Kommentar:Den Gemeinden die Augen öffnen

Wenn die Wohnungsnot in der Region gelindert werden soll, müssen die Kommunen mitspielen

Von Peter Becker

Hehre Ziele sind während der Fachtagung "Wohnen für alle ermöglichen" formuliert worden. Der Wohnungsnot, die seit etwa 2008 im Großraum München grassiert, soll endlich ein Ende gesetzt werden. Der Freistaat, so lautet ein Postulat, soll in einem Sonderprogramm in den kommenden fünf Jahren 800 Millionen Euro zur Verfügung stellen. So weit, so gut. Ob der Freistaat sein Füllhorn tatsächlich ausschüttet, bleibt indes abzuwarten.

Wer die Zeit betrachtet, die mittlerweile seit den Kommunalwahlen vergangenen ist, dem drängt sich allerdings noch eine andere Frage auf. Wer bringt die Gemeinden mit welchen Mitteln dazu, in ihrer Mitte sozial verträglichen Wohnungsbau zu schaffen. Immerhin: Die Gemeinde Hallbergmoos baut ein Haus mit neun Wohnungen für Kindergarten-Personal und Gemeindemitarbeiter, damit diese sich das Leben in der Hochpreis-Region künftig leisten können.

Doch diese Klientel ist in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt. Weniger Fürsprecher hat da das Heer der Niedriglohnverdiener, das nach wie vor in die Region drängt. Mit diesen Menschen und der Zahl der anerkannten Asylbewerber steigt das Potenzial an Bürgern, die durch Obdachlosigkeit bedroht sind. Die Gemeinden im Landkreis verschließen offenbar die Augen vor diesem Problem. Trotz dringender Appelle von Landrat Josef Hauner hat sich bislang keine Kommune dazu bereit erklärt, ein Grundstück für geförderten Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Der Traum von einer Wiederbelebung der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises scheint ausgeträumt.

Selbst wenn ein mit 800 000 Millionen Euro schwerer Topf bereit stehen würde: Ob das an der Einstellung der Gemeinden etwas ändert, bleibt abzuwarten. Sie wollen ihre Ortschaften von mit scheinbaren Makeln behafteten Personen sauber halten. "Ohne die Gemeinde geht nichts." Diese oft zitierte Feststellung hat sowohl eine positive, aber auch eine ausgesprochen negative Seite. Nämlich dann, wenn es um das Blockieren wenig populärer, aber dafür umso drängenderer Entscheidungen geht.

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