Kirchenmusik:"Bereichernde Impulse"

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Seit August 2016 leitet Matthias Egger die Freisinger Dommusik. Er studierte Kirchenmusik, Orgel und Chordirigieren in Bozen und München. Seit 2009 war er für das Musikprogramm der Jesuitenkirche Innsbruck zuständig. (Foto: Marco Einfeldt)

Dommusikdirektor Matthias Egger gefällt die protestantische Kirchenmusiktradition - am Sonntag serviert er mit dem Domorchester die passende Tafelmusik zu "Luthers Tischreden" im Hof des Kardinal-Döpfner-Hauses

Interview von Von Peter Buchholtz und Verena Bracher, Freising

500 Jahre nachdem Martin Luther seine berühmten 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg genagelt hat, veranstaltet die Stiftung Bildungszentrum im Hof des Kardinal-Döpfner-Hauses am Sonntag, 9. Juli, einen literarisch-musikalischen Abend, bei dem eine Auswahl aus "Luthers Tischreden" präsentiert wird. Dommusikdirektor Matthias Egger wird mit dem Domorchester für den musikalischen Rahmen sorgen. Neben frühbarocken Stücken von Johann Hermann Schein werden auch jüngere Kreationen aus dem 20. Jahrhundert von Paul Hindemith Teil des Programms sein.

SZ: Herr Egger, die Stücke, die Sie zu "Luthers Tischreden" ausgewählt haben, erzählen von der Jahrhunderte alten Verbindung zwischen dem Speisen und der Musik. Welche Musik hören Sie beim Essen?

Matthias Egger: Barocke Tafelmusiken sind bei mir zwar eher selten am Laufen, aber diese Musik wäre sehr geeignet, denn sie ist dafür geschrieben worden.

Wie erfolgt die Auswahl der Stücke? Haben Sie sich vorab mit Christian Jungwirth, der einige Texte rezitieren wird, zusammengesetzt?

Mit Christian Jungwirth habe ich vorher noch nicht gesprochen, die Stücke habe ich schon im Herbst und Winter ausgesucht. Ich hatte aber schon Einblicke in die Tischreden von Martin Luther und konnte davon ausgehend Stücke aus der Musikgeschichte auswählen. Über das Zusammenspiel von Kulinarik, Literatur und Musik bin ich dann auf die Idee gekommen, beim Genre der Tafelmusik zu suchen.

Stammt die Musik denn aus der Zeit Luthers ?

Johann Hermann Schein lebte zwar etwas später als Martin Luther, die Stilistik ist aber dieser Zeit sehr nahe. Die Sitten zu Tisch waren dieselben wie bei Luther. Ich habe versucht, möglichst Musik aus der Spätrenaissance, aus dem Frühbarock zu finden, um dem zu entsprechen. Scheins Suiten kann man sehr farbig nach Gusto besetzen, das sind fünf- bis sechs- oder siebenstimmige Partituren. Zudem habe ich mich auch in den späteren Zeiten umgesehen, da es mir auch immer ein Anliegen ist, dass Musik aus der Gegenwart beziehungsweise dem 20. Jahrhundert mit einbezogen wird.

Gibt es Stücke in der Auswahl für Sonntag, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Auf die Sätze, die ich von Paul Hindemith gefunden habe, freue ich mich besonders. Es sind Stücke, die als Tischmusik entstanden sind, gleichzeitig haben sie einen hohen künstlerischen Anspruch. Ich bin aber auch ein großer Verehrer von Johann Sebastian Bach. Seine Orchestersuiten wurden in seinen ersten Leipziger Jahren im Kaffeehaus - quasi als Tafelmusiken - aufgeführt. Die dritte Suite, die den Abschluss unseres Programms bildet, erfreut sich großer Bekanntheit und hat eine ganz besondere Atmosphäre.

Haben Sie einen besonderen Bezug zu Luthers Figur beziehungsweise zum Lutherjahr?

Ich habe eine große Liebe für die protestantische Kirchenmusiktradition und habe in meiner Studienzeit sogar in einer evangelischen Kirche gearbeitet. Die Impulse dort waren sehr bereichernd. Das Reformationsjahr spielt bei uns natürlich auch eine große Rolle. Wir als Dommusik haben punktuelle Elemente in unserem Programm aufgegriffen. Unsere Hauptveranstaltung, die sich mit dem Thema befasst, ist aber die am Sonntag.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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