium. Projekte wie das Ortszentrum und der Hollerner See liegen jetzt schon seit vielen Jahren auf Eis, weil es am Schwung fehlt, die wenigen gute Ideen umzusetzen. Der Hauptgrund, warum nichts passiert, freilich ist einer, an dem auch der neue Gemeinderat wenig ändern können wird: Das fehlende Geld.

Runde 40 Millionen Euro gibt die Gemeinde derzeit für die Sanierung öffentlicher Gebäude und neue Kinderhäuser aus, der Spielraum für neue Ideen ist auf Jahre hinaus entsprechend eng. Immerhin sind heuer keine neuen Kredite nötig, Ende des Jahres sinkt die Schuldenlast damit auf 15 Millionen Euro.

Den Generationswechsel, der im Gemeinderat noch ansteht, hat die örtliche CSU gerade vollzogen. Fast die komplette Fraktion tritt nicht mehr zur Wahl an, nur zwei Räte sind noch dabei. Mit innerparteilichen Querelen habe das nichts zu tun, versichert Ortsvorsitzender Thomas Kellerbauer: "Bei den meisten hat es Altersgründe, bei anderen berufliche", erklärt er. Er sieht die Durchmischung mit neuen Kräften positiv, schließlich ist auch er ein Träger des Generationswechsels. Bis er vor einem Jahr CSU-Ortsvorsitzender wurde, kannte man Kellerbauer in Eching vor allem aus dem Familienzentrum. Jetzt will er auch im Gemeinderat mitmischen. Der Verlust der erfahrenen Gemeinderäte schreckt ihn nicht: "Wir sind so gut, dass wir das abfedern können."

Die zweitgrößte Fraktion im Echinger Gemeinderat ist bei den Wahlen vor fünf Jahren überraschend die Freie Wählergemeinschaft geworden. Davor stellte die Gruppierung jahrelang mal einen, mal drei Räte. 2008 aber wählten die Echinger gleich sechs Freie Bürger in den Gemeinderat. Ob sich die FWG in dieser Stärke angesichts der vielen Konkurrenten halten kann, bleibt abzuwarten. Durchaus ein Sammelbecken für Wähler, die mit dem Gebaren der Gemeinde am Hollerner See nicht zufrieden sind, könnten die Bürger für Eching sein. Die Gruppierung hat im Bürgermeisterwahlkampf 2010 zusammengefunden, zu dem sie mit Irina Hirschmann eine Kandidatin nominierte, die auf Anhieb fast elf Prozent der Wählerstimmen bekam. Danach traten die Bürger für Eching vor allem als Kritiker einer Bebauung am Hollerner See auf und machten sich im Schulterschluss mit den Unterschleißheimer Thermengegner für eine naturnahe Erholung am See stark.

Schließlich gibt es seit vorigem Jahr auch einen Grünen-Ortsverband, der nun erstmals zu Kommunalwahlen in Eching antritt. Mit dem 19-jährigen Spitzenkandidaten Leon Eckert könnten die Grünen vor allem für Jungwähler eine Alternative darstellen. Aus welchem Becken die ebenfalls im Vorjahr gegründete Echinger Mitte fischt, bleibt abzuwarten. Gründer Bertram Böhm schied im Vorjahr aus SPD und Fraktion aus, wurde bei den Bürgern für Eching abgewiesen und tritt nun mit einer eigener Gruppierung an.

Die SPD als derzeit drittstärkste politische Kraft im Gemeinderat gibt sich selbstbewusst. Ortsvorsitzender und Gemeinderatskandidat Jürgen Schechler fürchtet nicht, viele Stimmen an die Neulinge zu verlieren. Die Bürger hätten ein feines Gespür dafür, ist er überzeugt, "dass die SPD von allen Parteien diejenigen politischen Ziele verfolgt, die am meisten dem Gemeinwohl verpflichtet sind."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: