Kommunaler Wohnungsbau:Ein Projekt mit Strahlkraft

Hallbergmoos baut ein Haus mit neun Wohnungen für Kita-Personal und Gemeindemitarbeiter, damit sie sich das Leben in der Hochpreis-Region leisten können - und Bürgermeister Reents will diesen Weg fortsetzen

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Nach zwanzig Jahren Abstinenz ist die Gemeinde Hallbergmoos wieder in den kommunalen Wohnungsbau eingestiegen. Für das erste Projekt, ein Wohnhaus für das Personal der Kinderbetreuungseinrichtungen und Gemeindemitarbeiter, wurde am Dienstag Richtfest gefeiert. Das Gebäude am Tassiloweg neben dem Kindergarten "Wolkenschlösschen" soll Ende 2015 bezugsfertig sein. Stellvertretender Landrat Robert Scholz sagte, der Bau habe "Vorbildcharakter" und er hoffe, dass davon eine Signalwirkung für andere Kommunen ausgehe.

Die Gemeinde investiert in das Wohnhaus mit neun Mietwohnungen zwischen 34 und 70 Quadratmetern rund 1,44 Millionen Euro. Das Gebäude wird in traditioneller Ziegelbauweise errichtet und mit einer Pelletheizung ausgestattet. Es wird einen sehr niedrigen Energiekoeffizient-Wert haben, wie Anne Hallermeier vom ausführenden Architekturbüro Goldbrunner und Hrycyk sagte. Auf dem Dach darf die Bürgerenergiegenossenschaft Freisinger Land eine Fotovoltaikanlage in Eigenregie betreiben. Begehrt werden, wie die Teilnehmer beim Richtfest vermuteten, aller Voraussicht nach vor allem die beiden 70-Quadratmeter-Wohnungen im Obergeschoss sein, da sie lichtdurchflutet und mit einer Galerie versehen sind und große Balkone haben. Von allen wurde die großzügige Planung gelobt.

Kommunaler Wohnungsbau: Vor dem Richtfest am Dienstag schmückt Franz Oberhauser von der Zimmerei Hartl noch den Richtbaum.

Vor dem Richtfest am Dienstag schmückt Franz Oberhauser von der Zimmerei Hartl noch den Richtbaum.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Es ist unser politischer Wille zu gestalten", sagte Bürgermeister Harald Reents über die Hintergründe, warum die Gemeinde so viel Geld investiert. Und das werde sie auch in Zukunft tun. Deshalb habe man auch im Haushalt 2016 entsprechende Mittel eingeplant. "Wir werden den Weg fortsetzen."

Der Beschluss, für das Personal in der Gemeinde günstigeren Wohnraum als auf dem freien Markt zu schaffen, wurde laut Reents bereits im Gemeinderat vor der Kommunalwahl 2014 gefasst. Allerdings habe man damals nur an den Kauf von Wohnungen gedacht. Relativ schnell sei dann aber der Umschwung gekommen und es sei beschlossen worden, selbst zu bauen - und bei der Planung wurden aus sechs neun Wohnungen. Die ursprüngliche Zielgruppe sei nur das Personal in den Kindertageseinrichtungen gewesen, für "Erzieherinnen, die wir dringend brauchen, aber noch gar nicht haben". Es sei wichtig, dass die Leute, die in der Gemeinde und für die Gemeinde arbeiten, dort auch leben können. Und dazu zähle, bezahlbare Wohnungen zu haben, sagte Bürgermeister Reents. Auch im Hinblick auf die Konkurrenzsituation im Münchner Raum.

Stellvertretender Landrat Robert Scholz sagte: "Es gibt eine Zeitschrift mit dem Titel Schöner Wohnen, was auch den Wert einer Wohnung für den Menschen zeigt". Aber im Ballungsraum München gebe es nur noch: "zu wenige zu teure Wohnungen". Das sei ein gewaltiges Problem für die vielen Menschen im öffentlichen Dienst, aber auch für Polizeibeamte oder Lehrer, die hierher beordert werden. Und auch für viele junge Menschen und Familien sowie Studenten und Asylbewerber. Deshalb fragte Scholz etwas provokant: "Warum müssen so viele Asylbewerber in den Ballungsraum München mit dem Wohnungsmangel, wenn es wo anders Leerstände gibt?"

Kommunaler Wohnungsbau: Das Wohnhaus der Gemeinde Hallbergmoos für Kinderbetreuer und Gemeindemitarbeiter kostet rund 1,4 Millionen Euro. Simulation: Gemeinde

Das Wohnhaus der Gemeinde Hallbergmoos für Kinderbetreuer und Gemeindemitarbeiter kostet rund 1,4 Millionen Euro. Simulation: Gemeinde

Dass Hallbergmoos wieder in den kommunalen Wohnungsbau einsteigt, lobte der stellvertretende Landrat ausdrücklich: "Das kann man angesichts der Probleme auf dem Wohnungsmarkt nur gut heißen. Auch andere Kommunen sollten dem folgen. Scholz gab aber auch zu, dass nicht viele Gemeinden so gut finanziell dastehen wie Hallbergmoos. Die Gemeinde ist schuldenfrei und hat vergangenes Jahr rund 30,7 Millionen Euro Gewerbesteuer eingenommen. Auch bei der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises will sich Hallbergmoos nach 27 Jahren wieder beteiligen. Damals wurden Wohnungen an der Maximilianstraße gebaut.

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