Kommentar:Sozialromantik und die Realität

Bei den Kosten für die Kinderbetreuung muss die Stadt auch die Sachzwänge berücksichtigen

Von Birgit Goormann-Prugger

Gebetsmühlenartig fordert Monika Hobmair von der ÖDP, dass die Stadt die Gebühren für die Kinderbetreuung abschafft, und ebenso gebetsmühlenartig kann man ihr da voll und ganz recht geben. Es ist wirklich nicht einzusehen, dass der Schulbesuch kostenlos ist und der Kindergartenbesuch nicht. Zumal das Beispiel Unterföhring zeigt, dass nichts unmöglich ist, auch nicht bei der Kinderbetreuung. In Unterföhring kostet die Kinderbetreuung seit über 30 Jahren keinen Cent - ein Angebot, das deutschlandweit seinesgleichen sucht.

Gut, auch dort spricht man von einem Luxus, den man sich eben leistet. Und ja, Unterföhring ist wohl finanziell ein bisschen besser aufgestellt als die Stadt Freising. Hier runzelt Kämmerin Mathilde Hagl angesichts der Millionen Euro, die für die Westtangente, den Asamtrakt und die neue Schule im Steinpark ausgegeben müssen, schnell die Stirn, wenn die Stadträte bei den freiwilligen Ausgaben für die Kinderbetreuung allzu großzügig vorgehen wollen.

Überspitzt ausgedrückt treffen bei dieser Debatte stets die Sozialromantiker auf die Realos. Die einen fordern kostenlose Kinderbetreuung und zwar sofort, ganz egal, was das kostet. Die anderen verweisen auf die Verantwortung der Freisinger Stadträte für den Gesamtetat und auf die nötige Ausgabenkontrolle. Nachvollziehbar sind beide Positionen. Lösen wird sich dieser Interessenkonflikt erst, wenn dazu eine Entscheidung auf Landes- oder Bundesebene fällt wird. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) hatte vor einigen Tagen angekündigt, dass sie für Kinder von null bis sechs Jahren die Gebührenfreiheit für Kindertageseinrichtungen einführen will. Freisings OB Tobias Eschenbacher würde sich sicher freuen, wenn sie bei diesem Vorhaben erfolgreich sein würde.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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