Kommentar:Es geht auch ohne

Die freiwillige Selbstverpflichtung für Plastiktüten Geld zu verlangen, geht nicht weit genug. Besser wäre der komplette Verzicht

Von Clara Lipkowski

Wem ist es nicht schon einmal so gegangen - beim Einkauf nach der Arbeit mal wieder den Einkaufsbeutel vergessen. Voll schlechten Gewissens zieht man eine der großen Plastiktüten aus dem Fach an der Kasse und verstaut notgedrungen die Lebensmittel in dem roten, gelben oder blauweißen, umweltschädlichen Sackerl.

Ja, es ist schon fast verpönt, Plastiktüten mit sich herumzutragen, besonders, wenn Lebensmittel darin sind. Bei Kleidung hat sich zunehmend die elegantere Papiertüte durchgesetzt - in dem Glauben, sie sei umweltschonender. Auch wenn immer mehr Menschen Jutebeutel, Rucksack oder Handtasche nutzen, um Einkäufe zu verstauen, als Werbeträger ist die Tüte, egal aus welchen Material, wichtig für den Einzelhandel.

Jetzt aber geht's der Tüte aus Kunststoff an den Kragen, zumindest, wenn es nach dem Bundesumweltministerium geht. Das will deren Pro-Kopf-Verbrauch deutlich senken. Daraufhin haben 240 Unternehmen, davon zahlreiche auch im Landkreis, im April eine Selbstverpflichtung zu bezahlpflichtigen Tüten unterzeichnet, denn: die Zunahme an Plastikmüll steigt, nicht nur in Haushalten, auch in der Natur, in Flüssen und Weltmeeren. Das ist schon lange bekannt. Aber warum nur 240 Unternehmen? Die freiwillige Selbstverpflichtung ist eine für Unternehmen bequeme Möglichkeit, das Image zu polieren und dem Trend, umweltbewusst zu leben, zu folgen. Noch konsequenter wäre es, wie bei Rewe geschehen, die Kunststofftüte gleich komplett abzuschaffen. Nach dem Motto: Alle haben gesagt, das geht nicht. Und irgendwann kam einer, der hat's einfach gemacht.

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