Kleine Ausstellung im Foyer:Weiterer Glanzpunkt für das Stadtmuseum

Kleine Ausstellung im Foyer: Kulturreferent Hubert Hierl, Günther Lehrmann, Vorsitzender des Historischen Vereins, Museumsleiterin Ulrike Götz u. Bürgermeister Hans Hölzl (v. l.).

Kulturreferent Hubert Hierl, Günther Lehrmann, Vorsitzender des Historischen Vereins, Museumsleiterin Ulrike Götz u. Bürgermeister Hans Hölzl (v. l.).

(Foto: Marco Einfeldt)

Historischer Verein erwirbt 400 Jahre alten Deckelkrug - eine der wenigen Arbeiten des Freisinger Goldschmieds Hans von Erfurt

Von Petra Schnirch, Freising

Zunächst hatte es so ausgesehen, als würde diese Anschaffung das schmale Budget übersteigen. Ein Kunsthändler aus Fulda hatte dem Historischen Verein einen prächtigen Deckelkrug des Freisinger Goldschmieds Hans von Erfurt angeboten. Experten des Bayerischen Nationalmuseums bestätigten die Herkunft des Kleinods und hielten auch den Preis für angemessen. Vorsitzender Günther Lehrmann aber ließ nicht locker. Die Sparkassenstiftung sagte ihm Unterstützung zu, ebenso Vereinsmitglied Peter Lenz. Als ihm auch der Händler entgegenkam, schlug der Verein zu.

Eine genaue Summe will Lehrmann nicht nennen. Seit Anfang des Jahres aber gehört der etwa 400 Jahre alte Krug aus Silberblech zum Inventar des Freisinger Stadtmuseums. "Das ist ein zusätzlicher Glanzpunkt", sagte Lehrmann. Am Sonntag stellte er die Neuerwerbung gemeinsam mit Museumsleiterin Ulrike Götz vor. Bis zum 10. Juli ist im Foyer eine kleine Präsentation zu Hans von Erfurt aufgebaut. Nach der geplanten Vergrößerung des Museums im Zuge der Sanierung des Asamkomplexes ist das Stück für die Dauerausstellung bereits "gesetzt", sagte Götz.

Der Deckelkrug ist üppig dekoriert. Bogenornamentik verbindet sich mit pflanzlichen Formen, dazwischen sind ein Hund, ein Reh und ein Löwe in einer Landschaft dargestellt. Auf dem Deckel sitzt ein Bub, der eine Frucht, vielleicht eine Weintraube, in der Hand hält. Den Deckeldrücker ziert eine kleine Meerjungfrau, auch der Griff ist aufwendig gestaltet. Die Formensprache sei typisch für die Zeit um 1600, erklärte Götz. Sie vermutet, dass es sich um ein Schaugeschirr handelt, das die Besitzer bei geeigneten Anlässen ausstellten oder verschenkten, das passende Ambiente dafür könnte der fürstbischöfliche Hof geboten haben.

Mit dem neuen Krug verfügt das Museum nun über drei Arbeiten Hans von Erfurts. Er war um 1580 nach Freising gekommen - woher, das ist bisher nicht geklärt. Der Name legt aber nahe, dass er aus Erfurt oder zumindest aus Thüringen stammte. Um 1600 war er laut Ulrike Götz der führende Goldschmied in der fürstbischöflichen Residenzstadt und trug den Titel eines Hofgoldschmieds. Zeitweise übernahm er sogar Aufgaben eines Baumeisters. 1626 starb Hans von Erfurt in Freising.

Lediglich sieben oder acht Objekts aus seiner Hand sind bekannt. Für Götz ist das nicht weiter erstaunlich. "Goldschmiedearbeiten gehörten ja grundsätzlich einer sehr gefährdeten Gattung an", schilderte sie. Wenn Not herrschte oder sich die Mode geändert hatte, wurden Gegenstände aus kostbaren Materialien oftmals kurzerhand eingeschmolzen.

Neben dem Krug ist das Museum in Besitz eines Messkelchs und eines aufwendig gestalteten Bechers des Meisters. Ausgestellt ist derzeit auch ein Kelch, der zu den liturgischen Gerätschaften der Pfarrei Sankt Lantpert gehört. Zumindest als Foto ist eine wertvolle Gewandschließe aus dem Jahr 1594 zu sehen, die sich an einem Pluviale, einem liturgischen Gewand, aus der Zeit Fürstbischof Eckhers befindet. Sie zeigt die Geburt Christi.

Das Stadtmuseum könne nun eindrucksvolle Arbeiten der Freisinger Goldschmiedekunst zeigen, sagte Ulrike Götz, meldete aber augenzwinkernd schon die nächsten Wünsche an. Was in der Sammlung bisher fehlt, sei ein Zeugnis der Freisinger Uhrmacherkunst. Deshalb ihre Bitte an die Anwesenden: "Halten Sie die Augen offen".

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