Nein, diese Aktion war nicht in Ordnung. Bei allem Verständnis dafür, dass die Provokation der Neo-Nazis am Montagabend im Löwenwirt die Emotionen beim Bündnis "Freising ist bunt" hochkochen ließ: Dessen Wirt Günter Wittmann auf Facebook deshalb umgehend quasi als "braunen" Kameraden zu brandmarken, sein Lokal als Treffpunkt der entsprechenden Szene darzustellen, ist einfach nur rufschädigende Hetze. Der Umstand, dass ein Gastronom Gäste unbequemer politischer Couleur bewirtet, macht ihn nun nicht automatisch zu deren Gesinnungsgenossen. Dessen ist man sich nach der ersten Empörung wohl auch bei "Freising ist bunt" bewusst. Man hat die Anschuldigungen im Internet mittlerweile zurückgenommen - so gut das in einem sozialen Netzwerk jedenfalls möglich ist.
Kritik am Verhalten des "Löwenwirts" muss dennoch gestattet sein. Die Stadt Freising und ihre Bürger haben in der Vergangenheit mehrfach zu verstehen gegeben, dass Neonazis in ihren Mauern nicht willkommen sind. Wann immer die rechten Kameraden hier einen Aufmarsch planen, stellen sich ihnen Gegendemonstranten in den Weg und auf Geheiß des Oberbürgermeisters wird sogar das Kriegerdenkmal verhüllt. Wünschen würde man sich da schon, dass auch die Wirte mit an dem einen Strang ziehen und die unerwünschten Gäste nicht bewirten - auch wenn das um den Preis von 20 Portionen Spareribs geschehen müsste.
Wittmann war und ist lange genug Wirt, er hat Erfahrung auch im Nachtleben: Dass er nicht erkannt haben soll, welche Art von Kameraden er in dieser Gruppe vor sich hatte, erscheint zumindest unwahrscheinlich. Spätestens aber, als er von Robert Andreasch, Referent der Antifaschistischen Informationsstelle in München, darauf aufmerksam gemacht wurde, hätte er reagieren und von seinem Hausrecht Gebrauch machen können und müssen. Der Respekt einer großen Mehrheit der Freisinger wäre ihm sicher gewesen.