Kleine Käfer, großer Schaden:Leichtes Spiel für die Schädlinge

Borkenkäfer

Spuren von Borkenkäferlarven sind hier an der Innenseite der Rinde einer Fichte zu sehen.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Anhaltende Trockenheit und hohe Temperaturen: Die Bedingungen für die Borkenkäfer sind derzeit wieder ideal. Die Waldbesitzer sind darum in Alarmbereitschaft und fürchten hohe Verlust

Von Katharina Aurich, Freising

Die anhaltende Trockenheit und die hohen Temperaturen haben die Waldbesitzer in Alarmbereitschaft versetzt. So herrschen optimale Bedingungen für Borkenkäfer, die unter der Rinde von Fichten brüten, die Bäume schädigen und schließlich absterben lassen. Jetzt ist die erste Generation erwachsen, die nur vier bis fünf Millimeter großen Insekten fliegen zur Zeit aus den Brutbäumen und suchen sich eine Fichte, in der sie sich selbst wieder fortpflanzen können. Als Gegenmaßnahme kann der Waldbesitzer nur seine Bäume regelmäßig kontrollieren und befallene Fichten aus dem Wald entfernen.

Die Vermehrungsrate sei heuer - wie auch wie im vergangenen Jahr - sehr hoch, sagt dazu Borkenkäferspezialistin Cornelia Triebenbacher von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. Die Behörde ermittelt für ihr Borkenkäfer-Monitoring anhand von 120 Fallen in ganz Bayern, wie viele Tiere unterwegs sind. Die Karte mit den aktuellen Daten ist im Internet abrufbar. Schon jetzt sind viele Gebiete, vor allem dort, wo die Fichten dominieren, rot eingefärbt - Gefahr für die Bäume droht. Die Borkenkäfer seien in der Lage, sich extrem schnell zu vermehren, ein Elternpaar könne 100 000 Nachkommen erzeugen, erklärt Cornelia Triebenbacher. Wenn die Bedingungen wie heuer optimal seien, gebe es während eines Sommers bis zu drei Generationen. Was für den Käfer gut ist, schwächt die Fichten, deren Heimat die feuchten und kühlen Gebirge sind. Sie leiden regional unter Trockenstress und den hohen Temperaturen. Ihr Abwehrmechanismus, sich mit der Bildung von Harztröpfchen gegen die Käfer zu wehren, funktioniert nur noch schwach. Dann haben die Insekten leichtes Spiel, können einen Brutplatz bohren und unter der Baumrinde ihre Gänge anlegen. Verräterische Spur der winzigen Schädlinge ist das Bohrmehl im unteren Stammbereich oder an Rindenschuppen, das bei der Brutanlage ausgeworfen wird und dem Waldbesitzer zeigt, welche Bäume befallen sind. Sechs bis zehn Wochen, je nach Witterung, benötigen die Tiere für ihre Entwicklung. Dann schwärmt eine Vorhut aus, sucht sich eine neue, geeignete Fichte und sendet für die Nachfolger Duftstoffe aus. Sei der bisher gesunde Baum dann von vielen Käfern besiedelt und quasi besetzt, senden sie wiederum spezielle Stoffe aus, um dies den umher fliegenden, suchenden Tieren zu signalisieren, erläutert Cornelia Triebenbacher die effizienten Mechanismen der Natur.

Bei der Waldbesitzervereinigung Freising (WBV) rechnet man mit einem großem Anfall von Käferholz, wenn die befallenen Bäume in den kommenden Wochen aus dem Wald entfernt werden müssen. Im Moment sei es aber noch ruhig, schildert Ingo Kellner, der sich um die Holzvermarktung kümmert. Förster Bernhard Söllner, der für das Forstrevier Freising Süd zuständig ist, ist schon in "Habachtstellung", wie er sagt. Die kommenden Wochen würden zeigen, wie groß die Schäden seien, so Söllner. Jeder Waldbesitzer sei verpflichtet, befallene Fichten sofort aus dem Wald zu bringen und sie mindestens in 500 Meter Entfernung von den gesunden Bäumen zu lagern. Fichtenstämme, die auf dem Waldboden liegen, müssen entrindet werden, um den Käfern keinen Unterschlupf zu bieten. Mit Chemie werde in der Regel nicht gegen die Käfer vorgegangen, das sei die absolute Notlösung.

Infos gibt es unter (www.borkenkaefer.org)

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