Kirche:Mit Mut und Weitblick

Kirche: Claudia Pfrang ist die erste Frau in der langen Geschichte des Freisinger Dombergs, die hier eine leitende Position inne hat. Die 52-jährige promovierte Theologin ist seit zwei Jahren Direktorin der "Stiftung Bildungszentrum" im Kardinal-Döpfner-Haus.

Claudia Pfrang ist die erste Frau in der langen Geschichte des Freisinger Dombergs, die hier eine leitende Position inne hat. Die 52-jährige promovierte Theologin ist seit zwei Jahren Direktorin der "Stiftung Bildungszentrum" im Kardinal-Döpfner-Haus.

(Foto: Marco Einfeldt)

Claudia Pfrang ist als Direktorin der Stiftung Bildungszentrum die erste Frau auf dem Freisinger Domberg in verantwortlicher Position. Sie möchte Gott neu denken und seine Botschaft in die heutige Zeit bringen.

Interview von Katharina Aurich, Freising

Claudia Pfrang, Direktorin der Stiftung Bildungszentrum im Kardinal-Döpfner-Haus, stammt aus Unterfranken und ist mit vielfältig engagierten Eltern aufgewachsen. Ihre Mutter war Bürgermeisterin ihres Heimatortes, ihr Vater Gemeinderat, beide Eltern bauten eine Patenschaft mit einer Diözese im Senegal auf. Da Pfrang, die als zweites Studienfach neben Theologie auch Romanistik studierte, fließend französisch spricht, war sie schon als junges Mädchen oft als Dolmetscherin mit dabei und hat bis heute intensive Kontakte nach Afrika. Diese internationalen Erfahrungen ermöglichten ihr schon in jungen Jahren Einblicke in andere Kulturen und begründeten den Weitblick, der heute ihre Bildungsarbeit auf dem Domberg prägt.

SZ: Eine Frau an der Spitze einer wichtigen katholischen Bildungseinrichtung, wie geht das?

Claudia Pfrang: Richtig, ich bin die erste Frau am Domberg in verantwortlicher Position, das ist etwas Besonderes. Das gilt es sich immer wieder bewusst zu machen. Und ich benötige Standfestigkeit im Umgang mit meinen hauptsächlich männlichen Kollegen. Meine Devise: Kompetenz zeigen und meinen Weg mutig gehen!

Wie kamen Sie zur Bildung?

Ich habe bereits nach dem Studium bei einem Verband als Bildungsreferentin gearbeitet, Konzepte entwickelt und Veranstaltungen organisiert. Während meiner Elternzeit war ich freiberuflich als Dozentin tätig, habe meine Promotion geschrieben und war Redakteurin und Autorin von Publikationen. Anschließend erhielt ich die Leitungsstelle beim Kreisbildungswerk in Ebersberg. Nach sechs Jahren habe ich mich dann auf die Stelle der Direktorin auf dem Domberg beworben.

Welches sind Ihre wichtigsten Ziele als Chefin der Stiftung Bildungszentrum?

Ich möchte "Gott neu denken" - so heißt auch eines unserer erfolgreichsten Formate -, interdisziplinär arbeiten und theologische, philosophische und naturwissenschaftliche Aspekte einfließen lassen. Und ich möchte in einer Sprache, die die Menschen verstehen, Gottes Botschaft in die heutige Zeit bringen. Wir stehen hier zwar auf einem Berg, sind aber nicht abgehoben, sondern wollen für die Menschen Bildung mit Weitblick anbieten.

Welche Veranstaltungen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Wir haben zum Beispiel eine Lesung von Bibeltexten im Freisinger "Alten Gefängnis" und eine mit Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher im Rathaus organisiert. Das waren sehr schöne Erfahrungen. Ein weiteres Projekt war "Mittelstädte im Spannungsfeld zwischen Metropole und Land", eine Veranstaltung, die wir gemeinsam mit dem evangelischen Bildungswerk auf die Beine gestellt haben, die die hochaktuelle Problematik der zunehmenden Urbanisierung und deren Folgen thematisierte.

Eines Ihrer Ziele ist, junge Menschen zu erreichen. Wie gelingt das?

Wir wollen junge Menschen mit den neuen Medien ansprechen, sie beispielsweise im Projekt "Protest reloaded" aktivieren und ermutigen, sich gesellschaftlich zu engagieren, sich an Prozessen zu beteiligen und nicht nur 'ins Leere' zu protestieren. Wir stellen Menschen vor, die sich künstlerisch engagieren und kommen mit ihnen darüber ins Gespräch. Eine Aktion hieß "Was ist typisch Deutsch?": Auf Stellwänden konnten Passanten in der Fußgängerzone anhand von Karten sortieren, was für sie typisch Deutsch ist und dann mit anderen darüber diskutieren.

Welche Themen stehen als nächstes an?

Das sind die Sommer-Kultur-Nächte unter dem Motto "Zeit für Poeten", mit denen wir die Literatur auf vielfältige Weise zu einem Bühnenerlebnis machen. Die Bandbreite reicht von einer theatralen Lesung spanischer und lateinamerikanischer Texte über "Goethe und die Musik" mit dem Domorchester bis zu den "Erzähl.Frei.Räumen", in denen unsere Gäste Geschichten aus unterschiedlichen Kulturen erleben werden. Dazu kommt eine "Schubertiade" mit jungen Musikern des Camerloher Gymnasiums und ein "Spirit Poetry Event". Am 20. Juli laden wir dann zur "Langen Nacht der Bildung" ein.

Welchen Stellenwert hat Literatur in unserer schnelllebigen Zeit?

Literatur war und ist zu jeder Zeit wichtig. Wie man mit Sprache und Gedichten heute wieder Menschen begeistern kann, zeigen die Poetry-Slammer. Mit ihnen wollen wir in unserem Programm Brücken zwischen den Generationen bauen. Meine Idee ist, dass wir uns in den Fluss des Lebens stellen. Dazu gehören Veränderungen und Wandel, die sich auch in unserem Bildungsangebot widerspiegeln.

Die katholische Kirche tut sich mit dem Wandel eher schwer. Wie stehen Sie zum Erlass, in öffentlichen Gebäuden Kreuze aufzuhängen?

Das Kreuz darf nicht instrumentalisiert und politisch vereinnahmt werden. Es ist ein Heilssymbol für alle und nicht zur Ab- oder Ausgrenzung. Vor diesem Hintergrund bin ich gegen den Erlass. Das Kreuz erinnert uns Christen, wofür wir stehen. Natürlich hängt bei mir zu Hause eines.

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