Kommentar:Bei den Fakten bleiben

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Probleme wie in Essen lassen sich lösen - das zeigt das Beispiel der Tafeln im Landkreis

Von Alexandra Vettori

Da ist einiges schiefgelaufen in der Diskussion um die Essener Tafel, die vorerst nur noch Neukunden mit deutschem Pass versorgt. Jeder kühlt jetzt sein Mütlein, Flüchtlings- und Sozialpolitik, alles wird in einen Topf geworfen. Doch wie immer, wenn es um Ausländer und Flüchtlinge geht, zuerst der Rat: erst mal abregen. Es klingt verlogen, wenn jetzt die Klage losbricht, der eigentliche Skandal sei, dass Rentner, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose eine Tafel benötigen. Das tun sie nämlich nicht erst, seit Flüchtlinge dort aufkreuzen. Mit 416 Euro im Monat kommt man nun mal kaum über die Runden, auch nicht, wenn der Staat die Miete bezahlt.

Maßlos übertrieben ist es auch, wenn den Helfern der Essener Tafel der Grundsatz "Essen nur für Deutsche" unterstellt und der Stempel "Nazi" aufgedrückt wird. Fakt ist, bei den Tafeln arbeiten Ehrenamtliche, die kaum in der Lage sind, Hunderte junge, in der Regel männliche Flüchtlinge in Schach zu halten. Dass denen oft die "Anstellkultur" fehlt, kann man nachvollziehen, mit der hätten sie den Weg nach Deutschland wohl auch nicht geschafft. Unlauter sind auch diejenigen, die sich jetzt darüber empören, dass Flüchtlinge und Arme konkurrieren. Es war von vornherein klar, dass sich die Flüchtlinge nicht mit Besserverdienenden um die letzte hellgrüne Gucci-Tasche im Laden streiten würden.

Dass es eine Lösung gibt, ist bei den drei Tafeln im Landkreis zu sehen, wo das Problem zugegebenermaßen weniger drängend ist als in der armen Großstadt Essen: unterschiedliche Öffnungstage für ältere Menschen und junge Flüchtlinge, unterschiedliche Ausgabezeiten, selbstverständlich sofortige Hausverbote für Randalierer und vielleicht für eine Übergangszeit auch Sicherheitsleute, wenn nötig. Auch dass nur anerkannte Flüchtlinge versorgt werden, kann man durchaus so stehenlassen.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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